Wahlkreis Altötting-Mühldorf
Bundestagswahl 2025: Sandra Bubendorfer-Licht (FDP) im Steckbrief und zu den wichtigsten Fragen
Bei der Bundestagswahl stehen im Wahlkreis Altötting-Mühldorf neun Erststimmenkandidaten zur Wahl. Wir stellen alle Bewerber für das Direktmandat einzeln vor. Dieses Mal: Sandra Bubendorfer-Licht (FDP).
Mühldorf – Bei der Wahl am 23. Februar 2025 wollen im Wahlkreis Altötting-Mühldorf neun Kandidatinnen und Kandidaten direkt nach Berlin – sieben Männer und zwei Frauen. Wer die meisten Erststimmen für sich verbucht, ist „drin“. rosenheim24 stellt die Kandidaten einzeln im Steckbrief vor und hat sie mit einigen Kernfragen konfrontiert. Hier sehen Sie die Antworten von Sandra Bubendorfer-Licht (FDP).
Steckbrief und politische Schwerpunkte
Sandra Bubendorfer-Licht, 55 Jahre, Wohnort: Ampfing; verheiratet, zwei erwachsene Kinder (Raffaela und Karl), Enkelkind Malia; selbstständige Dolmetscherin;
seit 2019 Mitglied des Deutschen Bundestages, Religionspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, FDP-Obfrau im Innenausschuss des Deutschen Bundestages;
Gemeinderätin in Ampfing, Kreisrätin in Mühldorf, Vorsitzende des FDP-Kreisverbands Mühldorf.
Als Innenpolitikerin beschäftigen mich vor allem die Themen Zivilschutz und Katastrophenhilfe. Der Staat sowie jede und jeder Einzelne in der Gesellschaft müssen sich resilienter aufstellen – gegen Umweltkatastrophen genauso wie gegen Angriffe von außen: militärisch, zivil, physisch, hybrid, im Internet. Wir müssen abschreckungsbereit sein, um Krieg proaktiv zu vermeiden. Das erfordert eine deutlich intensivere zivil-militärische Zusammenarbeit.
Als religionspolitische Sprecherin ist mein wichtigstes Thema die Bekämpfung des Islamismus in Deutschland. Einerseits müssen wir hier mit mehr Konsequenz vorgehen. An vielen Stellen zeigt der liberale Rechtsstaat zu viel falsche Toleranz gegenüber extremistischen Straf- und Attentätern.
Andererseits hilft Schwarz-Weiß-Denken nicht weiter. Die Mehrzahl der Extremisten besteht aus Einwanderern zweiter Generation. Sie haben einen deutschen Pass und lassen sich weder durch mehr Grenzkontrollen bekämpfen noch durch eine striktere Abschiebepraxis. Wir brauchen deshalb einen intelligenten 360-Grad-Ansatz, der polizeiliche Härte genauso umfasst wie durchdachte, gezielte Gegen-Narrative für Moscheegemeinden und Online-Foren, um junge Menschen von den Werten unseres Grundgesetzes zu überzeugen.
Neben diesen beiden politischen Schwerpunkten bin ich seit 1998 überzeugte, stolze, bodenständige bayerische Liberale ohne jegliche Bindestriche. So wichtig Wirtschaft und solide Staatsfinanzen sind, so sehr müssen wir die Bürgerrechte gegen einen immer übergriffigeren Staat verteidigen.
Allem voran müssen wir aber jetzt dem Populismus die Stirn bieten. Wir Demokraten streiten leidenschaftlich untereinander um die richtige Lösung. Einig müssen wir aber darin sein, unsere freiheitliche Demokratie und unsere soziale Marktwirtschaft zu verteidigen gegen all jene, die ganz links und ganz rechts mit ihren dummdreist-einfachen Lösungen auf Stimmenfang gehen.
Klimawandel und Extremwetter
Klimawandel und Extremwetter mit katastrophalen Folgen für Mensch und Natur sind ein globales Problem. Was können Sie als Abgeordnete bzw. Abgeordneter tun?
Antwort: Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, die wir mit Entschlossenheit und Innovation angehen müssen. Extremwetterereignisse wie Flutkatastrophen, Dürren oder Hitzewellen zeigen, wie dringlich es ist, den Klimaschutz voranzutreiben – doch nicht nur durch Verbote und wirtschaftliche Einschränkungen, sondern allem voran durch technologische Fortschritte und marktwirtschaftliche Instrumente.
