Sommerempfang auf Schloss Tüßling
„Krank, was hier abläuft“: Wen Aiwanger damit meint
Sie erwarteten eine furiose Rede; und die bekamen sie auch. Die Gäste des Sommerempfangs auf Schloss Tüßling. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger startete einen Rundumschlag.
Tüßling – Etwa 400 geladene Gäste hatten sich zum Sommerempfang auf Schloss Tüßling eingefunden, wo Hausherrin Gräfin Stephanie Bruges von Pfuel und Gastgeber Wolfgang Altmüller, Vorstandsvorsitzender der VR meine Volksbank Raiffeisenbank, auch Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger begrüßen konnten.
Lob für Aiwangers „Graswurzelpolitik“
Von Pfuel attestierte ihrem Ehrengast, die Freien Wähler in Bayern zu wirklicher Stärke geführt zu haben und lobte ihn für seine „Graswurzelpolitik“, wie sie es bezeichnete. Wolfgang Altmüller sagte, er freue sich schon auf eine furiose Rede des Ministers und meinte, es sei am schönsten, wieder hier sein zu dürfen, nachdem er beruflich überwiegend in seinem Rosenheimer Büro zu tun habe.
Die furiose Rede, die sich der Vorstandsvorsitzende gewünscht hatte, ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Aiwangers Ausführungen gingen von den bäuerlichen Wurzeln – „man muss wissen, wo das Essen herkommt“ – über die „orientierungslos durch die Welt taumelnde Bundespolitik“ bis hin zu der Entwicklung, dass es bei dieser Bundesregierung für junge Leute einfacher ist, nicht zu arbeiten und Bürgergeld ungefragt zu erhalten, als sich mit Arbeit Geld zu verdienen: „Das ist ganz einfach krank, was hier abläuft. Es ist leistungsfeindlich, wenn man mit dem Bürgergeld mehr Geld bekommt als mit dem Mindestlohn“, sagte Aiwanger.
Er ließ in seiner halbstündigen Rede kein gutes Haar an der Regierung. Sie habe den Bogen überspannt und es sei an der Zeit, das Resthirn zu sammeln. Leistung müsse wieder belohnt, der Mittelstand gestärkt und der Deindustrialisierung durch die Bundesregierung Einhalt geboten werden, denn diese habe bereits jetzt für eine Endzeitstimmung gesorgt. Es müsse aufhören, dass Firmen mangels Perspektive ins Ausland abwandern, forderte der Wirtschaftsminister.
Auch sei es an der Zeit, sich von dem eingleisigen Denken zu verabschieden, beispielsweise bei der Elektromobilität: „E-Mobilität allein wird keine Zukunft haben, das funktioniert nicht. Wir werden in manchen Bereichen nach wie vor den Verbrennungsmotor oder Wasserstoff brauchen“, sagte Aiwanger und schob sogleich einen passenden Vergleich hinterher: „Das ist, als wenn man fragt, was ist besser, Löffel oder Gabel? Die Antwort darauf ist einfach – der Löffel ist besser für die Suppe, die Gabel ist besser für das Fleisch“. Ein Vergleich, der bei den Besuchern für große Erheiterung sorgte.
Aiwanger zum Schluss optimistisch
Hart ins Gericht ging Aiwanger auch mit dem Heizungsgesetz der Ampelregierung: „Wenn zwei Drittel der Bevölkerung dagegen sind, hat diese Entscheidung mit Demokratie nichts mehr zu tun.“ Der Minister zeigte sich abschließend doch optimistisch, dass es „nach Irrungen und Wirrungen“ doch wieder aufwärtsgehen könne, vorausgesetzt man schaffe gesunde Strukturen und baue das Ganze von unten her wieder auf.
Mit dem Schlusssatz „Ich glaube an die Zukunft unseres Landes“ und der Aufforderung „Pack ma’s an“ beendete Aiwanger unter dem langanhaltenden Applaus der Gäste seine Rede.
