Mathe vs. Minecraft
Warum es ein Informatiker unnötig findet, Kindern das Programmieren beizubringen
Müssen Kinder programmieren lernen? Ja, findet die Gründerin einer digitalen Lernplattform. Nein, findet ein Informatikprofessor.
Wie Eltern mit ihren Kindern gehen, beeinflusst die spätere Intelligenz. „Damit Kinder für unsere digitale Welt zukunftsfähig sind, sollten sie auch programmieren lernen“, sagt Amanda Maiwald BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Sie ist Co-Gründerin der digitalen Lernplattform Complori, die Kinder früh an ein „souveränes Leben mit Medien“ heranführen soll.
Unnötig, findet Jensen Huang, der Chef des Tech-Unternehmens Nvidia, dessen Aktien aktuell durch die Decke gehen. Im Februar 2024 sagte er auf dem World Government Summit in Dubai, dass Künstliche Intelligenz (KI) in Zukunft immer mehr das Programmieren übernehme und sich die Menschen stattdessen auf andere Fähigkeiten wie Biologie, Bildung, Fertigung oder Landwirtschaft konzentrieren sollten.
Kinder lernen mit Minecraft Programmieren
Bei Complori können Eltern ihre Kinder ab sieben bis acht Jahren anmelden, am besten nach dem ersten Grundschuljahr. In den Programmierkursen bei Complori lernen die Kinder anhand von Computer-Spielen. Zum Beispiel lernen sie die Sprache Python anhand des Spiels „Minecraft“.
Einer der Kinder ist der zehnjährige Aemilian. Er ist ein „leidenschaftlicher Fortnite- und Minecraft-Spieler“, sagt seine Mutter Stephanie Renda über ihn. Einmal in der Woche programmiert Aemilian eine Stunde mit Entwicklern und anderen Kindern. Kostenpunkt: 60 Euro im Monat.
Programmieren für Kinder: „Das sollte schulisches Grundwissen sein“
Neben dem Schulalltag eine weitere Verpflichtung? Ihr Sohn sehe das nicht so, sagt Renda. Für ihn sei das Programmieren einfach Teil des Spiels. „Daddeln oder Skillset: Diese Unterscheidung macht er nicht“, sagt sie.
„Es macht einen Unterschied, wenn Informatiker und Informatikerinnen schon in ihrer Kindheit programmiert haben“, sagt Maiwald BuzzFeed News Deutschland. Sie hat Wirtschaftsinformatik studiert und habe „bei null anfangen“ müssen. Zu verstehen, wie Computer funktionieren und welche Logik hinter Programmiersprachen steckt – „das sollte schulisches Grundwissen sein“, findet sie.
Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschland.
Wie sinnvoll ist es, dass Kinder Programmieren lernen?
Benjamin Risse, Professor für Computer Vision und maschinelles Lernen an der Universität Münster, sieht die Lage bezüglich eines Programmierunterrichts an Schulen ähnlich wie Jensen Huang: KI könne für einen „Paradigmenwechsel in der Programmierung“ sorgen, sagt er BuzzFeed News Deutschland.
Mithilfe von Large Language Models (LLMs) könnten irgendwann mittels natürlicher Sprache Programme geschrieben werden. Programmierer müssten also nicht darüber nachdenken, wie sie etwas in der Programmiersprache umsetzen, sondern mehr darüber, was sie haben wollen. „Das könnte den konventionellen Programmierunterricht für viele in Zukunft obsolet machen“, sagt er.
Programmiersprachen und Technologien könnten sich schnell ändern. „Da Schulreformen langsame Entwicklungen sind, würde ich von vorschnellen Lehrplanumgestaltungen abraten. Ich sehe die Rolle der Schulen eher in einer Vermittlung von ‚zeitlosen‘ Inhalten“, so Risse. Eine gute Ausbildung in Mathematik und Physik liefere auch für die Informatik eine „solide Grundlage“.
Maiwald widerspricht: „Es stimmt schon, dass sich Programmiersprachen relativ zügig weiterentwickeln. Dennoch ist ja die Logik, die dahinter steht, unabhängig von der Programmiersprache. Grundkonzepte der Informatik und des Programmierens bleiben gleich.“ Besonders bei den jüngeren Kindern gehe es Complori eher darum, die „Was will ich haben?“-Perspektive zu zeigen, also wie sie ihre Minecraft-Welten einfach noch cooler und bunter machen können. Die Programmiersprachen selbst spielten hier eine untergeordnete Rolle.
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