Eine liberale Klimapolitik setzt auf Lösungen, die Klimaschutz und wirtschaftliches Wachstum verbinden. Wir fordern den konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien – und dies mit möglichst wenigen bürokratischen Hürden. Genehmigungsverfahren für Windkraft- und Solaranlagen müssen massiv beschleunigt werden. Gleichzeitig brauchen wir Investitionen in grüne Technologien wie Wasserstoff, CO₂-Speicherung (CCS) und synthetische Kraftstoffe. Diese Innovationen ermöglichen es, Emissionen global zu reduzieren, ohne die Menschen in ihrer Mobilität oder ihrem Konsum einzuschränken.
Deutschland allein kann das Klima nicht retten – Klimaschutz muss international gedacht werden. Eine Stärkung des EU-Emissionshandels ist dabei zentral. Wir wollen ein System, das CO₂ einen Preis gibt und dadurch den Innovationswettbewerb fördert.
Doch proaktiver Klimaschutz ist nur die eine Seite der Medaille. Ebenso wichtig ist es, unsere Gesellschaft auf die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels vorzubereiten. Resiliente Städte, der Ausbau von Hochwasserschutz und Frühwarnsystemen sowie eine klimaresistente Landwirtschaft sind unverzichtbar. Klimapolitik darf nicht allein auf Verzicht setzen, sondern muss in erster Linie Fortschritt fördern.
Migration und Integration
Der Zustrom von Flüchtlingen ist ein großes Thema in Deutschland. Was kann aus Ihrer Sicht bei der Migration und der Integration der Menschen verbessert werden?
Antwort: Migration ist eine der größten politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Deutschland ist angesichts der gegenwärtigen demografischen Entwicklung auf mehr Einwanderung in den Arbeitsmarkt angewiesen. Dazu gehört auch eine wesentliche Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen und des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Klimas, damit sich mehr qualifizierte Einwanderer für den deutschen Arbeitsmarkt interessieren.
Unser Land hat gegenüber Schutzsuchenden eine humanitäre Verantwortung, die sich aus dem Grundgesetz und aus internationalem Recht ergibt. Ob eine Person die Voraussetzungen für ein Bleiberecht in Deutschland erfüllt, muss im Rahmen eines rechtsstaatlichen Verfahrens zügiger als bislang üblich entschieden werden.
Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz schließt Deutschland endlich zu erfolgreichen Einwanderungsländern wie Kanada auf und erleichtert qualifizierte Einwanderung in den Arbeitsmarkt. Im Asylbewerberleistungsgesetz wurde der notwendige Rechtsrahmen geschaffen, um Bezahlkarten einzuführen. Mit dem Rückführungsverbesserungsgesetz wird die Durchsetzung von Abschiebungen erleichtert.
Die Zahl der Abschiebungen stieg in 2023 gegenüber 2022 um rund 27 Prozent. Im Staatsangehörigkeitsrecht wurde klargestellt, dass nur diejenigen deutsche Staatsbürger werden können, die unsere Werte teilen, die wirtschaftlich, sprachlich und kulturell bestens integriert sind und die nicht auf Sozialleistungen angewiesen sind.
All diese Punkte haben die Freien Demokraten in den Verhandlungen mit SPD und Grünen zwischen 2021 und 2024 durchsetzen können.
Darüber hinaus fordern wir:
– Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz für rechtskräftig vollziehbar ausreisepflichtige Personen in der Regel vollständig zu streichen und lediglich die Kosten der Rückreise zu übernehmen;
– EU-weite Standards bei Sozialleistungen für Asylbewerber und Schutzbedürftige zu schaffen, die sich an den Lebenshaltungskosten des jeweiligen Staates orientieren;
– Ein Pilotprojekt für Asylverfahren in Drittstaaten.
– Eine einheitliche Migrationspolitik in allen Bundesländern durchzusetzen und die Kompetenzen der Bundespolizei dabei klar zu regeln.
Inflation und Wohlstandsverlust
Ob Heizungsrechnung, Miete oder frisches Gemüse – alles wird teurer. Immer mehr Menschen können sich das nicht mehr leisten. Wie lassen sich Inflation und Wohlstandsverlust stoppen?
Antwort: Inflation trifft am empfindlichsten jene, die ohnehin schon mit finanziellen Engpässen kämpfen. Wenn Lebensmittel, Energie oder Mieten unbezahlbar werden, schwindet das Vertrauen in die Politik. Liberale Politik setzt darauf, die Ursachen der Inflation zu bekämpfen und gleichzeitig Bürger gezielt zu entlasten.
