Kolumne vom Meteorologen Dominik Jung
Hitzedürre oder Sintflut-Sommer 2025? Zwei führende Wettermodelle widersprechen sich radikal
Wettermodelle prophezeien einen Sommer der Extreme – mit dramatischen Folgen für Umwelt und Gesundheit. Eine Wetter-Kolumne von Dominik Jung.
München – Der Sommer 2025 wirft seinen Schatten voraus – und sorgt jetzt schon für hitzige Diskussionen unter Meteorologen. Denn zwei der führenden Langfristmodelle, das europäische ECMWF und das amerikanische NOAA-Modell CFS, liefern zwar beide einen klar zu warmen Sommer, könnten in puncto Niederschläge aber kaum gegensätzlicher sein.
Laut wetter.net rechnet das ECMWF mit einem heißen, teils extrem trockenen Sommer mit Dürrepotenzial wie 2018 oder 2022. Das CFS-Modell hingegen geht von einem ebenfalls überdurchschnittlich warmen, aber gleichzeitig sehr nassen Sommer aus – mit tropenartigen Niederschlagsmengen, die lokal sogar katastrophale Sturzfluten auslösen könnten. Es ist die meteorologische Gretchenfrage 2025: Sahara-Hitze oder Tropensommer mit Ahrtal-Gefahr?
Sommer 2025 zwischen Sahara-Hitze und Tropenregen Warum sich die Wetter-Modelle widersprechen
Die extrem unterschiedlichen Szenarien lassen sich meteorologisch gut erklären. Das europäische Modell sieht eine anhaltende Hochdruckdominanz über Mitteleuropa mit blockierten Tiefdrucksystemen – ein klassisches Wetter-Setup für Hitze und Trockenheit. Das amerikanische CFS hingegen deutet auf eine aktivere Westwetterlage mit feuchtwarmer Subtropenluft und häufigen Tiefdruckeinbrüchen, was zu einem feuchten, gewitterreichen Sommer führen könnte.
Laut unseren aktuellen Daten spielt hier der Jetstream eine zentrale Rolle: Verläuft er stabil nördlich von Mitteleuropa, dominiert Hitze und Dürre. Mäandert er stark oder sackt südlich ab, steuern uns Tiefs aus dem Atlantik sintflutartige Regenmassen zu. Die derzeit ungewöhnlich warme Nordatlantik-Oberflächentemperatur könnte ein weiterer Faktor sein, der die CFS-Prognose stützt.
Wetterdienst mit Prognose: So hoch ist die Wahrscheinlichkeit für Hitze oder Tropenregen
Beide Szenarien haben laut Experten ihre Berechtigung. Nach aktuellen Modellläufen (Stand: Mai 2025) beziffert wetter.net die Wahrscheinlichkeit für einen heißen und trockenen Sommer auf etwa 55–60 %, während ein schwülwarmer Tropensommer mit Starkregen und Unwettern mit etwa 35–40 % ebenfalls realistisch ist.
Ein gemäßigter „Normalsommer“ liegt hingegen nur noch bei unter 10 %. Egal wie – für Mensch, Landwirtschaft und Infrastruktur bedeutet beides eine enorme Belastung: Hitze stresst Kreislauf und Natur, tropische Regenmassen erhöhen die Gefahr von Überschwemmungen, wie wir sie aus dem Ahrtal 2021 kennen. Eines ist sicher: Der Sommer 2025 wird alles andere als gewöhnlich.
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