Haager Student radelt für den guten Zweck quer durch Europa
„Die ersten 24 Stunden durchgeradelt“: Diese Hürden hat Veit auf 5700 Kilometer gemeistert
Radeln, das ist für ihn eine Passion. Der 24-jährige Veit Fiedler verbringt viel Zeit auf zwei Rädern, ist trainiert. Mitte Juli fasste er einen Entschluss: Er trat bei der „Tour de Charity“ beim „Transcontinentalrace“ in die Pedale - von Belgien quer durch Europa bis nach Griechenland. Was er da alles erlebt und welche Hürden er gemeistert hat:
Haag in Oberbayern/Thessaloniki -„Die Entscheidung teilzunehmen fiel recht spontan“, erklärt Veit im Telefongespräch von Griechenland nach Oberbayern. Als Holzbau-Student an der TH Rosenheim habe er die Semesterferien für das Rennen genutzt.
Mit dem Bus nach Belgien, mit dem Rad weiter nach Griechenland
Gesagt, getan: Am 23. Juli wurde es ernst: Mit dem Flixbus ging es ins belgische Geraardsbergen in der Nähe von Brüssel. Von da an hieß es für Veit und hunderte weitere Teilnehmer: Ab in die Pedale!
Beim „Transcontinental“ handelt es sich um ein Rennen mit nur einer Etappe, bei dem die Teilnehmer ihre Strecken, Routen und Pausen sowie Schlafplätze unter freiem Himmel selbst planen. Vier obligatorische Kontrollpunkte wiesen ihnen dabei den Weg.
Das Ziel am 7. August allerdings erreichten nicht alle, weiß Veit. Von rund 300 Solo-Radlern und 50 Teams schafften es lediglich 125 bis zur Ziellinie in Thessaloniki.
Durchaus verständlich in Veits Augen, denn die Tour hatte einige Herausforderungen und Überraschungen parat. Rund 4000 Kilometer Strecke haben es in sich.
Orientierungslos in der Schweiz
„Die ersten 24 Stunden bin ich durchgeradelt, war unter den ersten vier Teilnehmern. Da war die Motivation am größten. Ausschlaggebend für das Rennen ist eine Grundkondition und dass man körperlich fit ist. Ich bin immer zügig gefahren.“ Schließlich fiel er zurück und radelte unter den ersten zwanzig mit.
In der Schweiz hatte er plötzlich Orientierungsschwierigkeiten: „Die Route wurde falsch berechnet und so fand ich mich auf einmal auf dem falschen Berg wieder. Das wurde mir aber erst klar, als ich oben angekommen bin“, erinnert sich Veit lachend. „Wieder runter ging es schneller und ich war rasch wieder auf Kurs.“
Lieber 40 Grad als zwei Grad und Regen
Nicht nur einmal hatte der junge Haager mit einem Platten zu kämpfen, musste teilweise längere Strecken schieben - bei sengender Hitze über 40 Grad Celsius. „Die Hitze hat mich tatsächlich nicht so sehr tangiert“, unterstreicht Veit. Unangenehmer empfand er einstellige Grade gepaart mit Regen: „Die Kälte und Temperaturen um den Gefrierpunkt beim Überqueren der Pässe, das war nicht so meins.“
Doch Herausforderungen sind dazu da, sie zu meistern. Mit diesem Gedanken strampelte Veit unermüdlich durch Europa. Als sich seine Achillessehne entzündete, entschied er kurzerhand, mit Sandalen weiter durch Kroatien zu radeln. Auch ein Sturz blieb nicht aus. Veit zog sich aber lediglich Schürfwunden zu - nach einer kurzen Verschnaufpause ging es schon weiter.
Auch, wenn keine großen Pausen angesetzt waren, Veit hat auf seiner Radreise wahnsinnig viele freundliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt und wunderschöne Landschaften durchquert.
„Es war definitiv eine Erfahrung wert. Ich habe viel gelernt. Es war mein erstes Event und es hat großen Spaß gemacht - obwohl ich am Anfang sehr aufgeregt war“, räumt Veit ein. „Doch ich würde es immer wieder machen - vor allem für den guten Zweck. Ich bin überzeugt, dass ein einfaches Fahrrad ein Leben für immer verändern kann.“
Über Rom zurück ins heimische Haag in Oberbayern
Zurück in die Heimat geht es freilich auch mit dem Rad: „Für mich schließt sich der Kreis, indem ich mit dem Rad auch wieder nach Hause fahre.“
Dafür hat Veit eine andere Route gewählt, entlang des Mittelmeers: Mit der Fähre geht es nach Italien über Rom und nach Bayern. Damit hat Veit insgesamt 5700 Kilometer und 67.100 Höhenmeter in unter einem Monat absolviert.
Hintergrund zum Radrennen von Belgien nach Griechenland
Zusammen mit dem Verein „Radeln und Helfen“ wurden Spenden für „World Bicycle Relief“ gesammelt. Die internationale Hilfsorganisation hat speziell für den Einsatz im ländlichen Afrika ein robustes und zuverlässiges Fahrrad entwickelt. Mithilfe von Spendengeldern werden die Fahrräder in die Hände von Schülern, Krankenpflegekräften und Unternehmern gelegt, damit sie zur Schule oder Arbeit fahren können. Dank der Fahrräder können sie die großen Distanzen überwinden und ihre Zukunft aus eigener Kraft gestalten. Die Kosten für ein Buffalo Fahrrad liegen bei 147 Euro.
mb