Einer der Haupttreiber der Inflation sind gestiegene Energiepreise. Deshalb fordern wir eine Entlastung der Strom- und Gaspreise durch die Senkung der Energiesteuern und den Abbau überflüssiger Abgaben wie der EEG-Umlage. Auch der Ausbau erneuerbarer Energien muss der Staat schneller vorantreiben, damit Energie langfristig günstiger wird. Kurzfristig können Entlastungen für Haushalte mit niedrigen Einkommen helfen.
Inflation ist nicht nur ein Energieproblem. Auch auf dem Wohnungsmarkt sind die Preise explodiert. Die Lösung liegt nicht in Mietpreisbremsen, sondern in mehr Wohnungsbau. Wir setzen uns für die Vereinfachung von Bauvorschriften ein, um schneller mehr Wohnungen zu schaffen.
Gleichzeitig muss die Europäische Zentralbank (EZB) konsequent handeln. Eine lockere Geldpolitik trägt zur Überhitzung der Wirtschaft bei; das ist keine langfristige Lösung. Der Staat muss zudem Verantwortung übernehmen: Wir müssen die Schuldenbremse weiter einhalten und die Gießkannenpolitik bei Subventionen beenden. Investitionen in Bildung, Digitalisierung und Innovation schaffen Wachstum und wirken langfristig gegen Wohlstandsverlust.
Inflation fällt nicht vom Himmel – sie lässt sich durch kluge Wirtschafts- und Finanzpolitik beherrschen.
Wirtschaft und Arbeitsplätze
Der Status Deutschlands als Exportweltmeister, Wirtschaftsmacht und Industrienation scheint zu wackeln. Was muss man tun, damit Deutschlands Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibt und attraktive Arbeitsplätze erhalten bzw. schaffen kann?
Antwort: Deutschlands Wirtschaft war einst ein globales Vorbild für Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Doch hohe Energiekosten, Bürokratie und Fachkräftemangel setzen unserem Standort massiv zu. Eine liberale Wirtschaftspolitik setzt darauf, die Rahmenbedingungen für Unternehmen so zu gestalten, dass sie wieder wachsen und Arbeitsplätze schaffen können.
Der Mittelstand als Rückgrat unserer Wirtschaft braucht endlich Entlastungen. Wir fordern weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungsverfahren und eine Senkung der Unternehmenssteuern. Deutschland ist das OECD-Land mit der höchsten Unternehmensbesteuerung. Auch unser Steuerniveau muss im internationalen Vergleich wieder wettbewerbsfähig werden. Daher fordern wir, die Körperschaftsteuer auf maximal 25 Prozent zu senken. Zudem muss der Solidaritätszuschlag komplett abgeschafft werden.
Statt übermäßiger Regulierung muss die Politik mehr auf Eigenverantwortung setzen. Daher fordern wir ein sofortiges Moratorium zum Stopp aller neuen Regulierungen für die nächsten drei Jahre und die Einschränkung der Berichts- und Nachweispflichten aus dem europäischen Green Deal. Nur so können Unternehmen mehr in Innovationen investieren.
Energiepreise sind ein zentraler Standortfaktor. Deshalb ist der Ausbau erneuerbarer Energien genauso wichtig wie der Einsatz neuer Technologien wie grüner Wasserstoff oder Kernfusion. Wir brauchen eine verlässliche und bezahlbare Energiepolitik, um die Industrie im Land zu halten.
Eine zukunftsfähige Wirtschaft braucht außerdem Fachkräfte. Deshalb setzen wir auf bessere Bildungsangebote, lebenslanges Lernen und gezielte Arbeitsmigration. Darüber hinaus muss Deutschland Forschung und Entwicklung gezielter fördern. Investitionen in künstliche Intelligenz, Biotechnologie und Digitalisierung schaffen nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern sichern unsere Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten.
Deutschland darf seine wirtschaftliche Stärke nicht durch politische Mutlosigkeit gefährden. Eine marktorientierte, liberale Politik schafft die Grundlage für langfristigen Wohlstand.
Kein Geld für Rente und Medizin
Jahrzehntelang ist Deutschland für sein Renten- und Gesundheitssystem beneidet worden. Nun sind die Kassen leer und viele Krankenhäuser pleite. Halten Sie an der Krankenhausreform von Karl Lauterbach fest? Welche Änderungen sind notwendig?
