Preise steigen
Teuer, teurer, Strom - Ist das noch gerechtfertigt? Ein Gespräch mit dem Haager Kraftwerke-Chef
Die Strompreise steigen und steigen. Schuld daran ist vor allem der Börsenpreis, den die Erzeuger ansetzen. Ist das noch gerechtfertigt? Ein Gespräch mit Dr. Ulrich Schwarz, Leiter der Kraftwerke Haag.
Haag - Die steigenden Strompreise sind ein großes Gesprächsthema in der Region. Die Stadtwerke Wasserburg mussten ihre Preise um bis zu 60 Prozent anheben, so Leiter Robert Pypetz. Er sprach von „extremen“ Zeiten. Nun sind auch die Preissteigerungen der Kraftwerke Haag bekannt. 64,90 Cent brutto pro Kilowattstunde ist 2023 der Arbeitspreis der Kraftwerke, 2022 waren es noch je nach Stromverbrauch 33,37 beziehungsweise 34,40 Cent. „Solche Zeiten habe ich noch nie erlebt“, erzählt Geschäftsleiter Dr. Ulrich Schwarz. Beweis dafür sei unter anderem die Netzumlage. „Wir haben sie um knapp drei Cent pro Kilowattstunde erhöht. Früher hätten wir darüber lange diskutiert. Dieses Jahr ist es untergangen.“
Für die Kraftwerke Haag sind die Zeiten jedoch auch aus einem anderen Grund besonders: Die Kraftwerke sind gleichzeitig Stromerzeuger und -vertrieb.. „Für den Vertrieb ist die Lage schlecht, aber als Erzeuger freuen wir uns natürlich.“ Mit ihrem eigenen Wasserkraftwerk in Soyen könnten sie jährlich bis zu 2,8 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren. Das seien zwar lediglich fünf Prozent der Energie, die die Kraftwerke selbst vertreiben würden, dennoch seien es für das Unternehmen lukrative Zeiten.
Grundsätzlich gilt: Da die Gaspreise steigen, klettern auch die Stromkosten in die Höhe. Das hänge damit zusammen, dass ein Großteil des Stroms aus Gas erzeugt werde, erklärt der Geschäftsführer. Obwohl die Kraftwerke Energie durch Wasserkraft produzieren und das eigentlich relativ preiswert sei, halte sich das Unternehmen - wie alle anderen Anbieter auch - an den derzeitigen Marktwert.
Sind diese Preise dann überhaupt gerechtfertigt? Darf ein essenzieller Grundversorger so hohe Preise verlangen und aus diesen Zeiten Profit schlagen? Schwarz hat darauf keine Antwort. „Es ist eine moralische Frage.“ Darüber müsse man sich in der Gesellschaft unterhalten, glaubt der Geschäftsführer. „Als Vertrieb kommen wir da nicht aus“. Als Erzeuger müssten die Kraftwerke die Sachlage betriebswirtschaftlich bewerten. „Tatsache ist: Der teuerste Anbieter setzt den Preis“, erklärt Schwarz, „und das sind nun mal die Gaskraftwerke.“ Ob das moralisch in Ordnung sei, „das ist eine gute Frage“, sagt Schwarz. „Davon will ich uns als Erzeuger auch gar nicht ausnehmen.“ Im Vergleich zu Atom- oder Wasserkraftwerken hätten die Gaserzeuger ohnehin gestiegene Ausgaben und somit auch höhere Preise. Nun komme auch noch der Gasmangel durch die Sanktionen gegen Russland hinzu, somit würden sich die Kosten von allen Stromerzeugern summieren.
Eins dürfe aber nicht vergessen werden. „Wir waren immer abhängig von Gaserzeugern und Russland war immer der günstigste Anbieter“, erklärt Schwarz. „Es wäre schwierig geworden, den Kunden zu erklären, dass ich entweder für zwei Cent russisches Gas kaufen kann oder für sechs Cent Gas aus anderen Ländern.“ Dennoch glaubt der Geschäftsführer nicht, dass die Unabhängigkeit von ausländischen Energieerzeugern in Deutschland praktikabel sei. „Ich denke nicht, dass das möglich ist. Wir sollten eher eine europäische Lösung anstreben.“
Die guten Nachrichten: Die Marktentwicklungen ließen im Moment vermuten, dass die Strompreise 2024 wieder sinken werden. 18 Cent netto pro Kilowattstunde Einkaufspreis seien derzeit im Gespräch. Mit absoluter Sicherheit könne das natürlich noch nicht gesagt werden. „Aber im Moment gehen wir von niedrigeren Preisen aus“, so Schwarz.
