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Umspannwerk bringt Haiming keine Einnahmen

„Stromleitungen über ganzer Ortschaft“: Haiming kann Pläne von TenneT nicht nachvollziehen

Der Infoabend in Haiming: Seitens des Publikums gab es viele Fragen an die Vertreter der TenneT.
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Der Infoabend in Haiming: Seitens des Publikums gab es viele Fragen an die Vertreter der TenneT.

In Haiming wird‘s eng – vor allem für die Landwirtschaft: Während die Pläne für eine PFOA-Deponie und neun Windräder auf dem Gemeindegebiet voranschreiten, sollen TenneT und Bayernwerke das Stromnetz fit für die Energiewende machen. Die Pläne für ein großes Umspannwerk und eine zweite 380-kV-Leitung über Haiming stoßen aber auf Kritik – selbst der Bürgermeister möchte sich nicht so einfach damit zufriedengeben.

Haiming / Burghausen – Auf Initiative der Gemeinde waren am 15. April Vertreter des Übertragungsnetzbetreibers TenneT in den Saal des Unteren Wirts in Haiming geladen: Sie sollten den Bürgern den aktuellen Stand der Netzausbau-Pläne vorstellen, die unter anderem ein 26-Hektar-Umspannwerk und eine zweite 380-kV-Leitung zwischen Burghausen und Simbach vorsehen. Der geplante Korridor für die Hochspannungsleitung stieß jedoch auf Unverständnis und Kritik seitens der Gemeindebürger. Auch Bürgermeister Wolfgang Beier(CSU/AWG) forderte, dass Alternativen geprüft werden sollten.

Haiming „von allen Seiten eingegrenzt“

Betrachtet man den aktuellen Suchkorridor für Umspannwerk und Hochspannungsleitung, soll letztere wohl über einen ganzen Teil der Ortschaft Haiming verlaufen. Das Umspannwerk ist in der Nähe der Wacker Chemie geplant. Nachdem im Waldgebiet der Gemeinde neun Windräder entstehen sowie eine PFOA-Deponie und ein neues Gaskraftwerk kommen sollen, wird es immer enger für die Haiminger Landwirtschaftsbetriebe. Bürgermeister Wolfgang Beier betonte, dass allein die Fläche des geplanten Umspannwerks zwei Vollerwerbsbetriebe verschlinge.

„Wir sind von allen Seiten eingegrenzt“, hob Beier hervor, denn Haiming ist sowohl im Norden, im Osten, als auch im Süden von Inn und Salzach eingerahmt – und im Westen begrenzt die Chemieindustrie den Gemeindegrund. „Wir haben keine Ausweichflächen für die Landwirtschaft mehr“, sagte der Bürgermeister und richtete sich an die betroffenen Grundbesitzer: „Wenn wir die Flächen nicht zur Verfügung stellen, dann wird TenneT auch nicht die Möglichkeit haben – das müssen wir ganz nüchtern sehen. Dann muss es eine Alternativplanung geben.“

Der „Suchtrichter“ zwischen Haiming und Simbach: In diesem Raum sollen Umspannwerke und Leitungen erbaut werden.

Zwei Flächen für Umspannwerk geeignet aber „unmöglich“

Laut dem Haiminger Bürgermeister gebe es in dem Suchkorridor lediglich zwei geeignete Flächen für das geplante Umspannwerk – die wiederum „vom Landschaftsbild und der Verträglichkeit für Anwohner her unmöglich“ seien. „Sie würden über die ganze Ortschaft hinweg Stromleitungen legen“, sagte Beier zu dem Projektleiter von TenneT, Robert Miersch. Ich verstehe überhaupt nicht, wie man das im ortsnahen Bereich überhaupt ins Auge fassen kann. Es ist kein böser Wille, sondern ein Faktum, an dem wir festhalten wollen“, so der Bürgermeister. Von den Gemeindebürgern erntete er dafür großen Applaus.

Auch die betroffene Anwohner – vor allem aus den Gemeindeteilen Kemerting und Moosen – kamen zu Wort: Unter den landwirtschaftlichen Feldern seien auch Gas-Pipelines vergraben – ob dort überhaupt ein Umspannwerk erbaut werden könne? TenneT verneinte. Man könne aber darüber sprechen, ob die Pipelines verlegt werden könnten. Zur Frage, ob der Weg über Österreich nicht besser geeignet wäre, konnte TenneT sich nicht äußern: Der Übertragungsnetzbetreiber müsse sich in seiner Planung auf Bayern beschränken, Informationen seien hier nur schwierig zu erhalten.

Umspannwerk bei Güterterminal sinnvoller?

Ob das Umspannwerk in der Nähe des Güterterminals nicht sinnvoller wäre, wollte ein Anwohner aus Kemerting wissen und argumentierte: „Das ist nah an der Industrie, der Bannwald neben dem Terminal ist zur Abholzung frei gestellt und es ist weit weg von Wohngebieten.“ Man werde diesen Punkt mitnehmen, hieß es darauf von TenneT. Gerade die Anbindung an die Leitung Pirach-Pleinting spiele eine große Rolle, und diese verlaufe zum Teil an der B20. Der Standort für das Umspannwerk müsse jedoch genehmigungsfähig sein, und es sei möglich, dass zu viele „Leitungskilometer“ eine Genehmigung verhindern. Am Ende solle der kürzeste und billigste Weg das Rennen machen, um am Ende auch die Strompreise möglichst gering zu halten.

Auch Fragen der Haiminger Bürger nach den Ausgleichsflächen für die nötige Rodung von Bannwald waren berechtigt: Angesichts der vielen Projekte, die aktuell auf dem Gebiet der Staatsforsten geplant werden, dürften die Flächen bereits im ganzen Landkreis Altötting Mangelware sein. Bürgermeister Wolfgang Beier gab außerdem zu bedenken, dass Haiming kaum Einnahmen durch das Umspannwerk erwarten könne. Lukrativ sei es für die Gemeinde also nicht. „Das Verhältnis von Fläche und Gewerbesteuer ist marginal“, so der Bürgermeister – dem konnte TenneT am Ende nichts entgegensetzen.

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