Traditions-Route des „Orientexpress“
Über Mühldorf statt Salzburg: ÖBB will Hochleistungs-Strecke von München nach Wien – Das ist der Plan
Milliardenprojekt „Neue Innkreisbahn“: Die Strecke von München nach Wien ist über Mühldorf viel kürzer als – wie bislang üblich – über Salzburg. Die ÖBB plant daher eine zweigleisige Neubaustrecke von der Grenze bis ins oberösterreichische Wels. Was sind die Auswirkungen?
München/Wien – Wer mit dem Zug von München nach Wien will, muss derzeit gute vier Stunden Zeit einplanen, um von der Isar an die schöne blaue Donau zu kommen. Doch die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB planen ein Milliardenprojekt, das die Fahrzeit zwischen den beiden Metropolen auf nur noch zweieinhalb Stünden verkürzen soll.
Es geht um eine neue, rund 80 Kilometer lange, zweigleisige Hochleistungsstrecke der ÖBB, die Wien und Linz über Mühldorf am Inn besser mit München verbinden soll. Das Projekt wurde am 5. Juli von den ÖBB rund 50 Bürgermeistern in Oberösterreich vorgestellt.
Wie genau diese Trasse verlaufen soll, könne zum derzeitigen Stand jedoch noch nicht gesagt werden, da sich die Planungen im Anfangsstadium befinden. „Sie wird im Raum Wels abzweigen und als komplette Neubaustrecke zweigleisig bis zur Staatsgrenze Richtung Deutschland verlaufen“, heißt es in einer Mitteilung der ÖBB. Derzeit gibt es im Planungskorridor eine Bahnverbindung von Braunau nach Simbach, von wo aus es über Mühldorf nach München geht. Ein weiteres Gleis führt von der bayerischen Grenzstadt Burghausen nach Mühldorf.
Alte Innkreisbahn war Teil des Orientexpress
Fest steht: Die Strecke von München nach Wien ist über Mühldorf kürzer als die über Salzburg. Die neue Innkreisbahn würde an alte Traditionen anknüpfen: Der Orientexpress Paris–Istanbul nutzte zu seinen Hochzeiten im 19. Jahrhundert die Strecke von München über Mühldorf nach Simbach, wo er in Braunau K.u.K.-Hoheitsgebiet erreichte und auf der alten Innkreisbahn über Wels und Linz in Richtung Wien weiterfuhr.
Strecke von Mühldorf nach Burghausen noch nicht elektrifiziert
Die Deutsche Bahn ist gerade dabei, auf bayerischer Seite der Grenze die Strecke München–Mühldorf zweigleisig auszubauen, Zielzeitpunkt für die Inbetriebnahme: 2035. Die Strecken von Mühldorf nach Burghausen und Simbach sollen elektrifiziert werden. In Österreich ist die „neue Innkreisbahn“ Bestandteil des „Zielnetzes 2040“. An der Neubaustrecke sind Verknüpfungen zu den Bestandsstrecken und Regionalbahnhöfen geplant, die ebenfalls elektrifiziert werden sollen, wo das noch nicht der Fall ist. Zudem steht der viergleisige Ausbau Wels–Lambach plus zusätzlichen Haltestellen in Wels an.
Die ÖBB sprechen bei den nächsten Schritten von „mehrjährigen Prozessen“. Die neue Strecke könnte noch einen Nebeneffekt haben: Oberösterreichs Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ) zufolge ist Tschechien stark an einer Anbindung an die neue Strecke nach München interessiert. Ein Streckenausbau von Linz Richtung Prag wäre die Folge, was auch die Fahrzeit Prag–München verkürzen könnte.
