Zwei Glasbläser bezaubern die Kunstszene
Kunstwerke aus Burghauser Werkstatt in Pinakothek: Glaspunkt zum ersten Mal bei Tollwood
Seit 2021 führen Andreas Staudinger und Christopher Franz nun bereits den „Glaspunkt“ in den Burghauser Grüben. Erst im Oktober konnten sie einen entscheidenden Meilenstein feiern – und ab Mitte Dezember werden sie ihr Handwerk zum ersten Mal auf dem Winter-Tollwood präsentieren.
Burghausen / München – In der Burghauser Glasbläser-Werkstatt „Glaspunkt“ verbinden sich Handwerkskunst und Kreativität: Seit über drei Jahren führen Christopher Franz (28) und Andreas Staudinger (33) das Lebenswerk von Christophers Vater Sigi weiter Ende Oktober konnten sie mit der Eröffnung der „Eccentric“-Ausstellung in der Pinakothek der Moderne einen Riesen-Erfolg feiern: Mit den Ausstellungsstücken von Melli Ink, fanden nämlich bezaubernde „Schwammerl“ aus ihrer Werkstatt einen Weg zwischen die größten Kunstwerke der Moderne. Schon am 16. Dezember folgt der nächste Meilenstein: Die beiden Glasbläser aus Burghausen werden ihr Handwerk dann zum ersten Mal auf dem Winter-Tollwood präsentieren.
Die Werkstatt: Ein Erbe und eine Vision
„Die Arbeit mit Glas fasziniert mich einfach“, schwärmt Christopher, dessen Vater die Werkstatt in der Burghauser Altstadt vor knapp 25 Jahren gründete. Wie Sigi, wurden auch er und Andreas in der Glasfachschule in Zwiesel ausgebildet. Nur zehn bis fünfzehn Glasbläser legen pro Jahr in Deutschland ihren Abschluss ab – was bedeutet, dass die Glasbläser-Welt klein ist. Es ist demnach kein Wunder, dass Sigi und seine Nachfolger bei einem Ausflug auf die italienische „Glasinsel“ Murano auf alte Bekannte trafen: Ein italienischer Kollege, der den „Glaspunkt“ schon besucht hatte, erkannte Sigi schon von Weitem.
Zerbrechliche Kunst aus der Burghauser Altstadt
Doch die zerbrechlichen Produkte aus den Burghauser Grüben schaffen es nicht nur nach München oder Italien: Immer wieder werden die filigranen Stücke in die ganze Welt verschickt – meist als Geschenk. Nicht wenig Glaskunstwerke sind bereits in China oder in Australien gelandet. Schon zu Sigis Zeiten wurden die Werkstücke weit über Bayerns Grenzen hinaus versandt. Er war es auch, der die Kooperation mit Künstlerin Mellin Ink startete. Doch nun dürfen sein Sohn und Andreas die Hand anlegen. Neben Melli Ink arbeiten die beiden noch mit vier oder fünf weiteren europäischen Künstlern zusammen.
Workshops und Unikate in der Burghauser Altstadt
In der Burghauser Glaswerkstatt entstehen neben Kunstwerken aber auch viele andere handgefertigte Unikate: von kunstvollen Figuren bis hin zu Gläsern und Christbaumkugeln. Im Glaspunkt werden zudem viele individuelle Wünsche erfüllt – und wenn einmal etwas zu Bruch kommt, dann wird das defekte Stück gerne repariert – wenn möglich. Jeden Monat finden zudem Workshops und Mitmachkurse für Kinder statt. Schon Sigi gab sein Wissen und Können an die Jugend weiter – Christopher und Andreas führen diese Tradition nun weiter und wer möchte, kann sich bei ihnen in der Glasbläserei ausprobieren.
Dass es sich bei dem Handwerk um einen aussterbenden Beruf handelt, ist kaum vorstellbar, wenn man die reich bestückten Vitrinen im „Glaspunkt“ bestaunt. Andreas ist sich aber bewusst: „Hätten wir unsere Werkstatt nicht von Sigi übernommen, dann wäre das alles nicht möglich gewesen.“ Allein die Kosten für Gas und Strom fallen schon ins Gewicht – dazu kommen aber auch noch weitere Ausgaben wie Miete und die Kosten für Werkzeug und Material. Auch den Kundenstamm des Glaspunkt-Gründers konnten die beiden Kunsthandwerker übernehmen – und der ist gewiss nicht klein: Immerhin ist der „Glaspunkt“ in der Burghauser Altstadt bereits zur Institution geworden.
Für Christopher und Andreas ist das ein Segen – und der Erfolg, den sie mit ihrer Arbeit inzwischen feiern durften, erfüllt sie mit Dankbarkeit. Denn auch wenn ihr Beruf inzwischen rar geworden ist – sie lieben die Arbeit mit Feuer und Luft, das Spiel mit der Spannung und Zerbrechlichkeit ihres Materials. Das, was ihnen am meisten gefällt, ist, dass das Glas schier unendliche gestalterische Möglichkeiten birgt: „Mit Glas kann man wirklich jede Form schaffen, die es gibt“, sagt Christopher und in seinen Augen spiegelt sich die Gasflamme. Auch Andreas, der vor wenigen Jahren seinen Meister machte und nun selbst ausbilden darf, ist ganz begeistert von seinem Beruf: Er wünscht sich, dass das Handwerk noch viele weitere junge Generationen überdauern wird.

