Infoveranstaltung am 22. Mai 2023
„Enormes Geothermie-Potenzial“: Gemeinde Ampfing will nach warmem Wasser bohren
Geothermie hat viele Vorteile gegenüber der Wärmepumpe. Im OVB-Interview sprechen der Ampfinger Bürgermeister Josef Grundner und ONEO-Projektleiter Ernst Burgschwaiger über ihr gemeinsames Projekt. Und wie die Ampfinger Bürger am Ende davon profitieren würden.
Ampfing - Für das Geothermie-Projekt hat die Gemeinde Ampfing einen langjährigen Partner an der Seite: Das Energie-Unternehmen ONEO hat hier bereits in der Vergangenheit nach Öl gebohrt. Nun gehen sie gemeinsam den nächsten Schritt und wollen ein Geothermie-Projekt in der Region an den Start bringen. Eine Machbarkeitsstudie ist beauftragt.
Die beiden Ölbohrungen in Ampfing waren nicht so ergiebig wie erhofft. Wie stehen jetzt die Chancen auf ein erfolgreiches Geothermie-Projekt?
Ernst Burgschwaiger: Die 3D-Seismik im Vorfeld der zweiten Erdölbohrung war mit einer doppelten Zielsetzung angelegt. Es ging nicht nur ums Erdöl, sondern auch darum ob und in welchem Umfang geothermale Energie möglich ist. Bei der Bohrung haben wir deshalb über einen längeren Zeitraum Temperaturdaten erhoben. Im Untergrund liegt eine 500 Meter dicke, zusammenhängende Wasserschicht mit einer geschätzten Temperatur von rund 105 Grad Celsius. Man ist zwar nie sicher, wenn man in den Untergrund geht, aber wir gehen von einem positiven Ergebnis aus.
Was macht Sie da so sicher?
Burgschwaiger: Bayern ist gesegnet mit warmem Wasser im Untergrund. Hier gibt es ein enormes Geothermie-Potenzial durch eine außerordentliche geologische Situation. Der geklüftete Kalk und die hohen Temperaturen schaffen ausgezeichnete Voraussetzungen.
Josef Grundner: Laut einer Vorstudie der Hochschule Landshut ließe sich mit dem Wärmevorkommen Ampfing sogar doppelt versorgen. Die Voraussetzungen sind also gut. Unsere Intention als Gemeinde ist es nun, die Bürger davon zu überzeugen, auf Erdwärme umzustellen. Es braucht zwar einen langen Atem, aber wir hoffen auf eine Zeitenwende bei der Wärmeversorgung in Ampfing.
Welche Schritte kommen als Nächstes?
Burgschwaiger: Eine verlässliche Datenbasis ist ein wichtiger, erster Schritt. Zunächst geht es darum, die Bürger und Unternehmen in Ampfing über die Planungen zu informieren. Eine Machbarkeitsstudie ermittelt nun die Wirtschaftlichkeit des Projekts, das Interesse zur Beteiligung sowie den Wärmebedarf in Ampfing und Umkreis. Das ist auch die Entscheidungsgrundlage für die Netzplanung, wie es aussehen könnte.
Grundner: Wir wollen alle mitnehmen. Und je mehr mitmachen, um so günstiger wird es am Ende für alle. Wir wollen die Zeitenwende anschieben, als Gemeinde können wir aber nicht den Netzausbau übernehmen. Das sind Kosten von rund 70 bis 100 Millionen Euro. Als Gemeinde dürfen wir keine finanzielle Situation schaffen, mit der wir uns selbst blockieren. Einen Netzbetreiber gibt es bislang nicht, nur einen Interessenten.
Burgschwaiger: Wenn das Projekt wirtschaftlich ist, dann findet sich sicherlich auch eine Lösung.
Lässt sich das Projekt auch in Zusammenarbeit mit weiteren Kommunen entwickeln?
