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VerbraucherService informiert über fragwürdigen Trend

Abnehmen durch Blutzucker-Tracking - was ist dran?

Eine Frau misst mit einem Blutzuckermeßgerät ihren Blutzucker
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Klassiker ist die Blutzuckermessung mittels Fingerpiks. Dabei gewinnt man mit einer Stechhilfe einen Tropfen Blut aus der Fingerspitze und trägt diesen auf einen Teststreifen am Messgerät auf.

Regelmäßig den Blutzucker messen - eigentlich nur für Diabetiker Pflicht. Durch einen Trend in den sozialen Medien tracken aktuell aber auch immer mehr gesunde Menschen ihren Blutzucker – gegen Müdigkeit, für eine bessere Konzentrationsfähigkeit oder um abzunehmen. Lest hier, ob das nötig ist und welche Gefahren diese Überwachung des eigenen Körpers mit sich bringt.

Nehmen wir durch die Nahrung Kohlenhydrate auf, steigt die Glukosekonzentration im Blut, der Blutzuckerspiegel. Bei gesunden Menschen wird daraufhin Insulin ausgeschüttet, um diesen wieder zu senken. Der Stoff dient dazu, die Glukose aus dem Blut für die Zellen zur Energiegewinnung verfügbar zu machen.

Kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Weißbrot, Nudeln und Reis lassen den Blutzuckerspiegel schnell und stark ansteigen. Sinkt er dann wieder rasch ab, verlangt der Körper nach neuer Energie und es kommt zu Heißhunger. 

Langfristig steigt so das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas, Diabetes oder Bluthochdruck. Deshalb macht es Sinn, starke Blutzuckerschwankungen zu meiden und den Blutzuckerspiegel relativ konstant zu halten.

Normalwerte des Blutzuckers sind:

  • Nüchtern: < 100 mg/dl
  • 2 Stunden nach einer Hauptmahlzeit: < 140 mg/dl

Wie trackt man seinen Blutzucker?

Der Klassiker ist die Messung mittels Fingerpiks. Dabei gewinnt man mit einer Stechhilfe einen Tropfen Blut aus der Fingerspitze und trägt diesen auf einen Teststreifen am Messgerät auf.

Eine neuere Alternative für Diabetiker sind kleine Sensoren, die am Oberarm getragen werden, um den Blutzuckerspiegel dauerhaft zu messen. Diese sogenannten „Continuous Glucose Monitors“ sind etwa münzgroß und messen mithilfe eines Metallfadens den Blutzuckerwert im Gewebe. 

Der Sensor ist unter einem Pflaster angebracht und muss alle zehn bis 14 Tage gewechselt werden. Die Implantation ist einfach und lässt sich zu Hause selbständig durchführen. 

Die Blutzuckerwerte kommen dann jederzeit per Bluetooth aufs Smartphone. Zudem alarmiert das System bei Über- oder Unterzuckerung. Mithilfe einer App lassen sich die gewonnenen Daten auswerten.

Mittlerweile bieten Health-Tech-Firmen diese Tracker auch Nicht-Diabetikern an und vermarkten sie mit großem Erfolg an Sportler, Gesundheits-Enthusiasten oder Abnehmwillige.

Die Tracker sind frei verkäuflich und kosten um die 60 Euro – für eine Anwendung von zwei Wochen. Zugehörige Apps im Abo kosten zwischen 100 Euro und 250 im Monat. Mitgeliefert werden abgeleitete Ernährungsempfehlungen.

Was ist dran an diesem Hype?

Das Werbeversprechen der Anbieter lautet „je flacher die Glukosekurve, desto besser für die Gesundheit“. Energie-Tiefs, Stimmungsschwankungen, PMS, Hitzewallungen, Schlafstörungen und Gewichtszunahme sollen mithilfe des Blutzucker-Trackings behandelt werden können. 

Vor allem Frauen erhalten hierdurch Heilsversprechen: Symptome von Hormonschwankungen seien durch Schwankungen im Blutzuckerspiegel verursacht und könnten mithilfe des Trackens verhindert werden.

Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sei das Tracking für gesunde Menschen jedoch nicht nötig, heißt es von Seiten des VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB). Denn ein gesunder Körper ist selbst in der Lage, die Konzentration des Blutzuckers zu messen und die Bauchspeicheldrüse reagiert dann je nach Glukosemenge entsprechend schnell. Zudem gibt es vielfältige andere Gründe für Symptome wie Müdigkeit, PMS oder Schlafstörungen.

Für die bewusste Wahrnehmung der Ernährung und zum Kennenlernen der Stoffwechselvorgänge kann ein Tracking vorübergehend auch für Nicht-Diabetiker interessant sein, ein dauerhaftes Messen kann aber durchaus negative Folgen mit sich bringen.

Folgen dieser Überwachung des eigenen Körpers

Die negativen Folgen überwiegen hier den Nutzen, folgt man Elisa Neutatz, Ernährungsexpertin beim VSB. „Durch die ständige Überwachung des eigenen Körpers kann eine zwanghafte Kontrolle entwickelt werden.“

  • Die mit der App gelieferten Ernährungsempfehlungen rufen gegebenenfalls unnötige Angst in Bezug auf Lebensmittel hervor, wie es erst kürzlich bei Haferdrinks der Fall war. So heißt es in den sozialen Netzwerken, Haferdrinks lösen starke Glukosespitzen aus, die unbedingt zu vermeiden sind. Auch Essstörungen können dadurch entstehen.
  • Die Daten, die der Blutzucker-Tracker liefert, werden von Laien oftmals falsch interpretiert.

„Nur durch einen konstanten Blutzuckerspiegel allein verlieren wir kein Gewicht“, erklärt Neutatz. Hier sind viele andere Faktoren maßgeblich beteiligt. Eine individuelle Beratung von Ernährungsfachkräften kann dabei helfen.

Für die Gesundheit sollten Verbraucher generell auf eine ausgewogene und vielseitige Ernährung mit Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, hochwertigen Ölen und Eiweißquellen achten, sowie hochverarbeitete Lebensmittel möglichst meiden.

Was tun gegen Heißhungerattacken?

Um Heißhungerattacken vorzubeugen, gilt es, genügend Ballaststoffe (30 Gramm Ballaststoffe pro Tag), ausreichend Protein (0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag) und gesunde Fette (zum Beispiel Rapsöl oder Leinöl) aufzunehmen. Zudem hilft es, regelmäßig ausgewogene Mahlzeiten einzunehmen. Drei sättigende Mahlzeiten am Tag wirken den Gelüsten entgegen.

Bewegung nach dem Essen hilft zusätzlich dabei, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Daneben sorgen auch ausreichend Schlaf und regelmäßige sportliche Betätigung für einen Blutzucker im Normalbereich.

as/VerbraucherService Bayern

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