Reaktion auf die Energiekrise:
So will sich der Haager Schulverband unabhängig machen vom Gas
Schule, Schwimmbad, Turnhalle: Das sind energieintensive Liegenschaften, die jetzt – in der Energiekrise als Folge des Ukrainekriegs – ein großes Problem haben. Der Schulverband Haag packt es an.
Haag – Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise und Abhängigkeiten von Russland beschloss der Haager Schulverband ein Nahwärmenetz, vorausgesetzt es gibt eine Förderung des Anschlusses durch den Staat. Das Projekt wird auf knapp 15 Millionen geschätzt und benötigt vier Jahre bis zur Umsetzung.
Hallenbad und Turnhalle versorgen
Nicht zum ersten Mal kam eine Gesamtversorgung öffentlicher wie auch privater Gebäude über ein Wärmenetz im Schulverband zur Sprache. Jetzt nimmt es durch die Bestätigung eines Planungsbüros, durch die Aussagen der Firmenchefs von Haustechnik Pflügl und Tiefbau Dimpflmeier konkretere Gestalt an. Negativ lastet auf den Planungen zum Bedauern von Bürgermeisterin Sissi Schätz, dass sich die Fördermöglichkeiten im Umbruch befänden. Positiv sei zu werten, dass damit große kommunale Abnehmer versorgt würden, so die Schule mit hohem Wärmebedarf, vor allem für Hallenbad und Turnhalle.
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Josef Pflügl, Chef der gleichnamigen Haustechnikfirma, favorisierte unter den möglichen Standorten das Areal, das sich nahe des Kreisverkehrs an der B12 im Osten im Eigentum der Gemeinde befindet. Hier begänne das acht Kilometer lange Hauptnetz und verliefe über die Lerchenberger Straße zu den Schulen, Richtung Rosenberg und im Ringschluss zurück über Bauhof, Milchwerk und Krankenhaus.
„Wir müssen langfristig denken“, so Pflügl. Als Energiegrundlage verwies er auf Holz: „Wir haben ein sehr waldreiches Gebiet.“ Den Strom zur Versorgung der Anlage wollen die Betreiber selber produzieren.
Ausbau für private Anschließer
Christian Dimpflmeier von Tiefbau Dimpflmeier unterstrich, dass sich die öffentlichen Gebäude anschließen müssten, damit das Projekt überhaupt zustande komme. Im nächsten Schritt sei es dann für die Allgemeinheit auszubauen. Die Leitung soll 40 bis 60 Jahre herhalten.
Zur Kostenschätzung von 15 Millionen Euro berichtete Josef Pflügl, dass der Anschließende an das Wärmenetz 50 Prozent Zuschuss vom Staat in Aussicht gestellt bekomme. „Wer baut, kriegt so gut wie nichts“, so Pflügl. Die Grund- und Mittelschule träfe 1,7 Millionen Euro an Anschlussgebühren. Sie habe über das Wärmenetz dann künftig auch Möglichkeiten der Einsparung. Derzeit liegt der Wärmebedarf der Schule bei 270.000 Euro pro Jahr.
„Holz geht bei uns nicht aus“
Bürgermeister Sebastian Linner von Rechtmehring sah im Wärmenetz den richtigen Weg in die Energieversorgung der Zukunft. Mit der Energiegrundlage hätten die Projektbeteiligten ebenfalls die richtige Wahl getroffen: „Das Holz geht bei uns nicht aus.“ Es sei als Material mit CO-Neutralität vorbildlich. Auf diesem Weg werde die Wärmeversorgung in Haag unabhängig, sowohl von Gas als auch von Strom.
Das Milchwerk Jäger solle einbezogen werden, regte Kirchdorfs Bürgermeister Christoph Greißl an. Dazu vermerkten die Unternehmer, dass das geplante Netz an seiner Haustüre vorbeilaufe. „Wir sind grundsätzlich dafür“, brachte Egon Barlag die allgemeine Meinung auf den Punkt. Wünschenswert sei, möglichst viele private wie öffentliche Nutzer an das Netz anzuschließen.
Hoffen auf hohe Zuschüsse
„Eine Hausnummer“ nannte Bürgermeisterin Sissi Schätz die 1,7 Millionen Anschlusskosten für die Grund- und Mittelschule. Das könne der Schulverband nur über die Bezuschussung von 50 Prozent durch den Staat schultern. Von diesen Konditionen sei die Befürwortung abhängig.
So befürwortete das Gremium des Schulverbands einstimmig die Umsetzung des Wärmenetzes. Es geht nun in Planung. Für diese Phase wird ein Jahr veranschlagt, für die Bauphase sind es zwei Jahre. „Bis es warm wird“, so Josef Pflügl, werde es etwa vier Jahre dauern.