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Wiesn-Helferinnen berichten

Frauen auf dem Oktoberfest mit K.-o.-Tropfen betäubt? Wiesn-Team bestätigt schlimmen Verdacht

Das Oktoberfest 2023 hat begonnen. Schon nach zwei Tagen gibt es Meldungen von sexuellen Übergriffen auf der Wiesn in München. Auch K.-o.-Tropfen sollen eine Rolle spielen.

München – „O‘zapft is“ hieß es am Samstag, dem 16. September 2023, zum Start des diesjährigen Oktoberfests in München. Bereits nach den ersten Tagen gibt es bereits Meldungen von Straftaten und Gewalt oder auch Unfällen auf den Fahrgeschäften. Auf der Wiesn, wo traditionell viel Alkohol im Spiel ist, kommt es immer wieder auch zu sexuellen Übergriffen gegen Frauen und Mädchen. Sie werden mit derben Sprüchen angemacht, begrapscht oder noch massiver bedrängt.

Besonders perfide sind Übergriffe, bei denen Frauen durch betäubende Substanzen, sogenannte K.-o.-Tropfen, gefügig gemacht werden sollen. Die Aktion „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ betreut Betroffene und bietet einen „Safe Space“ auf dem Fest für alle Besucherinnen an, die Hilfe benötigen. Die Verantwortlichen berichten schon nach den ersten Tagen der Wiesn-Feierei von mehreren Fällen, in denen Frauen vermutlich K.-o.-Tropfen verabreicht wurden.

Wiesn 2023: In den ersten zwei Tagen sexuelle Übergriffe auf dem Oktoberfest gemeldet

Bei den vier Frauen vom ersten Wochenende handelt es sich zwar nur um Verdachtsfälle. Doch Kristina Gottlöber von der Initiative für Münchner Mädchen (IMMA) ist sich ziemlich sicher, dass den Betroffenen Substanzen ins Getränk gemischt wurden, um sie außer Gefecht zu setzen. „Das sah nicht nach alkoholisierten Aussetzern aus“, sagte die erfahrene Helferin dem Nachrichtenportal Focus.de.

„Sichere Wiesn“-Inititative für Frauen: In zwei Tagen schon vier Fälle mit Verdacht K.O.-Tropfen

Solche Vorfälle nachzuverfolgen und zu ahnden, kann schwierig sein. Denn K.-o.-Tropfen führen oft zu mehrstündigen „Filmrissen“ oder „Blackouts“. Die Frauen haben keine oder nur bruchstückhafte Erinnerungen an das, was passiert ist.

Was sind K.-o.-Tropfen?

K.-o.-Tropfen sind Medikamente mit narkotisierender (betäubender) Wirkung. Sie werden auch als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt.

Verschiedene Substanzen fallen unter diesen Sammelbegriff, zum Beispiel GHB (Gamma-Hydroxy-Buttersäure) bzw. „Liquid Ecstasy“, Butyrolacton und Butandiol, (ist in Industriereinigungs- und Lösungsmitteln enthalten).

Da diese Stoffe farb-, geruch- und größtenteils geschmacklos sind, bemerkt man nicht, ob dem Getränk „K.-o.-Tropfen“ beigemischt wurden.

(Quelle: sicherewiesn.de)

Zudem gibt es auf der Wiesn demnach keine Möglichkeiten, um auf betäubende Substanzen zu testen, wie Gottlöber erklärt. Kommt es nach einem derartigen Vorfall zu einer Anzeige, würde das zwar oft gemacht. Doch die Erinnerungslücken bleiben – sowie ein ungutes Gefühl und diffuse Ängste hinsichtlich dessen, was in der Zeit des Blackouts geschehen ist.

Sicherheit auf dem Oktoberfest 2023: 600 Polizisten und 2200 Ordner im Einsatz

K.-o.-Tropfen sind – neben anderen – ein wiederkehrendes Problem auf Feiern und sonstigen Veranstaltungen, bei denen viele Menschen zusammenkommen, zum Beispiel auch bei Fußballspielen, – und damit auch auf dem Oktoberfest in München. Auch dieses Jahr erwartet München wieder rund sechs Millionen Gäste aus aller Welt. Ein entsprechend großes Sicherheitskonzept wird daher benötigt. Rund 600 Polizisten sowie 2200 Ordner sollen laut der Nachrichtenagentur dpa dafür sorgen, dass bei der dreiwöchigen Feierei möglichst wenig Menschen zu Schaden kommen.

