Gelebter Tierschutz in der Region
„Von staatlicher Stelle gibt‘s keine Hilfe“ – Wie eine Tögingerin mit viel Liebe Igel aufpeppelt
Stephanie Katzwinkel lebt mit ihrer Tochter in einer Wohnung in Töging am Inn. Ihren Lebensraum teilen die beiden mit einer ganzen Menge Mitbewohner, denn die tiermedizinische Fachangestellte peppelt mit viel Liebe kranke und verletzte Tiere auf. Insbesondere Igel haben es der jungen Frau angetan.
Als ich mein Equipment in Stephanies Wohnung trage, werde ich sofort von Katzen und Hunden begrüßt. Erst bei einem genaueren Blick kann man erkennen, dass manche von ihnen verletzt sind oder mit anderen Leiden zu kämpfen haben. Doch nun erfahren sie fachgerechte Hilfe und liebevolle Fürsorge. Nach einem kurzen Flur betreten wir einen mit vielen medizinischen Geräten und Hygiene-Ausrüstung bestückten Raum. Hier sind aktuell rund 30 Igel untergebracht, die der Rettung bedurften.
Dabei begann die Laufbahn der tiermedizinisch ausgebildeten Stephanie ganz banal: Ich war irgendwann vor zehn Jahren mal mit dem Hund spazieren“, erzählt sie im Interview. „Da läuft mir ein kleiner Igel über den Weg.“ Eine Alltagssituation, der viele keine große Bedeutung beimessen würden. Doch Stephanies Leben wird dadurch grundlegend verändert.
Wendepunkt im Leben der tierlieben Stephanie
„Herbst. Viel zu klein“, überlegt sie beim Anblick des Igels. „Da überlegt man sich, was macht man. Man versucht jemanden zu finden, der einen unterstützt.“ Doch die Versorgung von in Not geratenen Igeln ist gar nicht so einfach. Stephanie Katzwinkel arbeitet sich in die Thematik ein. Mittlerweile leitet sie sogar Seminare zum Thema „Igelpflege“.
Manchmal erhält sie eine Spende, wenn Menschen Tiere zu ihr bringen. Doch staatliche Unterstützung gebe es keine, wie sie sagt. Ihr Engagement sei als „Ehrenamt“ eingestuft. Und obwohl man sich auch seitens der Politik der Bedeutsamkeit solcher Hingabe bewusst ist, bleibt eine finanzielle Förderung diesem Fall scheinbar aus. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber sagte anlässlich der kürzlichen Verleihung des Umweltpreises Grüner Engel: „Die ehrenamtlichen Helfer leisten in Bayern einen wertvollen Beitrag. Gleichzeitig sind sie Vorbilder für unsere Gesellschaft und motivieren zum Mitmachen für den Erhalt unserer vielfältigen Naturheimat.“
Man fragt sich zurecht, wie viel mehr sich jemand für den Erhalt der Natur einsetzen kann. Denn Stephanies Wohnung ist voller Produkte, die sie zur Versorgung der kleinen „Viecherl“ braucht, bis hin zu einem eigens angeschafften Ultraschallgerät. Sie richtet ihr ganzes Leben um das Wohl ihrer Schützlinge aus. Freizeit bleibt keine. Und dann muss sie auch noch eigene Mittel dafür einsetzen? Als ich nach dem Interview die Wohnung verlasse, rebelliert einerseits mein Gerechtigkeitsempfinden. Andererseits bin ich auch froh, dass es noch selbstlose Menschen gibt, die sich für ihre Überzeugungen engagieren, und dabei die Freude nicht verlieren.
Wer die private Initiative einiger Helfer in der Region unterstützen möchte, findet weitere Informationen auf ihren Facebook- und Instagram-Kanälen sowie im Linktree.
ar
