Trockener März erhöht Risiko im Landkreis Mühldorf
Eine Zigarette reicht: Hohe Waldbrandgefahr in der Region so früh im Jahr wie selten zuvor
Der März war trocken wie seit Jahrzehnten nicht. Deshalb droht schon jetzt eine Gefahr, die eigentlich erst im Sommer kommt: Waldbrand.
Mühldorf – „Es knistert und knirscht im Wald“, beschreibt Waldkraiburgs Feuerwehr-Kommandant Bernhard Vietze die aktuelle Situation in den heimischen Wäldern.
Nach Tagen und Wochen ohne ergiebigen Regen ist die Waldbrandgefahr in den heimischen Forsten inzwischen „relativ hoch“, sagt Dr. Martin Kennel, Bereichsleiter Forsten im Töginger Landwirtschaftsamt.
Durch die lange, trockene Witterung, sagt Kennel, sei die oberste Bodenschicht ausgetrocknet. Das und das vertrocknete Altgras auf den Lichtungen bereiten den Verantwortlichen derzeit etwas Sorge.
Früherkennung aus der Luft
„ Momentan reicht eine brennende Zigarette aus, um einen Brand auszulösen “, bestätigt Michael Erber, Geschäftsführer der Mühldorfer Waldbesitzervereinigung. „Bei einem richtigen Verhalten besteht aber keine akute Gefahr.“ Vor allem nicht die Gefahr einer Selbstentzündung. Dafür ist es derzeit einfach zu kalt. „Im August oder September wäre das anders“, so Erber.
Mittlere Stufe drei ist erreicht
Dennoch ist erhöhte Vorsicht geboten. Auf dem fünfstufigen Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes liegt Mühldorf aktuell bei Stufe drei: „Mittlere Gefahr“. Und so hat die Regierung von Oberbayern diese Woche wieder Beobachtungsflüge angeordnet.
„Wir fliegen mit privaten Maschinen die Landkreise Mühldorf, Altötting, Traunstein und Berchtesgaden ab“, erzählt der Schwindegger Förster Andreas Schlegel, der zwei- bis dreimal im Jahr bei solchen Flügen dabei ist. „Wenn wir Rauch entdecken, geben wir per Handy die Koordinaten an die Leitstelle durch.“
Beobachter melden Rauch aus dem Flugzeug
Dann kann die Feuerwehr anrücken und den Brand löschen. Und die ist, wie Waldkraiburgs Feuerwehr-Kommandant Vietze betont, dafür bestens ausgestattet: „Wir haben genügend Ausrüstung.“ Auch das Training und die Ausbildung seien gegeben.
Aus Sicht der Feuerwehr hat ein Waldbrand in der Region „keine große Dramatik“, sagt Vietze. Entscheidender sei die taktische Einschätzung vor Ort und die Beobachtung der Brandstelle. „Gefährlich sind die Glutnester unter der Oberfläche, die weiter glimmen und sich ausbreiten.“ Doch die würden mit Wärmebildkameras gut erkannt. Die Struktur des Waldes in der Region verhindert darüber hinaus wirklich große Feuer. „Wir haben viele zersplitterte Wälder“, erklärt Förster Schlegel. Da würden Brände sehr schnell erkannt und gemeldet. Sie hätten keine Chance, sich großflächig auszubreiten. Gefährlicher es sei da zum Beispiel im Neuöttinger Staatswald.
Waldumbau hilft gegen Feuergefahr
Auch der Waldumbau zum Mischwald trage zur Risikominimierung bei, erklärt Dr. Kennel vom Landwirtschaftsamt: Dadurch werde der Wald naturnaher und eine Austrocknung der Bäume durch die verschiedenen zum Teil widerstandsfähigen Arten auf natürlichem Weg verringert.
Gefahr wird in den kommenden Jahren steigen
Auch wenn die derzeitige Situation – bis auf unachtsame Waldbesucher – nicht bedrohlich ist, nimmt die Waldbrandgefahr tendenziell zu, wie der Geschäftsführer der Waldbesitzer, Erber, erklärt: „Die Ursachen sind in erster Linie der Klimawandel und ein trockenes Frühjahr.“ Früher habe es einfach viel mehr Schnee und im Frühjahr die Schneeschmelze gegeben. Das fehle jetzt und in Zukunft wohl immer öfter.