„Dann nehme ich das selbst in die Hand“
„Radentscheid Bayern“: Wie sich Michael Brandl für mehr Radwege rund um Maitenbeth einsetzt
Michael Brandl fährt gerne Fahrrad. Doch von Maitenbeth nach Wasserburg ist die Strecke mit dem Drahtesel schwierig. Damit sich das ändert, hat sich der Lehrer für das Volksbegehren „Radentscheid Bayern“ eingesetzt und Unterschriften gesammelt. Wie es jetzt weitergeht.
Maitenbeth – Nahezu offene Türen fand Michael Brandl in seiner Heimatgemeinde Maitenbeth vor, als es um Unterschriften für den „Radentscheid Bayern“ ging. Dessen Ziel ist es, die Situation der Fahrradfahrer zu verbessern. An Bürgermeister Thomas Stark übergab Brandl die gesammelten Unterschriften. Nach diesem positiven Auftakt fängt die Arbeit aber erst an.
Hinter dem „Radentscheid Bayern“ steht ein Bündnis für ein Volksbegehren, das vom ADFC, dem VCD Landesverband Bayern und weiteren elf bayerischen kommunalen Radentscheide unterstützt wird. Mit dabei sind auch der BUND Naturschutz in Bayern und fünf Landesverbände politischer Parteien.
Politik hinkt stark hinterher
Die Bedingungen für Radfahrer sind zu verbessern, deren Anteil am Verkehr hinkt den Versprechen der Politik stark hinterher. Derzeit beträgt er gerade einmal elf Prozent, das sei bis ins Jahr 2030 auf 25 Prozent zu steigern, lauten einige der Forderungen.
Es gebe ein Flickwerk an Zuständigkeiten, Standards und Verfahren, sodass nur wenig vorangehe, weder landkreisübergreifende Radwege noch bessere Anbindungen an den Öffentlichen Nahverkehr.
Und die Zahl der Verkehrstoten sei auf null zu reduzieren. All das hob Brandl beim Gespräch mit dem Bürgermeister noch einmal hervor.
Lehrer Michael Brandl fährt gerne mit dem Rad nach Wasserburg in seine Schule und wollte das Vorhaben unterstützen. Am Anfang steht dafür eine Unterschrift, denn erst wenn bayernweit 25.000 zusammenkommen, ist die nächste Hürde zum Volksbegehren genommen.
Das Ziel ist aber jetzt mit 100.000 Unterschriften bayernweit mehr als erreicht- – mit dem vierfachen an Stimmen. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, selbst eine Unterschrift zu leisten, traf der auf die Organisatoren und dachte sich kurzerhand „dann nehm ich das gleich selbst in die Hand“. Prozentual hätten 16 Unterschriften in der Gemeinde genügt, aber das war einfacher als angenommen, so kamen ziemlich schnell 46 zusammen, „dann hab‘ ich aufgehört, das Ziel war ja für Maitenbeth schon überreicht“, so Brandl. Andernorts ging das angesichts der vielen Unterschriften innerhalb der letzten vier Monate offenbar ebenfalls leicht. In Maitenbeth war der Anteil prozentual außergewöhnlich hoch.
Was heißt das konkret für die Gemeinde? Bürgermeister Thomas Stark nahm die Unterschriften entgegen, denn die müssen erst durch die Verwaltung dahingehend geprüft werden, ob die Bürger wahlberechtigt sind. Ist das geschehen, sollten beim Volksbegehren im kommenden Jahr mindestens eine Million Menschen unterschreiben, damit danach ein neues Radgesetz weitere Maßnahmen erleichtern kann.
Selbst sieht es Bürgermeister Stark als Aufgabe an, „die Akzeptanz der Radfahrer zu verbessern“. Das merke er selbst, sobald er mit dem Rad zu einem Termin fahre. Dann werde er gefragt, ob er etwa keinen Führerschein mehr besitze. Viele Menschen können sich offenbar nicht mehr vorstellen, sich abseits eines Autos zu bewegen. Froh, erklärte Stark weiter, sei er über den neuen Radweg nach Hohenlinden, der entschärfe die B 12 für Radfahrer. In der Gemeinde gebe es weniger Möglichkeiten für Umbauten, der Platz sei begrenzt, wenn ihm auch die Kreisstraße von Straßmaier nach Rechtmehring einfalle. Die sei eng, Autos klebten an den Radfahrern, weil sie nicht überholen können. Doch oft scheitere ein Radweg zuweilen auch am fehlenden Grund.
Verbindung nach Süden unzureichend
Während die Anbindung Maitenbeths nach Osten und Westen in Ordnung sei, kamen beide überein, die Verbindung nach Süden zu verbessern. Er selbst komme mit dem Rad auf dem Waldweg von Marsmeier nach Stetten zurecht, fasste Michael Brandl zusammen, jedoch ältere Menschen und Kinder hätten Probleme mit dem Kies.
Auch auf dem Radweg im Großhaager Forst hält er Asphalt für die bessere Wahl. Von den Kosten her sei das auf Dauer gleich, antwortete Bürgermeister Stark, denn der Kies müsse regelmäßig wieder in Form gebracht werden. Nicht optimal sei der Winterdienst, das bekräftigten beide, denn Radwege würden zuallerletzt geräumt. Und man habe im Gemeinderat auch andere Notwendigkeiten im Blick. Hier hofft Michael Brandl, dass durch das gewünschte Radgesetz Entscheidungen leichter zu begründen und herbeizuführen sind.
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