Neuer Pächter? Eigentümer wollte sich zurückziehen
„Knallbunte Fete“ steigt am Samstag im Uschihaus Tüßling - wie geht das?
Im Mai 2023 verkündeten die Betreiber des Uschihauses in Tüßling: Es geht nicht mehr. Aus gesundheitlichen Gründen wollten sich Florian und Martin Obereisenbuchner zurückziehen. Trotzdem gibt es am Samstag (16. März) wieder eine Party. Was passiert da im Nachtlokal?
Tüßling – Es sieht alles aufgeräumt aus im Uschihaus. Die Bodenfliesen glänzen, die Tische sind blitzblank, die Kühlschränke surren unaufgeregt. Die Tanzfläche ist zum Lichttest in ein laszives Rot getaucht. Pittoreske Kerzenständer, die längst hinter einer dicken Schicht von Kerzenwachs vergangener Partys im „Uschi“ verschwunden sind, zieren eine der Bars. Das Nachtlokal steht in den Startlöchern, scheint geradezu darauf zu warten, dass wieder Menschenmassen in den Club drängen, um bis frühmorgens guter Musik vom Plattenteller zu lauschen und zu tanzen.
Betreiber kann sich auf sein Team stützen
Tatsächlich ist alles gerichtet für die große Party im Stile der 90er und der 00er Jahre. Am Samstag, 16. März, öffnet der Club wieder. Allerdings nicht, wie ursprünglich gedacht, unter einem neuen Pächter. Unter der Regie von Florian Obereisenbuchner packt sein Team wieder an, wenn am Samstag zur knallbunten Fete nach Tüßling eingeladen wird. Doch er gibt zu: „Der Plan war ein anderer!“
Rückblende. Im Mai 2023 hatten Florian (53) und sein Bruder Martin (55) resigniert verkündet: „Es geht nicht mehr!“ Die gesundheitlichen Probleme waren zu groß geworden, um Partys bis zum Sonnenaufgang zu veranstalten. Florian Obereisenbuchner war in eine Depression gefallen, unterzog sich in den vergangenen zwölf Monaten einer Reha sowie einer Therapie und hofft heute, auf dem Weg der Besserung zu sein. Sein Bruder Martin hat Langzeitschäden durch Covid 19 davongetragen. Er leidet am Fatigue-Syndrom, eine typische Begleit- und Folgeerscheinung von schweren Erkrankungen. Anhaltende Müdigkeit, tiefe Kraftlosigkeit und fehlender Antrieb haben zur Folge, dass bereits der normale Alltag kaum mehr zu bewältigen ist. Bis heute. Arbeiten kann er nicht mehr.
Also hatten sich die beiden entschieden, dem Party-Leben erst einmal Lebewohl zu sagen. Das Uschihaus, so der Plan, sollte verpachtet werden, um die Party-Location Vis-à-Vis zum Tüßlinger Bahnhofs weiter am Leben zu halten.
Es habe auch einige Interessenten gegeben, die den Betrieb fortsetzen wollten, verrät der Event-Fachmann. Im vergangenen Jahr hatten auch verschiedene Partys im Club stattgefunden. Partys, bei denen der vermeintliche Nachfolger zeigen konnte, wie es weiter gehen könnte. „Die Veranstaltungen waren auch ein voller Erfolg!“, sagt Obereisenbuchner. Aber „gefunkt“ hab es nicht zwischen ihm und den Anwärtern, so dass kein Pachtverhältnis zustande gekommen sei.
Die Zukunft bleibt offen
Letztlich konnte sich Florian nicht von der Uschi trennen. „Es steckt unser Leben drin, unser ganzes Herzblut!“, erklärt der jüngere Obereisenbuchner. Am Ende sah sich das Team auch den vielen aufmunternden Bitten verpflichtet und habe sich entschieden weiterzumachen. „Allerdings dosiert!“, fügt Flo Obereisenbuchner hinzu. Das Team wolle mit einer Party, jetzt am Wochenende mal starten und dann sehen wie es weitergehen kann. „Alles piano. Man will nichts versprechen, was man nicht halten kann!“
Es steckt unser Leben drin, unser ganzes Herzblut!
Dabei ist dem erfahrenen Gastronomen eines bewusst: „Mei, freilich, die Zeiten, in denen wir Vollgas gegeben haben, die sind vorbei!“ Vor 15 Jahren haben die Party-Brüder das Uschihaus übernommen, 13 Jahre lang auf Vollgas, die Corona-Pandemie hat den Party-Zug dann aber zum Stillstand gebracht. Das Uschihaus war geschlossen, die Brüder nutzten die Zeit, um das Haus zu renovieren. „Und nach der Pandemie mussten die bisherigen Gäste erst wieder das Fortgehen lernen, während die Jungen, die Generation Lockdown heiß drauf war, endlich mitfeiern zu dürfen und uns buchstäblich die Bude einrannte.“
Die nächste Generation steht in den Startlöchern
Mittlerweile sei man im Hier und Jetzt angekommen. Es rücke allmählich die nächste Generation nach, sagt der Betreiber des Hauses, das sich an die 68er-Stil-Ikone Uschi Obermaier orientiert. „Kinder von langjährigen Stammgästen und Weggefährten, die mittlerweile volljährig sind, wollen jetzt selbst das Ruder in die Hand nehmen und mich beispielsweise als Personal an der Bar und bei den Vorbereitungen unterstützen. Die haben das ‚Uschi-Gen‘ ihrer Eltern weiter vererbt bekommen. Die wissen, was zu tun ist. Und ich habe gelernt, viel mehr zu delegieren und mich zurückzuziehen.“ Das Ganze an die nächste Generation weitergeben. Dieser Plan könnte aufgehen, meint Florian Obereisenbuchner schließlich.