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Einschneidende Veränderungen auf Mühldorfer Volksfest

Ein großes Erbe: Zwei junge Leute übernehmen das ehemalige Weißbierzelt der Familie Unertl

Jahrelang war das Unertlzelt wichtiger Bestandteil des Mühldorfer Volksfests. Seine Geschichte geht heuer zu Ende, das Erbe fällt in die Hände zweier junger Leute.
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An den Wänden der Aloysius, die Tische voll besetzt, auf der Küche kamen Wiesn-Schmankerl zum Weißbier: Jahrelang war das Unertlzelt wichtiger Bestandteil des Mühldorfer Volksfests. Seine Geschichte geht heuer zu Ende, das Erbe fällt in die Hände zweier junger Leute.

Es war ein langsames Sterben, jetzt ist es amtlich: Nach 92 Jahren geht die Ära Unertl auf dem Mühldorfer Volksfest zu Ende. Seit 1930 gehören die Familie und ihr Mühldorfer Weißbier mit nur sehr kurzen Unterbrechungen auf die Wiesn. Das sind ihre Nachfolger.

Mühldorf - Aus dem Unertl-Weißbierzelt wird in diesem Sommer das „Innbräu Festzelt”, Festwirtin wird Anna-Katharina Lohner. Sie stammt aus der Familie Obermeier-Lohner, die seit vielen Jahren mit ihrer Gockelbraterei auf dem Volksfest dabei ist. Das Familienunternehmen Obermeier Frischeier aus Niederbergkirchen beliefert zahlreiche Wochenmärkte und Supermärkte in der Region mit Eiern und anderen Produkten rund ums Huhn.

Innbräu kommt aus Forsting

Innbräu Max Vetter arbeitet seit 2017 an einer eigenen Brauerei. Zunächst wollte der junge Braumeister mit zwei Mitstreitern einen eigenen Betrieb in Mühldorf bauen. Der Plan war es, an der Mühldorfer Nordumfahrung in der Nähe des OBI anzusiedeln. Daraus wurde nichts, die Drei gingen auseinander, es kam Corona und die Pläne platzten.

Seit 2019 braut Vetter sein Bier nach eigenen Angaben als Mieter in der Brauerei Forsting südlich von Haag. Er schenkte es zuletzt unter anderem beim Mühldorfer Altstadtfest und am Stand von „Obermeier‘s Gockelbraterei“ auf dem Volksfest aus. Im Gespräch mit dem Mühldorfer Anzeiger sagte er: „Ich möchte eine gute Alternative mit einem regionalen Produkt schaffen und in der Heimat punkten.“ Die Übernahme des ehemaligen Weißbierzelts dürfte dafür ein großer Schritt sein. Ein Festbier hatte er bereits im vergangenen Jahr bei „Obermeier‘s Gockerlbraterei“ vorgestellt.

Sehr große Fußstapfen

Die beiden jungen Leute, Lohner ist 27, Vetter 33, treten trotz der Turbulenzen des Unertlzelts im vergangenen Jahr in sehr große Fußstapfen. Über Jahre entwickelte sich das Weißbierzelt zu der Anlaufstelle des Volksfests, vom „Wohnzimmer der Mühldorfer” sprachen viele. In den letzten Jahren vor der Corona-Pandemie war es oft schwierig, ohne Reservierung einen Platz zu ergattern.

Mit dem Tod von Seniorfestwirtin Ingrid Unertl 2016 mussten die beiden Männer im Haus, Wolfgang junior und senior, die Leitung des Zelts ohne die Wirtin stemmen. Dazu gehörte auch eine teilweise Neuorganisation. Denn mit Ingrid Unertl verlor es nicht nur die Küchenchefin, sondern diejenige, die viele Fäden in der Hand hielt.

Neuaufstellung nach dem Tod der Unertl-Senioren

2017 starb Seniorchef Wolfgang Unertl, sein Sohn Wolfgang schulterte ab diesem Zeitpunkt Brauerei und Volksfest alleine. Bei dieser Neuausrichtung sollte noch zu Lebzeiten des Seniorchefs Starkoch Alfons Schuhbeck helfen, der Freund der Familie kam zeitweilig als Festwirt nach Mühldorf, blieb aber nur drei Jahre. Auch die Zusammenarbeit mit weiteren Festwirten war nach nur einem Versuch beendet, zuletzt die mit Jochen Mörz. Besucherzahlen und Umsatz des Zeltes erlebten 2022 einen ungeahnten Tiefpunkt.

Abschied der Brauerei aus Mühldorf

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Weißbier-Brauerei längst aus Mühldorf verabschiedet. Am 31. März 2021 endete der Braubetrieb am Mühldorfer Stadtwall nach 92 Jahren. Wolfgang Unertl zog mit seinen Weißbierspezialitäten, dem Hellen und dem Fit am Inn zur Brauerei Aldersbacher. Dort wird seitdem das Mühldorfer Weißbier hergestellt, die Unertl GmbH vertreibt es weiter in der Region und darüber hinaus. In der Kreisstadt gibt es seitdem keine Brauerei mehr. Über fünf Generationen führten die Unertls den Betrieb in Mühldorf.

An Stelle der Brauerei entstehen derzeit Mehrfamilienhäuser, das Weißbierzelt geht in die jüngeren Hände der Familien Obermeier-Lohner und Vetter über.

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