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Der Windpark ist nicht erwünscht

„Gegenwind Altötting“ schreibt offenen Brief und bekommt Antwort von BUND und LBV

Ab 2027 soll der Windpark im Öttinger und Burhauser Forst am Netz sein.
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Ab 2027 soll der Windpark im Öttinger und Burhauser Forst am Netz sein.

In einem offenen Brief hat sich „Gegenwind Altötting“ an den BUND e.V. Naturschutz und den Landesbund für Vogel- und Naturschutz gewandt. Die Antwort kam umgehend.

Offener Brief an BUND und LBV

Der BUND betont in seiner Pressemeldung vom 14.3.23, dass es eine Schutzzone von einem km beiderseits des Flusslaufes der Alz, mindestens jedoch das FFH-Gebiet, geben solle. Wenige Tage später forderte der LBV in seiner Presseinformation vom 23.3.2023 einen Pufferabstand von mindestens zwei Kilometern zu den FFH- und Vogelschutzgebieten, da diese als Brut-, Rast- und Durchzugsgebiete fungieren. Wie Qair in ihrer eigenen Präsentation zeigt, wird diese Forderung des LBV, und der Wunsch des BUND nach einer Schutzzone von einem Kilometer nicht eingehalten; das Plangebiet geht direkt bis zum Naturschutzgebiet und FFH (Fauna Flora Habitat) heran! 

Das führt nach eigenen Angaben von Qair zu massivem Schattenwurf, sowie zu einem Schallpegel durch die Windkraftanlagen von 40-45 dB(A) im gesamten Naturschutzgebiet, in manchen Teilen sogar zu höheren Werten. Weiter fordert der LBV, dass sichergestellt werden muss, dass angrenzend an den Bannwald ein neuer Wald begründet wird, der in seiner Ausdehnung und Funktion dem zu rodenden Gebiet annähernd gleichwertig ist oder werden kann. Der BUND fordert ebenfalls, dass der Bannwald flächengleich und direkt angrenzend an die betroffenen Waldgebiete ausgeglichen werden muss.

In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass man bereits öffentlich kundtut, dass nach Art. 9 Absatz 8 Bayerisches Waldgesetz (BayWaldG) auch ein Verzicht auf Ausgleichsflächen aus zwingenden Gründen des Allgemeinwohles möglich sei, wenn es nicht gelinge, Ausgleichsflächen zu generieren. (Protokoll des Kreistags vom 17.7.2023) Für uns ist aktuell noch nicht erkennbar, dass der LBV und der BUND seine o.g. Forderungen gegenüber dem zukünftigen Betreiber Qair bzw. den Planern aktiv durchsetzt. Wir fordern den LBV und den BUND deshalb auf, sich gegen die Errichtung der riesigen Windkraftanlagen im Altöttinger- und Burghauser Staatsforst zu positionieren, wenn deren Forderungen nicht erfüllt werden.

Bürgerinitiative Gegenwind Altötting, 1.9.2023.

Offener Brief an die BI „Gegenwind Altötting“

Wer in den letzten Monaten die Nachrichten verfolgt hat, dem müsste klar geworden sein: „Der Klimawandel ist angekommen und nicht mehr zu leugnen.“ Das bedeutet, dass wir so schnell wie möglich von den fossilen Brennstoffen weg müssen, denn sie fachen die Erderwärmung an. Atomkraft ist aus vielen Gründen keine Alternative und erst recht nicht billig, wie viele meinen. Also, wo soll in Zukunft der benötigte Strom herkommen? Immer mehr E-Autos wollen mit Strom versorgt werden, ebenso die in Zukunft verstärkt verbauten Wärmepumpen, ganz zu schweigen von dem immensen Stromverbrauch der chemischen Industrie bei uns im Landkreis. Beide Verbände, der Bund Naturschutz (BN) und der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) haben nach langer reiflicher Überlegung den Entschluss gefasst, sich am Projekt eines Windparks im Forst konstruktiv zu beteiligen. Jede Wirtschaftsregion hat die Verpflichtung bis 2032 1,8% seiner Fläche für Windkraft zur Verfügung zu stellen.

Unserer Meinung nach haben wir bei uns im Landkreis keine andere Fläche, auf der wir mittelfristig 40 Windräder aufstellen könnten. Die dafür benötigte Fläche im Staatsforst beträgt knapp 1%. Jede menschliche Energieerzeugung bedeutet einen Eingriff in die Natur. Wir sind bestrebt die Eingriffe so gering wie möglich zu halten. Für die notwendigen Rodungen muss es Ausgleichsflächen geben. Da es für das betroffene Waldgebiet noch keine Daten zu windkraftsensiblen Vogel- und Fledermausarten gibt, fordern wir ein Monitoring von unabhängigen Gutachtern und eine Überprüfung durch die Untere Naturschutzbehörde (UNB). Solange die Standorte der einzelnen Windräder noch nicht festliegen, kämpfen wir für einen größtmöglichen Pufferabstand zu dem Naturschutzgebiet „Untere Alz.“ Im Zweifelsfall müssten an geeigneten Stellen im geplanten Windpark automatische Erkennungs- und Abschaltsysteme installiert werden, um den Artenschutz zu gewährleisten.

Wir brauchen dringend einen Ausbau aller regenerativen Energien die ökologisch vertretbar sind, vor allem in unserem energiehungrigen Landkreis. Windkraft ist die effektivste Form der Energieerzeugung, da sie bei weitem den geringsten Flächenverbrauch hat und auch im Winterhalbjahr gute Erträge liefert. Inzwischen ist auch die Technik, vor allem bei den Rotorblättern so weit fortgeschritten, dass Windanlagen auch in Gegenden mit wenig Wind sehr wirtschaftlich arbeiten. Auch fordern wir die Einbeziehung der Bevölkerung und finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten. Wir wollen lokale Wertschöpfung, damit der Landkreis davon profitiert. Wir führen Gespräche zum Windpark mit den Staatsforsten und dem Landratsamt. Mit Qair Altötting sind ebenfalls Gespräche geplant.

Aber welche Gespräche hat die BI „Gegenwind“ mit Behörden oder Institutionen vor Ort geführt? Wir dürfen nochmals daran erinnern, dass wir als Naturschutzverbände klare Forderungen an die ökologischen Rahmenbedingungen stellen. Als anerkannte Naturschutzverbände, aktiv seit Jahrzehnten in Bayern, benötigen wir keine Nachhilfe wie wir unsere Argumente einbringen und diskutieren. Kritik und Bedenken sind notwendiger Teil im Projekt und daran beteiligen wir uns. Beides sollte aber konstruktiv und faktenorientiert erfolgen. Für ein bloßes Nein und Verleugnung der Realität des epochalen Problems des Klimawandels und des Artensterbens ist keine Zeit mehr. Es gibt für uns alle keine Alternativen.

Gerhard Merches, Kreisvorsitzender Bund Naturschutz (BN)

Gunter Eder, Kreisvorsitzender Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV)

Altötting, den 14.09.2023

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