Die Entscheidung ist gefallen
Nach der Schlacht von 1322: Wie ging es mit dem Verlierer Friedrich dem Schönen weiter
Während in Oberammergau nach dem Ende der Passionsspiele die Haare gefallen sind und das Rasiermesser angesetzt wurde, tragen die Männer in Mühldorf und Erharting weiter ihre langen Bärte. Der Grund geht bis auf das Jahr 1322 zurück.
Von: Leonhard Biermaier
Erharting/Mühldorf – Anlässlich des Jahrestages der Schlacht von 1322 schlüpften Laienschauspieler des Kulturschuppn’s in Mühldorf und vom Brauchtumsverein in Erharting in ritterliche Gewänder, um die Gefangennahme von Friedrich dem Schönen nachzuspielen.
Dass die Schlacht vom 28. September 1322 in den Fluren von Erharting zwischen dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern und dem Habsburger Friedrich dem Schönen von Österreich im Anspruch auf die Königswürde zugunsten Ludwigs aus dem Hause Wittelsbach entschieden wurde, ist in den vergangenen Monaten immer wieder erwähnt worden.
Aber wie ging es mit dem Verlierer der letzten Ritterschlacht ohne Feuerwaffen auf deutschem Boden nach dessen Niederlage weiter? Diese Frage beantworteten die Aktiven der Mittelaltergruppe des Erhartinger Brauchtumsvereins und die Schauspieler des Mühldorfer Kulturschuppens bei einer Schlachtfeldexkursion mit anschließender Gefangennahme von Friedrich dem Schönen.
Schlacht von 1322 wurde im Sommerkeller nachgespielt
Da aber die Wetterlage alles andere als geeignet für eine Veranstaltung im Freien war, musste man kurzfristig umdisponieren und die geschichtlichen Gegebenheiten von 1322 in das geschützte Eingangsgewölbe des Erhartinger Sommerkellers verlegen.
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So erfuhren die etwa 50 Besucher einiges über die Umstände, die zur Schlacht vor 700 Jahren geführt hatten. Dass eine kriegerische Auseinandersetzung ohne vernünftige Versorgung wenig Sinn ergab, erläuterte Trossköchin Maria Atzinger mit interessanten Angaben zu den erforderlichen Mengen an Nahrungsmitteln und deren Zubereitung. Auch die Bedrängnisse der Bevölkerung rund um Erharting durch vermehrte Abgaben wurden an einer weiteren Station hautnah vermittelt. Die beiden mitleidheischenden Bauern Thomas Mück und Christian Hans entführten die Geschichtsinteressierten in die karge Zeit vor 700 Jahren. Schließlich informierte der böhmische Fußsoldat Stefan Kafurke über die Bewaffnung und Ausrüstung der Ritter hoch zu Ross und der Kämpfer zu Fuß, sowie der strategischen Aufstellung der gegnerischen Heere.
Kampfgeräusche auf dem Dornberg
Bei den abschließenden Betrachtungen zur Schlacht waren plötzlich Kampfgeräusche vom nahen Dornberg her zu vernehmen. Die Zuschauer waren nicht wenig überrascht als plötzlich Friedrich der Schöne, (Lukas Eder) verfolgt von bayerischen Rittern, fluchtartig auf sie zustrebte. Bevor er jedoch die Besucherlinie durchbrechen konnte, wurde er von Ritter Rindsmaul (Stefan Kafurke) in einem kurzen ritterlichen Schwertkampf entwaffnet und Ludwig dem Bayern (Bene Korbacher) übergeben. Dieser ordnete dann die vorläufige Internierung auf der Burg Dornberg an, womit dann auch der offizielle Ausflug in die Geschichte des Dornbergs endete.