Weltfrühgeborenentag am InnKlinikum Altötting
Froh über Verlegung nach Altötting: Sascha Schnürer über Erfahrungen als Frühchen-Vater
Jedes zehnte Neugeborene kommt zu früh auf die Welt: Anlässlich des Weltfrühgeborenentags am 17. November, sprachen MdL Sascha Schnürer (CSU) und Silke Mader im InnKlinikum Altötting über ihre Erfahrung als Frühchen-Eltern.
Altötting – Zum Weltfrühchentag am 17. November rückten im InnKlinikum Altötting die Herausforderungen und Reformbedarfe in der Versorgung von Frühgeborenen in den Fokus. Prominente Stimmen wie der Mühldorfer Landtagsabgeordnete Sascha Schnürer und Silke Mader, Mitbegründerin der „European Foundation for the Care of Newborn Infants“ (EFCNI), teilten ihre persönlichen Erfahrungen – und warnten vor den möglichen Auswirkungen der geplanten Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
Schnürers Erlebnisse als Frühchen-Vater
Sascha Schnürer, selbst Vater eines Frühchens, schilderte bewegend die Zeit nach der Geburt seiner Tochter Sophie-Katharina. Das Mädchen kam in der 30. Schwangerschaftswoche mit einem Gewicht von lediglich 1.000 Gramm zur Welt. Einschneidend waren aber auch die coronabedingten Einschränkungen während der Geburt, denn Schnürer durfte erst 15 Minuten vor der Geburt zu seiner Frau in den Kreißsaal. „Es war eine verrückte Zeit“, erinnert sich der Landtagsabgeordnete.
Auch die erste Zeit im Krankenhaus in München erlebte die Familie als stressig. „Es war wie Rushhour, Tag und Nacht – wie am Stachus“, so Schnürer. Man sei einer permanenten Umpriorisierung ausgesetzt gewesen und nach zwei Wochen erfolgte die Verlegung ins InnKlinikum Altötting. Dies stellte für Schnürer und seine Familie eine deutliche Erleichterung dar, denn hier kümmerte sich ab dem ersten Tag dasselbe Team um ihre Tochter. „Die haben unsere Tochter super gekannt“, so Schnürer. Heute ist Sophie-Katharina zum Glück rundum gesund.
Reanimation im Münchner Kreißsaal
Auch Silke Mader brachte ihre Frühchenzwillinge in der 25. Schwangerschaftswoche in München zur Welt – und sie berichtete von ähnlichen Herausforderungen. Während ihre Tochter Lena, mit einem Gewicht von lediglich 290 Gramm verstarb, überlebte ihr Sohn Lukas trotz schwerer Startbedingungen. „Ich hatte 20 Kilogramm Wasser und musste selbst reanimiert werden“, so Mader. Ihr Mann sei während der einschneidenden Erlebnisse in keiner Weise versorgt worden. Aber auch der Krankenhausaufenthalt nach der Geburt war für die frisch gebackene Familie belastend: Die Besuchszeiten waren auf drei Stunden pro Tag beschränkt, was es ihrem schichtarbeitenden Mann sehr erschwerte, bei seiner Familie zu sein.
„Eltern sind Eltern und sollen immer beim Kind sein“, sagt Mader heute. Während des Krankenhausaufenthalts in München habe sie dem Personal immer wieder den aktuellen Stand erklären müssen. „Jedes Mal wieder musste ich erklären: Das ist der Lukas“, so Mader. Vier Wochen vor dem eigentlichen Geburtstermin seien sie und ihr Sohn dann entlassen worden. „Als wir nach Hause kamen, konnte Lukas zuerst nicht schlafen“, erzählte Mader rückblickend. Ihr Sohn sei die Stille nicht gewohnt gewesen und so habe sie immer das Radio laufen lassen. Zudem habe Lukas nicht schlucken könne, weil er im Krankenhaus über eine Sonde ernährt worden war. „Zwei Jahre später waren wir kurz vor dem Durchdrehen“, so Mader.
Mit vier Jahren habe Lukas aufgrund einer Verrenkung oder Auskugeln eines Gelenks, weder laufen noch krabbeln können. „Das hätte man alles verhindern können“, ist Mader überzeugt. Silke Mader schloss sich schließlich einer Selbsthilfegruppe aus München an und ist heute Mitbegründerin der Stiftung EFCNI, die den Weltfrühgeborenentag ins Leben gerufen hat. „Anfangs hat man noch darüber gelacht, aber heute lacht da keiner mehr“, so Mader. Da die Studien rund um das Thema „Frühgeborene“ damals hauptsächlich in Englisch waren, habe man diese in verschiedene Sprachen übersetzen lassen, um die Informationen an betroffene Eltern weitergeben zu können. „Sprache ist der Schlüssel, um Dinge in die Welt zu tragen“, ist Mader überzeugt. Ihr Sohn Lukas promoviert derzeit in den Kulturwissenschaften. „Eigentlich wollte er Sport studieren“, so Mader. Weil dafür aber eine körperliche Unversehrtheit nachgewiesen werden muss, sei das unmöglich gewesen.
Die große Bedeutung der Level-2-Krankenhäuser
Laut Thomas Ewald, dem Vorstandsvorsitzenden des InnKlinikums Altötting Mühldorf, müssen Frühgeborene, die vor der 29. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen und unter 1.000 Gramm wiegen, in Level-1-Krankenhäusern – wie beispielsweise dem Klinikum in München versorgt werden. Dort wird ihnen eine maximale Versorgungen gewährleistet. Ewald betonte aber, dass Level-2-Krankenhäuser wie das InnKlinikum Altötting ebenso wichtig sind, denn man könne nicht alle Patientin in den Level-1-Kliniken versorgen.
Auch Schnürer zeigte sich dankbar für die einfühlsame und qualitativ hochwertige Betreuung in Altötting und Silke Mader hob hervor, dass sie – obwohl in der Level-1-Klinik – in München ein Zimmer ohne Fenster hatte. „Die Familien sind Monate im Krankenhaus“, betonte Mader. Gerade, um den Eltern das Pendeln zu ersparen, sollten die Frühchen-Mütter und ihre Kinder möglichst wohnortnah verlegt werden können. Am Altöttinger Klinikum lobte sie vor allem die große Glasscheibe auf der Neugeborenenstation, die gerade für Geschwister und Großeltern einen Unterschied mache.