Langes Sitzen als Risikofaktor
Regelmäßig bewegen – Krebsrisiko drastisch senken
Dass Bewegung gesund ist, wissen wir alle. Trotzdem bewegen sich viele Menschen hierzulande zu wenig – und erhöhen damit ihr Risiko für zahlreiche Krankheiten, darunter auch Krebs. Schätzungsweise sechs Prozent aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland entstehen als Folge von Bewegungsmangel. Was die Experten empfehlen, lest Ihr hier.
Ob Joggen, Schwimmen, Tanzen, Ballsport oder Gymnastik: Durch zahlreiche Studien ist wissenschaftlich erwiesen, dass körperliche Aktivität hilft, Krankheiten zu verhindern. Auch das Risiko für einige Krebsarten ist bei körperlich aktiven Menschen reduziert. Langes Sitzen kann das Risiko für einige Krebsarten unabhängig vom Aktivitätslevel hingegen erhöhen.
Wer sich täglich bewegt, senkt insbesondere das Risiko für einige häufige Krebsarten wie Brustkrebs (nach den Wechseljahren) und Darmkrebs um 20 bis 30 Prozent. Auch für weitere Tumorarten, darunter Krebs der Blase und der Nieren, des Magens und der Speiseröhre, gibt es Hinweise, dass Bewegung das Erkrankungsrisiko verringern kann.
Empfehlungen der Experten
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät zu mindestens 150 Minuten moderater oder 75 Minuten intensiver körperlicher Aktivität pro Woche beziehungsweise zu einer Mischung aus beidem. Natürlich könnt Ihr Euch auch mehr bewegen, am besten täglich.
Die von der WHO empfohlene Bewegungsdauer erreichen jedoch nur ein Drittel der Frauen und etwa die Hälfte der Männer. Dabei könnte jeder im Alltag etwas Gutes für seine Gesundheit tun: Wandern, Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen. „Regelmäßige Bewegung muss kein Leistungssport sein. Auch Alltagsbewegungen wie Spazierengehen oder Treppensteigen wirken sich positiv auf die körperliche Gesundheit aus. Studien deuten darauf hin, dass bereits sehr kurze Einheiten einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben. Wichtig ist, dass regelmäßige Bewegung zu einer Gewohnheit wird“, erklärt Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Auch bereits erkrankten Menschen kann Bewegung helfen. „Sport fördert nicht nur die körperliche Fitness, sondern stärkt auch das emotionale Wohlbefinden und die Resilienz – gerade auch bei krebskranken Menschen“, erklärt Gabriele Brückner, Geschäftsführerin der Bayerischen Krebsgesellschaft (BKG). Die BKG bietet deshalb speziell auf Krebspatienten zugeschnittene Bewegungs- und Entspannungsangebote. Zum Kursangebot zählen u.a. Yoga, Qigong, Bewegungstherapie, Tanztherapie, Wandern und Waldbaden.
Tipps für mehr Bewegung im Alltag
Seit Jahrzehnten nimmt das tägliche Bewegungspensum eines Menschen kontinuierlich ab – wir bewegen uns, oft auch bedingt durch die Rahmenbedingungen in der Arbeitswelt, immer seltener und immer kürzer. Um diesen Bewegungsmangel auszugleichen, werden Freizeitsport und regelmäßige Bewegung im Alltag immer bedeutsamer.
- Versucht, täglich einen Spaziergang zu machen: Frische Luft und Tageslicht tun gut! Die leichte Bewegung – egal ob morgens, in der Mittagspause oder am Abend – kurbelt den Kreislauf an. Zusätzlich regt die Sonne (auch hinter Wolken!) die Produktion von Vitamin D an und hebt die Stimmung.
- Bei sitzenden Tätigkeiten: Steht öfter auf, telefoniert etwa im Stehen: Acht bis zehn Stunden pro Tag im Sitzen zu verbringen beschert vielen Menschen Rückenschmerzen und Verspannungen. Zudem erhöht langes Sitzen das Risiko einiger Krebsarten.
- Benutzt grundsätzlich die Treppe statt der Rolltreppe oder des Fahrstuhls: Die Beinmuskulatur ist eine der großen Muskelgruppen des Körpers. Umso wichtiger, dass Ihr sie regelmäßig nutzt. Wer nach einem Stockwerk schon ins Schnaufen gerät, sollte dranbleiben – Trainingseffekte sind hier schnell spürbar!
- Geht bis zur übernächsten Haltestelle oder steigt eine Haltestelle früher/später aus: Wer immer den kürzesten Weg wählt, tut sich auf Dauer nichts Gutes. Stattdessen einfach mal einen kleinen Umweg gehen, das entschleunigt und hält fit.
- Fahrt wenn möglich mit dem Fahrrad oder geht zu Fuß zur Arbeit: Wer schon auf dem Weg zur Arbeit in Bewegung ist, kommt mit frischem Kopf im Büro beziehungsweise zu Hause an.
- Entspannt auch mal, seid nicht zu ehrgeizig: Zu einem gesunden Lebensstil gehört auch die Fähigkeit, sich ab und zu bewusst Ruhephasen zu gönnen, abzuschalten und zu entspannen. Yoga oder Meditation können hier hilfreiche Methoden sein.
Quelle: Deutsche Krebshilfe
Das fordern die Experten von Kommunen und Schulen
Deutsches Krebsforschungszentrum, Deutsche Krebshilfe und Deutsche Krebsgesellschaft fordern niedrigschwellige Bewegungsangebote, die es allen Menschen leichter machen, sich ausreichend zu bewegen. Beispielsweise sollen Städte und Kommunen den öffentlichen Raum „bewegungsförderlich” gestalten, etwa mit einem sicheren Fahrradwegenetz und beleuchteten Laufstrecken.
Besonders wichtig ist, Menschen schon im Kindesalter für körperliche Aktivität zu begeistern. „Die Freude an Bewegung ist uns eigentlich in die Wiege gelegt. Doch viele Kinder verlernen aus verschiedenen Gründen den Spaß an körperlicher Aktivität und wachsen zu Bewegungsmuffeln heran“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Wir fordern daher an allen Schulen eine tägliche, unbenotete Schulsportstunde, damit Kinder mit Freude in Bewegung bleiben.“ (as)