Sollte man Vitamin D im Winter supplementieren?
Vitamin D: Fragen und Antworten rund um das Sonnenvitamin
Was passiert, wenn man einen Vitamin-D-Mangel hat? Hilft Vitamin D gegen Krankheiten? Wann macht die Einnahme von Supplementen Sinn? Wir beantworten alle wichtigen Fragen rund um das Sonnenvitamin.
Kein Vitamin beschäftigt uns im Winter so sehr wie Vitamin D. Damit unser Körper das Vitamin produziert, braucht es Sonnenlicht – und davon haben wir in unseren Breitengraden in den Wintermonaten chronisch zu wenig. Rund um das Vitamin D ranken sich viele Geschichten: es soll gegen zahlreiche Krankheiten helfen, und einige Quellen behaupten deshalb, eine zusätzliche Einnahme von Vitamin-D-Präparaten mache in Deutschland immer Sinn. Aber stimmt das wirklich? Wir beantworten alle wichtigen Fragen.
Was ist Vitamin D und welche Funktion hat es im Körper?
Vitamin D ist die übergeordnete Bezeichnung für die Calciferole, eine Gruppe fettlöslicher Vitamine. Zu den wichtigsten Formen gehören Vitamin D2 (Ergocalciferol) und Vitamin D3 (Cholecalciferol). Vitamin D wird vom Körper selbst produziert, wenn UV-B-Strahlung der Sonne auf die Haut trifft. Vitamin D ist für unseren Körper lebensnotwendig, da es an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt ist. So sorgt es für gesundes Knochenwachstum, indem es an der Aufnahme von Calcium und Phosphat aus dem Darm sowie ihren Einbau in den Knochen beteiligt ist. Außerdem hilft es dabei, einen normalen Hormonstoffwechsel und ein gesundes Immunsystem aufrecht zu erhalten.
Welche Symptome hat ein Vitamin-D-Mangel?
Ein Vitamin-D-Mangel kann über einen Bluttest festgestellt werden. Liegt der Serumwert unter 30 nmol/l, wird von einer mangelhaften Versorgung mit Vitamin D gesprochen. Werte zwischen 50 und 30 nmol/l gelten als suboptimal. Eine optimale Versorgung ist bei Werten zwischen 50 und 125 nmol/l gegeben. Hat man über einen längeren Zeitraum einen zu geringen Vitamin-D-Wert, droht eine Abnahme der Knochendichte und eine Knochenerweichung (Osteomalazie). Auch Osteoporose wird begünstigt. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann ein Vitamin-D-Mangel zu Rachitis führen, also dauerhaft bestehende Skelettveränderungen hervorrufen. Neben negativen Einflüssen auf die Knochen kann ein Vitamin-D-Mangel auch Atemwegsinfekte, Depressionen und Stimmungsschwankungen begünstigen.
Hilft Vitamin D aktiv gegen Krankheiten?
Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist wichtig für eine normale Funktion des Immunsystems. Außerdem wurden in einzelnen Studien Zusammenhänge zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und Krebserkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes Typ 2 festgestellt - die Datenlage sei laut RKI aber zu dünn, um auf kausale Beziehungen zu schließen. In der Corona-Pandemie gingen Meldungen herum, die einen niedrigen Vitamin-D-Wert mit einer erhöhten Anfälligkeit für Covid in Verbindung brachten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung schreibt, dass aber auch hier nicht genügend Forschung betrieben wurde, um pauschal eine Empfehlung für Vitamin-D-Supplementation als Vorbeugung gegen Corona zu geben. Das derzeitige Fazit daher: Vitamin D trägt zu einer Aufrechterhaltung eines normalen Immunsystems bei. Dass Krankheiten aktiv durch die Einnahme von Vitamin D verhindert oder geheilt werden können, ist jedoch nicht belegt.
Hat jeder Mensch in Deutschland im Winter automatisch einen Vitamin-D-Mangel?
Was stimmt: In unseren Breitengraden beschränkt sich die körpereigene Produktion aufgrund des Sonnenstandes zum größten Teil auf die Monate März bis Oktober. Trotzdem bedeutet das nicht, dass jeder Mensch im Winter automatisch in den Vitamin-D-Mangel rutscht. Vitamin D kann vom Körper in Fett- und Muskelgewebe gespeichert werden. Ist eine ausreichende Versorgung über die Sommermonate hinweg gewährleistet, kann der Körper genügend Vitamin D einlagern, um damit über die Wintermonate zu kommen. Dafür reicht es laut RKI, zwischen März und Oktober zwei- bis dreimal pro Woche Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz für 10 bis 20 Minuten der Sonne auszusetzen.
Außerdem stoppt die Vitamin-D-Produktion im Winter nicht komplett. Wer regelmäßig draußen spazieren geht und sein Gesicht dabei der Sonne aussetzt, kann auch in den Wintermonaten Vitamin D produzieren. Ein pauschaler Vitamin-D-Mangel liegt also selbst im Winter in Deutschland nicht vor - eine genaue Auskunft über den eigenen Vitamin-D-Status kann schlussendlich nur eine Blutuntersuchung geben.
Kann Vitamin D über die Ernährung aufgenommen werden?
Die Hauptquelle für Vitamin D stellt das Sonnenlicht über die körpereigene Produktion dar. Etwa 10 bis 20 Prozent des Bedarfs lassen sich aber auch über die Ernährung decken. Als Vitamin-D-Lieferanten gelten Eier, Milchprodukte sowie fetter Seefisch, wie etwa Hering oder Lachs. Nahrung kann den täglichen Bedarf an Vitamin D aber in der Regel nicht alleinig decken.
Kann man Vitamin D überdosieren?
Liegt ein Mangel an Vitamin D vor, kann eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln Sinn machen. Die Einnahme sollte aber stets in Absprache mit dem Arzt erfolgen, denn: es kann auch ein Zuviel an Vitamin D geben. Nimmt man dauerhaft zu viel Vitamin D zu sich, erhöht sich der Kalziumspiegel im Körper. Das kann akut zu Bauchkrämpfen und Übelkeit, im schlimmsten Fall längerfristig zu Herzrhythmusstörungen und Nierenschädigungen führen. Da der Körper Vitamin D speichert, kann es nicht nur zu einer akuten, sondern auch zu einer schleichenden Vergiftung kommen.
Besonders gefährlich ist das Risiko für eine Vergiftung bei hochdosierten Vitamin-D-Präparaten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen eine maximale Tagesdosis von 20 Mikrogramm, bzw. 800 IE (internationale Einheiten) zu nehmen – und auch nur dann, wenn ein Vitamin-D-Mangel diagnostiziert wurde. Aus demselben Grund ist von Lebensmitteln abzuraten, die mit Vitamin D angereichert wurden – zumal eine Untersuchung der Verbraucherzentralen ergeben hat, dass zahlreiche Produkte keine Genehmigung für die Anreicherung mit dem Vitamin hatten.
fso