Burgschwaiger: Andere Kommunen würden sich über Verbundleitungen auch über längere Strecken anschließen lassen. Technisch ist das möglich, aber ist es auch kostenmäßig vertretbar? Die Volllast-Stunden würden sich auf jeden Fall verbessern.
Grundner: Bislang gibt es noch keine Gespräche mit anderen Kommunen. Ob Interesse da ist, wird sich zeigen.
Bis wann ist mit ersten Ergebnissen aus der Machbarkeitsstudie zu rechnen?
Burgschwaiger: Wir gehen davon aus, dass bis Februar 2024 erste Ergebnisse vorliegen. Fällt die Investitionsentscheidung positiv aus, könnte Anfang 2025 mit den Bohrungen begonnen werden.
Grundner: Projekte dieser Größe lassen sich nicht von heute auf morgen realisieren. Deshalb braucht es Übergangslösungen, auch über Fördermöglichkeiten für Bürger muss nachgedacht werden. Damit nicht alle jetzt auf Wärmepumpen umstellen, sondern das unterirdische Potenzial genutzt wird. Auch für uns als Gemeinde ist es wichtig, wie es weitergeht, damit wir zum Beispiel unsere Straßensanierungengezielter beziehungsweise auf den nötigen Fernwärmeleitungsbau angepassten Bedarf planen können.
„Hier ist auch die Politik gefragt“
Wie lassen sich die Bürger von der Geothermie als Wärmequelle überzeugen?
Burgschwaiger: Dass es eine Energiequelle von vor Ort ist und man nicht mehr abhängig ist von Energie-Importen kann sicherlich ein Motivationsfaktor sein. Es werden auch andere Faktoren eine Rolle spielen wie die CO₂-Einsparung, aber es bleibt auch der Kostenfaktor. Die Geothermie muss wettbewerbsfähig sein zu anderen Energieträgern.
Grundner: Hier ist auch die Politik gefragt. Denn das neue Gebäudeenergiegesetz sollte auch den Anschluss an die Geothermie fördern. Damit werden solche Projekte wirtschaftlicher. Staatliche Förderungen müssen an die regionalen Gegebenheiten angepasst werden. Geothermie hat den Vorteil, dass man keine Umbauten bei der Wärmeabgabe im Haus braucht und im Gegenteil zu einer Wärmepumpe würde man nicht von einer möglichen Stromknappheit betroffen sein.
ONEO kümmert sich um die Bohrung und damit um die Erzeugung der Wärme. Wie viel investiert das Unternehmen in das Projekt?
Burgschwaiger: Die zweite Erdölbohrung wurde bereits mit einem größeren Durchmesser angelegt und kann daher für das Geothermie-Projekt genutzt werden. Dazu braucht es aber noch eine zweite Bohrung zur Errichtung eines geschlossenen Wasserkreislaufs. Oberirdisch liegen die Bohrungen zwar direkt nebeneinander, unterirdisch sind es aber rund 1,2 Kilometer. Insgesamt werden wir zwischen elf und zwölf Millionen Euro investieren.
Grundner: Die Gemeinde Ampfing ist froh, dass wir einen sehr guten Partner an unserer Seite haben, der innovativ und zielgerichtet in die Zukunft denkt und das Projekt federführend in die Hand genommen hat.
Infoveranstaltung für Interessierte
Wer mehr über die Möglichkeiten der Geothermie erfahren will, bekommt die nötigen Informationen bei einer Veranstaltung am Montag, 22. Mai. Das Energie-Unternehmen ONEO zeigt die aktuelle Planung und Details zur anstehenden Machbarkeitsstudie. Während der Veranstaltung stehen die Experten für Fragen zur Verfügung. Unternehmer können sich zwischen 15 und 16.30 Uhr informieren, Bürger zwishen 17 und 20 Uhr. Es gibt keinen festgelegten Ablauf während der Veranstaltung, ein Kommen und Gehen ist jederzeit möglich.

