Fragen und Antworten vom Experten
Brustkrebs: So stehen die Heilungschancen wirklich
Die Wahrscheinlichkeit für eine Frau, an Brustkrebs zu erkranken, liegt bei etwa zehn Prozent. Doch die Therapieansätze helfen vielen, zu genesen.
Die Chancen, Brustkrebs zu überstehen, sind deutlich besser geworden: Untersuchungen belegen, dass die Brustkrebssterblichkeit in Deutschland seit Mitte der 80er Jahre um durchschnittlich 21 Prozent gesunken ist, bei unter 50-jährigen Frauen sogar um rund 37 Prozent.
Brustkrebs: Heilungschancen steigen - dank gut ausgestatteter Therapieansätze
Vor allem die Frauen, die entsprechend der wissenschaftlichen Leitlinien für Diagnostik, Therapie und Nachsorge in speziellen, zertifizierten Brustzentren behandelt werden, haben eine deutlich bessere Überlebenschance sowie ein niedrigeres Risiko einer Wiedererkrankung.
"Studien belegen auch, dass die Heilungschancen der Frauen bei Abweichungen von diesen Leitlinien deutlich sinken", bestätigt Prof. Dr. Thomas Dimpfl, Direktor der Frauenklinik am Klinikum Kassel und Leiter des Interdisziplinären Brustzentrums (IBZ) sowie des Gynäkologischen Tumorzentrums (GTZ). In diesen zertifizierten Zentren werden die jeweils neuesten nationalen und internationalen wissenschaftlichen Leitlinien konsequent umgesetzt.
Mammografie, Masektomie und Medikamente: Brustkrebs wird immer früher erkannt
Dass die Chancen für Frauen mit Brustkrebs heute besser sind, hat viele Gründe. Da ist einmal das Mammografie-Screening, die Röntgenuntersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs, zu der alle Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren eingeladen werden. Eine erste Auswertung der Ergebnisse des 2005 in Deutschland eingeführten Screenings ergab, dass mehr Brustkrebs-Vorstufen und kleine Brustkrebse entdeckt wurden als vor Einführung des Screenings.
"So viele Tumore unter 1,5 Zentimeter wie in den vergangenen fünf Jahren haben wir noch nie gesehen“, bestätigt Prof. Dimpfl. Über die Therapie- und Heilungsmöglichkeiten informierte er in einer Telefonsprechstunde.
Fragen und Antworten von Frauen zu Heilungschancen von Brustkrebs
Prof. Dr. Thomas Dimpfl: Nein, solange sie nicht zum Stillstand kommen, ist die Chemotherapie das erste Mittel der Wahl. Wenn die Metastasen eine Weile lang ruhig bleiben, kann man sie mit Hitze verschmoren oder mit einer Operation entfernen.
Dimpfl: Vermutlich handelt es sich bei Ihnen nur um ein reines Narbenrezidiv. Das kann man operativ entfernen, und Sie brauchen danach gar keine Chemotherapie. Wenn Sie den Tumor allerdings einfach weiter wachsen lassen, wird er irgendwann doch streuen und dann ist die Behandlung wesentlich aufwändiger. Deswegen rate ich Ihnen dringend zur baldigen Operation.
Dimpfl: Eine familiäre Häufung ist bei Ihnen nicht von der Hand zu weisen. Wenn die Kinder Mädchen wären, würde man sie sicherlich auch auf ein Vorhandensein des BRCA1-Gens, das bei diesem genetisch bedingten Krebstyp vorliegt, testen.
Bei Männern gibt es aber keine Hinweise auf eine erhöhte Brustkrebsgefahr, wenn die Mutter daran gestorben ist. Es ist ausreichend, wenn die Söhne regelmäßig ihre Brust abtasten, um Veränderungen frühzeitig zu bemerken.
Dimpfl: Sie soll ein ganz normales Leben führen. Eine gesunde Ernährung und Sport sind gut. Schlecht auf den Genesungsprozess wirken sich Alkohol und Zigaretten aus. Wichtig ist auch die regelmäßige Nachsorge bei ihrem Frauenarzt.
Dimpfl: Ausfluss ist manchmal ein Zeichen dafür, dass sich in der Brust etwas tut, das auch bösartig werden kann. Ich würde die Zellen des Ausfluss untersuchen lassen. Wenn dann alles in Ordnung ist, kann man den Zustand so belassen, wie er momentan ist.
Dimpfl: Dass jemand tagelang nach einer Chemotherapie bricht, muss heutzutage wirklich nicht mehr sein. Es gibt sehr, sehr gute Mittel dagegen. Bitten Sie Ihren Arzt, die Behandlung der Übelkeit während der Chemotherapie umzustellen und nach Alternativen zur Behandlung der Übelkeit zu suchen.
Dimpfl: Nach der Brustkrebstherapie besteht die Nachsorge aus einem vierteljährlichen Arzttermin mit Tast- und Ultraschallbefund, halbjährlich eine Mammographie auf der betroffenene Seite und jährlich eine Mammographie von beiden Brüsten.
Nur wenn man sich unsicher ist oder der ursprüngliche Tumor bei der Mammographie schlecht zu sehen war, ist eine Kernspintomographie zusätzlich empfehlenswert.
Prof. Dimpfl: Eher nein, das kommt wahrscheinlich von dem Aromatasehemmer. Diese Medikamente machen oft Knochenschmerzen. Sprechen Sie einmal mit Ihrem Arzt, ob Sie auf ein anderes Präparat wechseln können.
Prof. Dimpfl: Eine Zyste sollte bei einer Frau Ihres Alters nicht an den Eierstöcken entstehen. Sie muss unbedingt entfernt und untersucht werden. Ich empfehle in Ihrem Fall, bei einem hormonabhängigen Tumor, beide Eierstöcke zu entnehmen.
Prof. Dimpfl: Die allgemeine Empfehlung lautet fünf Jahre Einnahme des Aromatasehemmers. Allerdings gibt es mittlerweile Daten, die darauf hinweisen, dass eine Einnahme über sieben Jahre sinnvoll ist.
Ob und wie schnell neue Metastasen entstehen können, hängt vom Ursprungsbefund ab, zum Beispiel, ob Lymphknoten befallen waren. Generell gilt: Je länger man ohne Metastasen bleibt, um so höher ist die Chance, dass kein Rezidiv auftritt.
Dimpfl: Die Hormontherapie erhöht eindeutig das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Allerdings ist sie nur ein Grund von vielen, weswegen man an der Krebsform erkranken kann. Der größte Risikofaktor ist Übergewicht.
Weitere Risikofaktoren sind unter anderen Alkoholgenuss, Rauchen, ein früher Eintritt der Periode oder eine späte Menopause. Zusammengefasst heißt dies: wenn Sie Hormone benötigen, kann man diese unter engmaschiger Kontrolle der Brust (Ultraschall und Mammographie) einnehmen.
Dimpfl: Die radikalen Operationen bei Ihrer Tochter waren prinzipiell sinnvoll, weil Frauen, die das BRCA1-Gen tragen, bis zu 80 Prozent gefährdet sind, an Brustkrebs oder auch Eierstockkrebs zu erkranken.
Dass sie jetzt plötzlich ihre Periode bekommen hat, kann daran liegen, dass Hormone nicht ausschließlich in den Eierstöcken gebildet werden. Eine Ausschabung sollte Klarheit über die genaue Ursache der Blutung bringen.
Hollywoodstar Emma Watson schwört darauf: Dieses Busenöl soll Brustkrebs vorbeugen - und dazu das Dekolleté straffen.
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Von Susanne Seidenfaden
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