„Selbst bei den Wartungsarbeiten könnten wir hier nicht mehr stehen“
Bald wird alles geflutet: So sieht es auf der Baustelle für das neue Wasserkraftwerk in Töging aus
Es war eine einzigartige Ortsbegehung. „Das ist nur momentan möglich“, betonte Bürgermeister Tobias Windhorst. Zusammen mit den Verantwortlichen vom Kraftwerksbetreiber Verbund hatten Stadtrat und Stadtverwaltung die Möglichkeit, die Bauabschnitte des neuen Kraftwerksgebäudes ein letztes Mal zu besichtigen.
Töging – Schon bei der Novembersitzung wird der Zulauf zur ersten Turbine bereits ein erstes Mal geflutet, um zu überprüfen, wie präzise die Konstrukteure gearbeitet haben. Dabei sind die anderen beiden Turbinen noch gar nicht fertiggestellt. Sie folgen etwa im Dreimonatsrhythmus.
„Selbst bei den Wartungsarbeiten könnten wir hier nicht mehr stehen“, verdeutlichte Bauleiter Bernhard Gerauer den Stadträten und Vertretern der Stadtverwaltung die historische Bedeutung des Moments, als diese am unteren Ende des Zulaufs zur ersten Turbine standen.
Dem Ingenieur zufolge müssen die dicken Stahltore, die den Monteuren aktuell noch den Zugang zur Unterseite der 36 Tonnen schweren Propeller ermöglichen, auch bei der planmäßig alle zehn Jahre stattfindenden Abschaltung der einzelnen Turbinen, nur noch im Notfall geöffnet werden. Denn im Gegensatz zum alten Kraftwerk sind die neuen Anlagen praktisch ein Teil des Gebäudes. Zweifellos verfügten auch die 15 Rohre des alten Kraftwerks schon über beeindruckende Ausmaße. Sie leiteten das Wasser aus dem Innkanal zu Francis-Turbinen, die jeweils bis zu sechs Megawatt leisteten.
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In Zukunft soll aber jede der drei Kaplanturbinen rund 40 Megawatt leisten. Entsprechend groß sind daher auch die drei neuen Wasserzuläufe, zumal der Wasserspiegel im Innkanal nach Fertigstellung nochmals um 70 Zentimeter steigt: In jeden der aus Stahlbeton gebauten Zuläufe würde gut und gerne ein ganzes Einfamilienhaus passen.
Sogar Stützmauern wurden mittig in jeden Zulauf gebaut, damit das später unterirdisch liegende Gebäude den gewaltigen Wassermassen standhält.
20 Prozent mehr Strom wird erzeugt
Im Endbereich des Kanals sind seit dessen Trockenlegung Anfang Oktober riesige Baumaschinen am Werk, um die notwendigen Erdarbeiten zu erledigen. Schließlich soll das Wasser künftig nicht mehr geradeaus in die Rohre des alten Kraftwerks laufen.
Vielmehr wird der Bereich vor dem Wasserschloss derzeit mit Erde aufgeschüttet, um das Wasser ab dem kommenden Jahr dann nach Süden zum früheren Sicherheitsüberlauf zu leiten, wo nun das neue Kraftwerkshaus steht.
Auch dort wird es dann rund 30 Meter in die Tiefe fallen, dabei dann aber gut 20 Prozent mehr Strom erzeugen, als bisher.
250 Millionen Euro teure Investition
Die drei neuen Turbinen werden dann schrittweise ab dem Frühjahr 2022 angefahren. Der Abschluss der Arbeiten an der insgesamt 250 Millionen Euro teuren Investition ist auch noch für das kommende Jahr geplant.



