Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

„Teils werden Probleme über Jahre verschleppt“

Die gefährliche Angst der Männer vor der Urologin - Expertin über Vorsorge und Vorurteile

Am Bildschirm erkennen Radiologen einen Tumor in der Prostata. Urologen können diese Krankheit bei Vorsorgeuntersuchungen diagnostizieren – und Leben retten.
+
Am Bildschirm erkennen Radiologen einen Tumor in der Prostata. Urologen können diese Krankheit bei Vorsorgeuntersuchungen diagnostizieren – und Leben retten.

Mühldorf – Zum Weltmännertag am 3. November spricht die Mühldorferin Stefanie Eberl über die Angst der Männer vor der Prostatauntersuchung. Die Assistenzärztin der Urologie weiß auch, dass diese Sorge gefährlich werden kann.

Wie weit verbreitet sind Männerkrankheiten?

Stefanie Eberl : Die beiden Krebserkrankungen der Männer, die wir in der Urologie behandeln, betreffen die Hoden und die Prostata. Hodenkrebs ist vergleichsweise selten mit etwa 4000 Neuerkrankungen pro Jahr. Leider trifft es hier vor allem junge Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren. Es sterben mehr als 200 Männer pro Jahr an dieser Erkrankung.

Ist das bekannt?

Eberl: Hodenkrebs ist bei jungen Männern kein allgemeines Gesprächsthema. Dennoch sehe ich eine positive Tendenz. Einmal werden Krebserkrankungen von Profisportlern publik, sodass sich mancher Fußballfan vielleicht doch einmal traut, etwas im Freundeskreis zu erzählen. Immer wieder sehe ich in der Praxis eine „Vorsorgewelle“ bei jungen Männern, die Angst vor Hodenkrebs haben. Sie berichten, dass ein Freund oder Familienmitglied daran erkrankt sei und sie nun auf Nummer Sicher gehen wollen.

Wenn man von gefährlichen Männerleiden spricht, denkt man sofort an Prostata-Krebs. Ist das berechtigt?

Eberl: Ab etwa 70 Jahren steigt das Risiko einer Prostatakrebserkrankung deutlich an. In Deutschland wird im Jahr über 80.000 Männern diese Diagnose mitgeteilt. Zudem sterben über 15.000 Männer pro Jahr, wobei die Lebenserwartung mit Prostatakrebs sehr unterschiedlich sein kann. Man geht davon aus, dass annähernd jeder Mann in seinem Leben einmal Prostata-Krebs bekommen wird. Das heißt jedoch nicht, dass jeder Mann eine Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie benötigen wird.

Stefanie Eberl.

Warum?

Eberl: Da Prostatakrebs sehr langsam wachsen kann, bleibt er oftmals bis zum natürlichen Lebensende unentdeckt und macht keine Probleme. Wir versuchen, mit der Vorsorgeuntersuchung frühe oder aggressive Krebsfälle aufzudecken und zu behandeln. Krebs kann hier schon mal in einem Alter von 50 Jahren auftreten.

Ist er heilbar?

Eberl: Grundsätzlich ja. Zudem hat die Forschung in den letzten Jahren immense Fortschritte gemacht. Und auch die medikamentöse Therapie ist beträchtlich vorangeschritten, sodass fast jährlich neue Medikamente verfügbar sind.

Was kann man grundsätzlich tun, um einer Erkrankung vorzubeugen?

Eberl: Eine gute Selbstbeobachtung ist der erste Schritt um einer Erkrankung auf die Spur zu kommen. Vor allem junge Männer sollten lernen, ihren Hoden regelmäßig zu ertasten und Veränderungen zu bemerken. Eine weitere Grundlage ist auch, dass man Veränderungen des Körpers nicht zu lange duldet, sondern rechtzeitig einen Arzt aufsucht. Teils werden Probleme über Jahre und Jahrzehnte verschleppt oder negiert. Und schließlich ist das A und O die regelmäßige, jährliche, Vorsorgeuntersuchung. Hier können Befunde verglichen und früh auf eine Veränderung eingegangen werden.

Hat sich die Einstellung zur Vorsorge geändert?

Eberl: Vorsorgeuntersuchungen bei Männern sind noch immer ein heikles Thema. Meine erste Frage bei neuen Patienten ist immer: „Wer schickt Sie? Der Hausarzt oder die Frau? Laut einer Umfrage gehen gerade einmal 43,8 Prozent der Männer über 45 Jahren einmal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung. Über 26 Prozent nie. Der Rest besucht eher sporadisch einen Urologen.

+++ Weitere Nachrichten aus dem Landkreis Mühldorf finden Sie hier +++

Warum nur so wenige?

Eberl: Ich denke, dass nicht alle Männer von einer regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung beim Urologen gehört haben. Es hat vielleicht damit zu tun, dass bislang nur die jungen Mädchen und Frauen zu einer regelmäßigen Untersuchung gehen. Männer trifft das ab dem 45. Lebensjahr. Da stehen die meisten ihren Mann im Beruf und bei der Familie und verschwenden keinen Gedanken an Krebs oder eine Untersuchung.

Ab wann empfiehlt sich eine Vorsorgeuntersuchung?

Eberl: Eine urologische Vorsorgeuntersuchung empfehlen wir ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich. Dabei untersuche ich mit dem Ultraschallgerät die Prostata sowie die Nieren und Blase. Ebenso wichtig ist die Kontrolle des Hodens und des Penis.

Und natürlich die Prostatauntersuchung?

Eberl: Die Tastuntersuchung durch den Enddarm ist die am meisten gefürchtete Untersuchung. Hier spielen sich wohl die meisten Ängste und Vorurteile im Kopf ab. Die allermeisten Patienten erklären mir jedoch, dass sie sich die Gedanken umsonst gemacht hatten und es allenfalls unangenehm sei.

Kommentare