Umweltreferent über die Folgen der „Wärmewende“
So sehen die Pläne in Sachen „Wärme und Strom“ in Altötting aus
Der Umweltreferent hat im Stadtrat die Folgen der „Wärmewende“ für die Kreisstadt analysiert. Die Informationen für die Aufgaben, die in der Kreisstadt bald zur Pflicht werden, zog Anton Dingl (FW) dabei hauptsächlich aus einer juristische Studie des Energieeffizienznetzwerks Südostbayern, dem Altötting vor gut zwei Jahren beigetreten ist.
Altötting - Bei seiner Präsentation in der jüngsten Stadtratssitzung hat der Umweltreferent Anton Dingl festgestellt, dass die Wallfahrtsstadt bezüglich der geplanten „Heizungsgesetze“ der Bundesregierung grundsätzlich nicht schlecht aufgestellt ist, dass es aber trotzdem viel zu tun gibt. Er wies darauf hin, dass Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern ab dem kommenden Jahr verpflichtend einen Wärmeplan verfolgen müssen, der klarstellt, wie die CO2-Emissionen der Gemeinde mittelfristig auf null gesenkt werden sollen. „Ich habe im Auftrag der Stadt schon vor 17 Jahren ein Energiekataster erstellt, da waren wir schon weiter“, erinnert Anton Dingl. So sei die Studie damals konkreter gewesen, als der von der Bundesregierung nun geforderte „Wärmeplan“. Bürgermeister Stephan Antwerpen (CSU) verwies im Gespräch allerdings darauf, dass „zur Verfügung stehende Fördermittel in der Folge damals nicht abgerufen wurden“.
Die 2006 von Anton Dingl durchgeführte Umfrage holte bei den Eigentümern Informationen zu deren Verbrauchswerten und Heizungsarten in den damals rund 2700 beheizten Immobilien Altöttings ein. Auf rund 50 Seiten wurden Machbarkeit und die Kosten der Erschließung weiterer Straßen und Quartiere kalkuliert sowie eine Abschätzung gemacht, ob die beiden Öfen des 1997 errichteten Energiesparwerks (ESW) reichen könnten, wenn die Effizienz verbraucherseitig durch bessere Dämmungen steigt. Nicht zuletzt, um den Gasbrenner des Energiesparwerks zu substituieren, der nach dem Brand 2020 bereits einmal für einige Monate als Backup-Lösung herhalten musste, gibt es aber zudem schon seit Jahren Überlegungen, wie man die Kapazität des Fernwärmenetzes erweitern könnte. „Es aber auch darum, bisher noch nicht angeschlossenen Haushalten eine Perspektive zu geben, wann es für sie so weit sein könnte!“, so Anton Dingl.
In die Sache kommt nun auch deswegen Bewegung, weil die Stadt zum 1. Juli einen Umweltmanager einstellt, der die Effizienz der öffentlichen Liegenschaften steigern soll. Dies wird die Kapazität des Energiesparwerks weiter erhöhen, sodass weitere Haushalte angeschlossen werden können. Da aber die Anschlusskosten offenbar nach wie vor das Haupthemmnis für die Gebäudeeigentümer sind, fordert der Umweltreferent von der Stadt Altötting klare Aussagen darüber, „was öffentlich geleistet werden kann und wo wir nicht hinkommen“, so Anton Dingl. Seit Langem werden die öffentlichen Liegenschaften über die Fernwärme geheizt, doch trotz insgesamt 45 Kilometern gedämmter Stahlleitungen unter dem Mittelzentrum Alt-Neuötting, sind bisher erst 640 Gebäude ans Fernwärmenetz angeschlossen.
Im Zuge der Sanierungen der Mühldorfer und der Trostberger Straße wurden in den letzten Jahren Hauptleitungen verlegt, welche die Erschließung weiter Teile der Kreisstadt ermöglichen. Wie Bürgermeister Stephan Antwerpen erklärt, ist seit Beginn des Ukrainekriegs auch die Nachfrage sprunghaft angestiegen: „Jetzt stehen plötzlich die Hausbesitzer Schlange, die Fernwärme jahrelang abgelehnt haben“, erklärt das Stadtoberhaupt im Gespräch mit innsalzach24.de. Allerdings sieht er bezüglich der Hausanschlüsse die Betreibergesellschaft des ESW in der Pflicht, an der die Stadt nur einen Minderheitsanteil von 10% hat. Dass der Ukrainekrieg aber dennoch problematisch ist, darauf verweist wiederum der Umweltreferent: „Der meiste Stahl kam bisher aus Mariupol!“, erklärt Anton Dingl, der selbst Gesellschafter im ESW ist.
Da er mit Effiziensteigerungen der Liegenschaften und eventuell der Erstellung des Wärmeplans schon genug zu tun haben wird, wird sich der Umweltmanager wohl nicht auch noch um den Fernwärmeausbau kümmern können. Aus Sicht von Bürgermeister Stephan Antwerpen braucht Altötting sowieso noch Alternativen: „Ich denke da auch an die Verteuerung des Brennstoffs, wenn in Gendorf wirklich das industrielle Biomassekraftwerk kommt“, verdeutlicht Bürgermeister Stephan Antwerpen das Problem. Diskutiert werden seit Jahren ein Anschluss ans Müllheizkraftwerk in Burgkirchen, der aber wohl keine CO2-Neutralität liefern würde; die noch weiter entfernten Geothermie-Anlagen im südlichen Landkreis sind wohl eher keine Option. Dafür scheint hingegen der Bau einer eigenen Geothermieanlage denkbar: „Das ESW hat da auch wohl auch eine Beteiligung an Claims“, sagt Stephan Antwerpen. Konkreteres wird der ESW-Geschäftsführer Thomas Kronberger nach seinem Wunsch in der nächsten Stadtratssitzung liefern.
pbj