Unzählige Veranstaltungen im Landkreis Altötting
Die Skepsis ist groß: Kritische Fragen zum Windpark aus dem Neuöttinger Stadtrat
Unterschriftenaktionen für Bürgerbegehren, Stammtisch-Treffen von Windparkgegnern und Bürgerversammlungen. Ab September ist einiges los, wenn es um den Windpark im Landkreis Altötting geht. Auch bei der Vorstellung des Qair-Projektes im Neuöttinger Stadtrat wurden skeptische Fragen gestellt.
Landkreis Altötting, Neuötting – Löcher im Wald, Landschaftserwärmung, Insektensterben und Auslösung von Dürren: Die Argumente gegen Windanlagen häufen sich und die Kritiker des von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigten „größten Onshore-Windparks Süddeutschlands“ werden lauter. Dabei entstammen skeptischen Stimmen längst nicht mehr nur den AFD-Kreisen. Auch MdB Stephan Mayer (CSU) äußerte sich bei der Vorstellung des Projekts im Neuöttinger Stadtrat am 10. August kritisch bezüglich der Finanzierung und Rentabilität des Windparks.
Doch nicht nur Fragen aus der CSU-Fraktion mussten die Vertreter von Qair, Projektleiter Peter Reidelbach und Projektentwicklerin Anna Frisch, beantworten. Nach einer kurzen Vorstellung des Unternehmens wurde auf den aktuellen Wissenstand zum Windpark im Öttinger und Burghauser Staatsforst eingegangen. So sollen die Fundamente der Windräder einen Durchmesser von 25 bis 30 Meter und 2,5 bis 4 Meter Tiefe haben. Die Anlagen selbst stehen noch nicht fest, werden aber eine Nabenhöhe von 199 Metern haben. Es handele sich um einen ganz neuen Anlagentyp, der im Öttinger und Burghauser Forst zum ersten mal aufgebaut werde. Mitte Oktober sollen die Gutachter ihre Windmessungen mit Lidar-Geräten von Windcube starten. Diese sollen über den Verlauf eines ganzen Jahres hinweg und an zwei Stellen – links und rechts der Alz – durchgeführt werden.
Windkraft im Wald
„Warum stellt man die Windkraftanlagen nicht auf freien Feldern auf?“, fragen die Gegner des Projektes auf ihrer Internet-Seite und bei vielen Veranstaltungen. Qair erklärt dies mit dem Flächendruck in Deutschland. „Es müssen die Abstände zu Wohnbebauung eingehalten werden, weshalb man häufig mit solchen Anlagen in den Wald ausweichen muss“, sagte Projektentwicklerin Fritsch in Neuötting. „Wo sind die Ausgleichsflächen?“, fragen Gegner weiter. „Alle Eingriffe in den Forst werden ausgeglichen“ so Fritsch. Auf der Internetseite von Qair zum geplanten Windpark windpark-altoetting.de heißt es, es gehe kein Wald verloren und gerodete Flächen würden aufgeforstet oder durch „ökologisch wertvolle Maßnahmen kompensiert“.
„Je nach Wertigkeit der Bäume, die gerodet werden müssen, ergibt sich ein Ausgleichsfaktor, nach dem aufgeforstet wird (meist 1,15 bis 2). Dadurch entstehen neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere. In der Regel werden Windkraftanlagen auch an Forstwegen geplant. Außerdem werden bei der Planung der potenziellen Standorte der Windenergieanlagen Kalamitätsflächen (Schadflächen) sowie baumfreie Flächen berücksichtigt.“
Forstwege und Stromleitungen
„Wird wirklich nur ein kleiner Teil des Waldes zerstört?“, heißt es auf der Internetseite der Windpark-Gegner weiter. Die Projektentwicklerin Fritsch betonte, dass Alles versucht werde, um die Rodungflächen einzugrenzen. „Wir versuchen Lagerflächen für die Blätter außerhalb des Waldes zu planen und werden Kranflächen für Kurvenradien benutzen – diese also verkleinern. Wir versuchen baumfreie Flächen zu verwenden und Wendebuchten zu vermeiden. Dazu wollen wir ein Einbahnsystem für die Transporte erstellen.“ Auf der Internetseite zum Projekt heißt es, dass durch diese Planungsinstrumente ein möglichst rodungsreduziertes Layout entwickelt werde. „Dies liegt sehr in unserem Interesse, da so auch der Ausgleichsflächenbedarf reduziert werden kann.“
Transportwege und Kurvenradien
Auch die Rodung für Transportwege im Forst wird häufig hinterfragt. Die Befestigung der Straßen für den Transport der schweren Lasten sei jedoch gegeben. Man brauche innerhalb der Forste wohl keine neuen Wege und auch die Breite der bereits vorhandenen Straßen sei ausreichend, so Fritsch. „Es kann sein, dass Kuppenstraßen noch aufgeschottert werden oder manche Straßen um 20 Zentimeter verbreitert werden müssen, weshalb wir von sehr wenig Rodung für die Wege – außer den Kurven – ausgehen.“ Auch für die Stromleitungen zu den Umspannwerken werde nicht zusätzlich gerodet. Diese würden neben den Straßen unterirdisch verlegt. Aktuell diskutiere Qair mit den Bayernwerken über zwei bis drei Einspeisepunkte.
Bürgerversammlungen zur Information
Neben den oben erwähnten, wurde noch etliche andere Fragen zum Windpark gestellt und beantwortet. Für die Stellung weiterer haben die Gemeinden Haiming, Burghausen, Altötting und Marktl am 13., 19. und 28. September, sowie am 26. Oktober Bürgerversammlungen angesetzt. Im November soll dann noch ein Termin in Neuötting folgen. Parallel dazu finden in Haiming, Marktl und Mehring bereits Unterschriftenaktionen für Bürgerbegehren statt. Außerdem werden von Gegenwind Altötting regelmäßig Stammtische und selbst organisierte Informationsabende veranstaltet.