Keine vollständige Entwarnung
Am Tag nach der großen Evakuierung in Mühldorf: Die Bombensuche geht weiter
Die Weltkriegsbombe ist entschärft, die Menschen sind in ihre Häuser zurückgekehrt. Entwarnung gibt es an der Fundstelle in Mühldorf trotzdem noch nicht.
Mühldorf – Die Feuerwehr Mößling schellt bei Sabine und Frank Bartschies in der Merianstraße am Dienstag gegen 18.30 Uhr. Zu seiner Frau sagt Frank Bartschies nur: „Du spinnst. Eine Bombe?“, als sie ihm sagt, was zu tun ist. Jacke überziehen, den Hund einpacken, eine Viertelstunde hat der Feuerwehrmann dem Ehepaar gegeben, das Haus zu verlassen.
So berichteten wir am Abend des Bombenfunds
Die beiden passieren Polizeisperren, an manchen wird diskutiert, die Beamten bleiben hart: Es gibt keine Zufahrt mehr ins Gebiet rund um den Bombenfundort an der Harthauser Straße. „Es war sehr freundlich, auch die Anwohner wirkten relativ entspannt“, berichtet Bartschies. 3100 Menschen sind nach Angaben des Landratsamts von der Evakuierung betroffen. Denn die Bombe ist nicht transportfähig, sie muss vor Ort entschärft werden.
Ein besonders großer Sprengkörper
Das haben die Bombenentschärfer festgelegt, sie werden über einen festgelegten Meldeweg gerufen. Denn die Stadt hat das Gebiet schon lange genau im Blick, sagt Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner: „Es ist nicht so, dass die Bombe bei Bauarbeiten gefunden worden wäre.“
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Der Acker, auf dem neben einem neuen Wohnviertel das Amt für ländliche Entwicklung und eine Kinderkrippe entstehen soll, ist als Bombengebiet bekannt. Luftaufnahmen der Alliierten aus dem Jahr 1945 zeigen, wie viele Bomben dort gefallen sind.
Spezialfirma sucht nach Bomben
Deshalb hat die Stadt vor der Erschließung ein Spezialteam der Unterhachinger Firma HRS engagiert, das den Boden untersucht. Zu Beginn der Woche waren die Spezialisten einem „
Rupert Rigam, Chef der Baufirma, deren Bagger in diesem Gebiet arbeiten, ist sehr dankbar. „Das Ergebnis der Untersuchung im Vorfeld hat gezeigt, wie wichtig das ist.“ Er möchte sich nicht ausmalen, was passieren könnte, „wenn unser Baggerfahrer mit dem Löffel in die Tiefe gräbt und auf eine Bombe stößt!
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Die Folgen am Dienstagabend wären wohl verheerend gewesen. Denn mit 465 Kilo Gewicht handelt es sich um ein großes Exemplar mit hoher Sprengkraft.
Bombenfunde durch Bagger nur sehr selten
Bombenfunde durch Mitarbeiter der Firma seien glücklicherweise eine Seltenheit, sagt der Chef. „Es gehört jedenfalls nicht zum Tagesgeschäft. Der letzte Fund liegt über fünf Jahre zurück. Das war damals an der Nordtangente.“ Sie verläuft in unmittelbarer Nähe der Harthauser Straße. Dort waren auch am Mittwoch, dem Tag nach der Entschärfung der Bombe, noch Mitarbeiter der Kampfmittelerkundungs- und -beratungs GmbH (HRS) aus Au in der Hallertau unterwegs, um weitere Verdachtspunkte zu überprüfen. 100 solcher Stellen habe er mit seinen Sonden ermittelt, berichtet Feuerwerker Bastian Schumann.
Töpfe und Eisenteile, keine Sprengkörper
Dabei seien sie auch auf zwei Bombentrichter gestoßen, die noch genauer untersucht würden.
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Am Mittwoch gruben sie mit einem Minibagger vorsichtig in die Tiefe, dort, wo die Sonde angeschlagen hatte. Zum Vorschein kamen Töpfe, ein Wasserschieber und nicht identifizierbare Eisenteile. Aber auch eine Gasmaskendose und Bombensplitter – für Schumann der Hinweis darauf, dass die Bombe, die diesen Krater 1945 hinterlassen hat, tatsächlich detoniert ist.
Helikopter prüfte mit Wärmebildkamera
Mit dem gestrigen Tag gingen die Untersuchungen auf dem Acker an der Harthauser Straße zu Ende. Doch die Experten werden wieder kommen, wenn auch der andere Teil des sieben Hektar großen Baugebietes untersucht werden soll. Neue Bombenfunde sind also nicht ausgeschlossen.
Am Dienstagabend fliegtt gegen 21 Uhr ein Helikopter das Gebiet mit einer Wärmebildkamera ab. Es ist komplett geräumt. Die Entschärfung beginnt. Das Ehepaar Bartschies will gegen 21.30 Uhr zurück ins Viertel, wird aber gestoppt. Einfahrt weiter verboten. Die beiden kurbeln die Sitze runter und stellten sich auf eine Nacht im Auto ein. Nur eine halbe Stunde später folgt die Entwarnung: Über innsalzach24.de erfahren sie: Die Bombe ist entschärft, es ist 22 Uhr. Einer Nacht im eigenen Bett steht nichts mehr entgegen.
Corona-Infizierte isoliert
Das Gesundheitsamt hat vor der Evakuierung alle Menschen ermittelt, die sich in dem Bereich in Corona-Quarantäne befanden. Das Rote Kreuz brachte sie isoliert in Einzelräumen unter. Kranke waren unter den Infizierten laut Landratsamt keine, sie wären ins Krankenhaus gekommen. Es waren 16 Haushalte betroffen.
