Altötting als „Schwammstadt“
Planungs- und Umweltausschuss will Bäume statt Parkplätze in der Konventstraße
Für 40.000 Euro sollen in der Konventstraße fünf bis sieben Bäume gepflanzt werden. Das beschloss der Planungs- und Umweltausschuss der Wallfahrtsstadt in der vergangenen Woche gegen drei Stimmen. Das städtebauliche Konzept einer „Schwammstadt“, das keinesweges ohne Kritik ist, wurde in der Kreisstadt zuletzt schon an einer anderen Stelle umgesetzt.
Altötting – Mit einer Zweidrittelmehrheit hat sich der Planungs- und Umweltausschuss in seiner jüngsten Sitzung dafür ausgesprochen, in der Konventstraße einige Parkplätze zu opfern und anstattdessen einige Bäume zu pflanzen. „Wir haben dort schon länger versetzte Parkbuchten zur Entschleunigung“, erklärte Bürgermeister Stephan Antwerpen(CSU), „nun wollen wir das mit kleinen Grüninseln manifestieren“, so das Stadtoberhaupt weiter. Schließlich seien die Parkplätze nicht immer besetzt, weshalb die Idee der Entschleunigung nicht immer aufginge und außerdem sei die „Entsiegelung innerstädtischer Flächen“ derzeit sowieso bei Städteplanern in aller Munde.
Geld woanders benötigt?
Das Konzept der „Sponge City“ sieht möglichst viele direkte Versickerungsmöglichkeiten vor, auch um zu verhindern, dass Kanalisationssysteme bei Starkregenereignissen überlasten. „Außerdem werden die fünf bis sieben Bäume zum Stadtklima beitragen“, so der Bürgermeister. Aus seiner Fraktion sprach sich Albert Pollety dagegen aus, allerdings eher aus Kostengründen. In seiner Funktion als Vorsitzender des Rechnungsprüfungausschusses is er der Ansicht, dass man das Projekt lieber ins kommende Jahr schieben solle und „für das Geld lieber etwas reparieren“ könne. Auch zeigte er sich überzeugt, dass der Konventstraße, sobald es einmal das geplante Gewerbegebiet „Am Mordfeld“ gibt, eine andere Bedeutung zukommen wird, die eine komplette Überplanung nötig machen wird.
Gegen den Beschluss war auch Stadtrat Günther Vogl: „Wir beschließen fast in jeder Sitzung, dass irgendwo Parkplätze wegfallen sollen“, so der AfD-Mann. Er halte es zudem für unverhältnismäßig, da es entlang der Konventstraße riesige Grün- und Agrarflächen sowie zahlreiche Bäume in Privatgärten gebe, sodass die „paar Quadratmeter auch nicht ins Gewicht fallen“.
Konrad Heuwieser (FW) hält die Idee, der Entschleunigung durch versetzte Parkflächen keineswegs für gescheitert: „Also zumindest am Nachmittag ist die Konventstraße immer zugeparkt“, betonte er und sprach sich für den Erhalt der Parkplätze aus, die an einigen Stellen auch von Gewerbetreibenden dringend benötigt würden. Vielmehr schlug er vor, dass die Stadt Anwohnern mit ungenutzten Grünflächen an der Straße Bäume spenden könne, um das Stadtklima weiter zu verbessern. Dieser Idee erteilte Bürgermeister Stephan Antwerpen sofort eine Abfuhr, da dies eine selektive Bevorzugung Einzelner wäre.
Stadträtin Ulrike Bubl war von den geplanten Bäumen zwar begeistert, erkundigte sich aber, ob man nicht auch plane, große Plastikbehälter als Rückhaltereservoirs in den Boden einzulassen: „Mit dem Wasser könnte der Bauhof bei Trockenheit dann auch Grüninseln gießen“, so die Vertreterin der Fraktion Die Liste. Dieser regelrechte Trend sei bei einem kürzlichen Besuch auf einer Baumesse nicht zu übersehen gewesen. Tiefbauamtsleiter Richard Wiesinger erklärte, dass in Altötting theoretisch schon Überlaufbehälter in die Kanalisation eingebaut werden könnten, verwies allerdings auch auf die hohen Kosten aktuell angebotener Systeme: „Die Bauminseln sind hingegen kein Problem, weil wir beispielsweise die Bordsteine von der Mühldorfer Straße noch haben!“. Das Gremium gab mit sechs zu drei Stimmen den Bauminseln den Vorzug.
pbj