Antwort: Die Finanzierung von Renten und Gesundheit steht vor gewaltigen Herausforderungen. Eine alternde Gesellschaft führt dazu, dass immer weniger Erwerbstätige immer mehr Rentner finanzieren müssen. Gleichzeitig gerät das Gesundheitssystem durch steigende Kosten und fehlende Fachkräfte unter Druck.
Die Rentenpolitik muss endlich generationengerecht werden. Liberale Lösungen setzen auf ein Drei-Säulen-Modell: eine staatliche Basisrente, private Vorsorge und einen kapitalgedeckten Rentenfonds nach dem Vorbild Schwedens. Dieser sogenannte Aktienrenten-Fonds würde in globale Märkte investieren und langfristig höhere Renditen erzielen, ohne die Beitragszahler zu überfordern.
Im Gesundheitswesen brauchen wir dringend Reformen. Krankenhäuser müssen effizienter arbeiten können. Dazu fordern wir eine stärkere Digitalisierung, etwa durch elektronische Patientenakten und eine bessere Vernetzung der Kliniken. Gleichzeitig müssen Pflegekräfte und Ärzte von überbordender Bürokratie entlastet werden, damit sie sich wieder auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können.
Das Gesundheitssystem darf keine Spielwiese für politische Ideologien sein. Statt starrer Vorgaben muss es mehr Freiheit vor Ort geben, auch für innovative Versorgungsmodelle. Eine moderne Gesundheitspolitik kombiniert effiziente Strukturen mit der bestmöglichen Versorgung für alle.
Ihr Thema
Es gibt ein Thema, das hier zu kurz kommt oder in der Liste gänzlich fehlt? Ein Thema, das für Sie jedoch eine große Bedeutung hat? Dann nur zu. Nehmen Sie Stellung zu einem Thema Ihrer Wahl.
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sind essenziell, um die Sicherheit und Resilienz unserer Gesellschaft in Krisensituationen zu gewährleisten. Naturkatastrophen, Pandemien, Cyberangriffe oder großflächige Stromausfälle – die Herausforderungen werden vielfältiger und erfordern eine moderne, koordinierte und technologiegetriebene Antwort.
Wir Freie Demokraten wollen einen schlanken und effizienten Staat mit klaren Strukturen. Ein großes Problem im deutschen Bevölkerungsschutz ist die komplizierte Aufgabenverteilung zwischen Bund und Ländern. Die Zuständigkeiten müssen zu den Herausforderungen der Zeit passen und reibungslos ablaufen. Hier besteht erheblicher Optimierungsbedarf.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) muss hierbei grundgesetzlich zur Zentralstelle ausgebaut werden, um bei länderübergreifenden Großschadenslagen nach Vorbild des Bundeskriminalamtes (BKA) die Lage an sich ziehen zu können.
Ein moderner Bevölkerungsschutz braucht Frühwarnsysteme wie „Cell-Broadcast” in Kombination mit Sirenen, Apps und sonstigen Warnmedien, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Wichtig sind auch KI-basierte Risikoanalysen, die Wetterdaten, Infrastrukturrisiken und andere Parameter in Echtzeit auswerten.
Ebenso wichtig ist der Schutz kritischer Infrastruktur. Unsere Stromnetze, Wasserversorgung und Kommunikationssysteme müssen so geschützt sein, dass sie auch bei Krisen stabil bleiben. Besonders in der Cybersicherheit braucht es Investitionen und die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft, um Hackerangriffe abzuwehren.
Zentral für einen starken Bevölkerungsschutz ist auch das Ehrenamt. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW) und Hilfsorganisationen leisten einen unschätzbaren Beitrag. Deshalb brauchen sie künftig mehr staatliche Mittel für moderne Ausrüstung, praxisnahe Schulungen, finanzielle Anerkennung und Gleichstellung.
Krisenvorsorge ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Schulen sollten Grundwissen vermitteln. Bürger müssen besser über Selbstschutz und Notfallpläne informiert werden. Bevölkerungsschutz darf nicht nur im Katastrophenfall offenbar werden, sondern muss deutlich sichtbarer Teil unserer dauerhaften Sicherheitsstrategie sein.
Anmerkung der Redaktion: Die Antworten des Kandidaten/der Kandidatin wurden 1:1 von der Redaktion übernommen, inhaltlich nicht überarbeitet und müssen deswegen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.