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Am Rande notiert

Fußwallfahrt nach Club-Nacht im „Sinners“: Partygänger marschieren von Mühldorf nach Altötting

Mühldorf - Junge Leute, die dem Kreuz folgen. Rund 150 Pilger nahmen an der Wallfahrt der Mühldorfer Stadtkirche teil.
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Junge Leute, die dem Kreuz folgen. Rund 150 Pilger nahmen an der Wallfahrt der Mühldorfer Stadtkirche teil, ein Teil des Weges führt durch Polling.

Heiliger Geist oder Geist aus der Flasche? Manche Wege mögen verschlungen sein, auf denen der Herrgott seine Schäflein einsammelt. Das sagt unsere Kolumnistin Nicole Petzi, wenn sie an die letzte Wallfahrt der Stadtkirche Mühldorf denkt.

Manche Wege mögen verschlungen sein, auf denen der Herrgott seine Schäflein einsammelt. So kommt es Claudia Stadler vor, wenn die Pastoralreferentin der Stadtkirche Mühldorf mit ihrer Pilgerschar am Gnadenort Altötting mit mehr Wallfahrern ankommt, als es am Start waren.

Dass die rund 150 Frau, Mann und Kind starke Pilgerschar morgens um 4 Uhr eine geradezu überirdische Anziehungskraft auf die nächtlichen Gäste der Diskothek „Sinners“ hat, kann eigentlich nur den Ungläubigen überraschen. Die schwarzen Schafe sind doch bekanntlich dem guten Hirten am allerliebsten. Und die konnte er bei der jüngsten Wallfahrt am Sonntagmorgen einsammeln, als sich aus dem „Sünder“-Club kullernde Bierheilige kurzerhand den Pilgern anschlossen.

Ins stille Gebet gekehrt marschieren auch in diesem Jahr wieder viele junge Leute und Ministranten zum Gnadenort Altötting, hier auf Höhe der Gewächshäuser von Polling.

Machten früher derart aufgesammelte Schäfchen spätestens hinter der Stadtgrenze die Biege Richtung Bett, blieben die beiden jungen Burschen bis nach Altötting an den Wallfahrern dran. Weniger in sich gekehrt, als es sich die Pastoralreferentin gewünscht hätte, dafür stark mit Ratschen und Rauchen beschäftigt. Und der Versorgung mit hochprozentigem Nachschub an einer Tankstelle. Aber hin und wieder, da ist sich Stadler sicher, hätten sie mitgebetet. Größte Ausnahme: beim Feilschen um ein Messi-Trikot, dass sie auf dem Flohmarkt in Heiligenstadt erwarben.

Nicole Petzi

Auch wenn die Sinners-Pilger die abschließende Messe in der Basilika St. Anna verpasst haben: Vielleicht ist ihnen bei der Wallfahrt nicht nur der Geist aus der Bierflasche, sondern auch der Heilige erschienen. Für Claudia Stadler hat sich die Pilgerreise allemal gelohnt. Weniger Anpöbeleien auf dem Stadtplatz als sonst, dafür möglicherweise zwei Sünder bekehrt. Dennoch glaubt sie nicht, dass ihre Wallfahrt zum After-Party-Event wird. Denn Schnaps bleibt Schnaps und Wallfahrt bleibt Wallfahrt.

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