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Gesunde Darmflora
Depressionen: Wie Probiotika auch bei psychischen Beschwerden helfen könnten
Probiotika, die die Zusammensetzung des Darms beeinflussen, könnten auch zur Behandlung psychischer Krankheiten beitragen. Zu diesem Schluss kommen Forscher in einer aktuellen Studie.
Depressionen und Angststörungen werden klassisch mit Psychotherapie und Antidepressiva behandelt. Doch nicht nur Veränderungen im Gehirn könnten eine Rolle bei der Entwicklung psychischer Beschwerden spielen. Auch der Darm scheint die Psyche maßgeblich zu beeinflussen. Bereits seit einigen Jahren erforschen Wissenschaftler daher den Einfluss der Darmflora auf Psyche und Gehirn. Spezielle Medikamente, die das Mikrobiom im Darm verändern, könnten neuen Erkenntnissen zufolge auch bei der Behandlung psychischer Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen helfen.
Rund jeder fünfte Erwachsene leidet im Laufe seines Lebens an einer Depression oder depressiven Verstimmung. Bisher setzen Ärzte und Therapeuten bei der Behandlung psychischer Beschwerden wie niedergeschlagener Stimmung, Erschöpfung und Abgeschlagenheit vor allem auf den Einsatz von Anitdepressiva und klassischer Psychotherapie — diese scheinen allerdings nur bedingt zu helfen. So leiden viele Betroffene trotz Behandlung weiterhin unter den Symptomen.
Forscher der Universität Leuven und der Psychiatrischen Universitätsklinik in Basel konnten nun jedoch herausfinden, dass Probiotika nicht nur einen positiven Einfluss auf die Darmflora haben. Auch die Psyche scheint von einem gesunden Darm zu profitieren.
Probiotika wirken sich positiv auf Darm und Psyche aus
In einer Studie aus dem Jahr 2022 konnten die Schweizer Wissenschaftler um Anna-Chiara Schaub nachweisen, dass Probanden, die einen Monat lang ein Probiotikum einnahmen, seltener an depressiven Beschwerden litten. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine zusätzliche Behandlung mit Probiotika die depressiven Symptome verbessert und spezifische gesundheitsbezogene Bakterientaxa erhöht“, erklärten die Forscher in einer Pressemitteilung.
Zurückführen lassen sich die Ergebnisse den Wissenschaftlern zu Folge auf Veränderungen in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms durch den Einfluss der Probiotika. Demnach hatten sich bei den Probanden, die die Probiotika erhielten, die Milchsäurebakterien deutlich vermehrt. Wurden die Präparate abgesetzt, nahm allerdings auch der Anteil der gesunden Darmbakterien wieder ab. Eine längere Darmkur könnte die depressiven Symptome dagegen längerfristig lindern.
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Zusammensetzung der Darmflora beeinflusst die Psyche
Welchen Einfluss die Darmflora auf das Wohlbefinden hat, konnten bereits frühere Studien zeigen. Eine Untersuchung der Katholischen Universität Leuven in Belgien fand demnach heraus, dass bei depressiven Menschen bestimmte Bakterienstämme – wie die Gattungen Coprococcus und Dialister – gänzlich fehlen.
Erste kleine Studien ergaben zudem, dass der Verzehr von Probiotika, welche gute Bakterien wie Bifidobakterien und Laktobazillen enthalten, psychische Belastungen verringern und sogar die Hirnaktivität in bestimmten Regionen beeinflussen können. Diese Regionen waren maßgeblich an der Steuerung und Verarbeitung von Gefühlen und Empfindungen beteiligt. In einer Studie aus dem Jahr 2022 wurde außerdem festgestellt, dass die Darmmikroben mit dem Ausmaß depressiver Symptome im Zusammenhang stehen.
Probiotika in der Behandlung von Depressionen und Angststörungen
Es gibt sogar Hinweise darauf, dass sich Darmmikrobiom auf neurodegenerative Krankheiten wie amyotrophe Lateralsklerose (ALS) auswirken. In einer Studie aus Israel wurde festgestellt, dass sich der Zustand von Mäusen mit einer ähnlichen Krankheit schneller verschlechterte, wenn sie kein Darmmikrobiom hatten. Positiv wirkte sich dagegen die Einführung des Bakteriums Akkermansia mciniphilia durch die Erhöhung des Vitamin-B3-Spiegels auf das Verhalten und die neurologischen motorischen Fähigkeiten aus.
Doch wie wirken Probiotika? Das Mikrobiom im Darm unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Gerät die Darmflora aus dem Gleichgewicht, können Krankheitserreger durch die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf gelangen und die Entstehung chronischer Krankheiten begünstigen. Probiotika können diesem Prozess entgegenwirken und fördern zudem die Entstehung von Serotoninen, Dopamin und GABA. Diese Neurotransmitter sind maßgeblich an dem persönlichen Glücksempfinden beteiligt.
„Die Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse ist zwar schon einige Jahre Thema der Forschung, die genauen Mechanismen sind bis heute allerdings nur teilweise klar“, erklärt Erstautorin Anna-Chiara Schaub. Bis die Probiotika tatsächlich in der Behandlung von Depressionen und Angststörungen eingesetzt werden können, bedarf es daher noch weitere Forschung.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.