Auf der Wiesn nehmen immer mehr Frauen und Mädchen Hilfe in Anspruch

Den „Safe Space“ von der Aktion „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ haben in den ersten zwei Festtagen 41 Frauen aufgesucht, um dort Unterstützung zu erhalten. Auch Opfer sexualisierter Gewalt waren demnach dabei, wie Focus.de im Gespräch mit der Initiative erfahren hat. Oft hilft das Team aber auch, wenn Frauen auf dem Gelände ihre Begleitung, den Geldbeutel oder das Handy verloren haben und desorientiert sind. Für Frauen unter zahlreichen betrunkenen Feiernden eine zu Recht beängstigende, da potenziell gefährliche Situation.

Intitiative „Sichere Wiesn für Frauen und Mädchen“ bietet Hilfe und Tipps für Oktoberfest-Besucherinnen

Im Servicezentrum hinter dem Schottenhamelzelt am Eingang „Erste Hilfe“ erhalten sie Hilfe, etwa beim sicheren Nachhauseweg oder dem Wiederfinden ihrer Gruppe. Schon letztes Jahr hatte die Initiative gemeldet, dass deutlich mehr Wiesn-Besucherinnen Hilfe suchten als in den Jahren zuvor. Die Anlaufstelle der Initiative war bei der Wiesn 2022 von 450 Frauen aufgesucht worden, das waren 50 Prozent mehr als noch im Jahr 2019. 68 Hilfe suchende Frauen an einem Tag mussten 2022 betreut werden – bisheriger Rekordwert. Es handelte sich vor allem um junge Frauen aus dem Raum München.

Initiative bietet Tipps und Regeln für einen sicheren Besuch auf der Wiesn 2023

K.-o.-Tropfen-Verdacht auf dem Oktoberfest. (Symbolbild)

Auf der Webseite der Initiative „Sichere Wiesn für Frauen und Mädchen“ finden Interessierte Tipps für einen möglichst sicheren Besuch des Oktoberfests, über das Hilfsangebot im „Safe Space“ sowie weiterführende Informationen über die Gefahr von K.-o.-Tropfen. Um zwischen den bis zu 600.000 Gästen am Tag nicht die Orientierung zu verlieren, empfehlen sie beispielsweise, eindeutige Treffpunkte zu vereinbaren oder die Hoteladresse immer bei sich zu tragen.

Wiesn 2023: Polizei meldet Anzeigen wegen sexueller Übergriffe am ersten Wochenende

Die Polizei München gibt während des Fests täglich einen sogenannten „Wiesnbericht“ heraus. Die bisherige Bilanz umfasst auch bereits zwei mutmaßliche Straftaten mit sexuellem Motiv. So soll am Sonntag ein 36-jähriger Mann einer Platzweiserin in einem Festzelt auf den Hintern geschlagen haben. Gegen ihn wurde Anzeige wegen sexueller Belästigung erstattet. Darüber hinaus erhielt er einen Platzverweis.

Außerdem kam es mutmaßlich zu einem Fall von sogenanntem „Upskirting“: Ein 28-jähriger Mann soll demnach eine 23-Jährige unter ihre Kleidung gefilmt haben. Sicherheitskräfte hielten den Mann bis zum Eintreffen der Polizei fest. Es wurde Strafanzeige aufgrund Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen gegen ihn gestellt.

Das Oktoberfest in München geht dieses Jahr zwei Tage länger als sonst, insgesamt dauert es 18 Tage. Noch bis zum 3. Oktober wird auf der Wiesn gefeiert. In anderen Regionen gibt es Nachahmer des Traditionsfests aus Bayern. So feiert man derzeit auch in Battenfeld im Landkreis Frankenberg mit Bier, Lederhosen und Dirndl.

Rubriklistenbild: © Nicolas Armer/dpa/ Sven Simon/Imago

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