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„Die Zeit ist jetzt“

Darum klebt sich die Letzte Generation nicht mehr fest

Die Klimaprotest-Gruppe plant in ihrer neuen Strategie „ungehorsame Versammlungen“. Was meint sie damit und was unterscheidet sie noch von Fridays For Future?

Wenn es eine Sache gibt, die wohl die meisten Deutschen über die Letzte Generation wissen, dann, dass sie sich festklebt. Mit ihren Händen auf dem Asphalt machte sie in den vergangenen zwei Jahren auf sich aufmerksam. Jetzt soll dieses „Kapitel des Klebens“ ein Ende haben, teilte die Letzte Generation am Montag (30. Januar) mit.

Den Kleber zu entfernen, war für Polizisten nicht immer einfach. (Hier bei einer Blockade in Oldenburg im Juni 2023)

Viele Menschen, die Lust auf Protest haben, wollen sich nicht festkleben

Die Gruppe Extinction Rebellion, die sich in Großbritannien für Klima-Gerechtigkeit einsetzt, klebt sich schon seit Anfang 2023 nicht mehr auf die Straße. Warum sich nun auch die Letzte Generation dafür entscheidet, erklärt Theodor Schnarr, Aktivist und Sprecher der Letzten Generation. „Die Protestmethode hat ihren Zweck effektiv erfüllt. Wir haben über zwei Jahre deutlich machen können, dass die Bundesregierung nicht daran interessiert ist, menschengerechte Politik zu machen, sondern engagierte Bürger und Bürgerinnen kriminalisiert“, sagt er BuzzFeed News Deutschland, einem Portal von Ippen.Media.

Wenn Schnarr nicht gerade für das Klima auf die Straße geht, macht er einen Doktor in Biochemie. Der 32-Jährige nennt noch einen weiteren Grund: „Wir haben häufig die Rückmeldung bekommen, dass viele Menschen gerne mitmachen möchten, sich aber nicht festkleben wollen, deshalb werden die Proteste jetzt für alle zugänglich.“ Die Letzte Generation will also die breite Masse mobilisieren. Man könnte sagen, sie versucht, mainstream zu sein.

Der Letzte-Generation-Aktivist Theodor Schnarr.

Letzte Generation plant „Massenproteste“, aber mit einer Besonderheit

Statt Klebe-Aktionen plant die Letzte Generation in Zukunft „ungehorsamen Versammlungen“, heißt es in ihrer Strategie für 2024, die auf ihrer Website zu lesen ist. Doch, was ist damit genau gemeint? „Es werden Massenproteste. Wir werden so viele Menschen wie möglich an verschiedenen Orten in Deutschland auf die Straße bringen“, sagt Schnarr.

Fridays For Future organisiert seit Jahren solche Massenproteste. Deshalb stellt sich die Frage, wie sich die Letzte Generation in Zukunft von der Klimaschutz-Gruppe unterscheiden möchte. „Der große Unterschied ist, dass wir nicht weggehen. Auch dann nicht, wenn die Polizei eintrifft oder es zu Verhaftungen kommen sollte.“ Dazu sei natürlich nicht jede protestierende Person gezwungen. „Jeder Mensch muss das für sich selbst entscheiden.“ Auch in der Vergangenheit wurden Klima-Aktivisten verhaftet (einer von ihnen erzählte BuzzFeed News Deutschland von seiner Zeit im Gefängnis). Schnarr spricht von einem „unignorierbaren Protest“, der aber „friedlich“ ablaufen soll.

Protestmarsch in Berlin im April 2023.

So sehen weitere Pläne der Letzten Generation aus

Es ist nichts Neues, dass die Letzte Generationen friedliche Protestformen ausprobiert. Protestmärsche gab es bereits 2023. In ihrer Strategie kündigt die Klimaprotest-Gruppe Aktionen an, die 2024 tatsächlich Premiere hätten. Zum Beispiel wollen die Klima-Aktivisten und -Aktivistinnen mit Politikern und Politikerinnen, sowie anderen Entscheidern vor der Kamera sprechen.

Das klingt so, als ob ihr Plan sei, sie offiziell zu gefilmten Interviews einzuladen. Eigentlich geht es den Aktivistinnen und Aktivisten aber darum, öffentliche Interviews oder Reden von Politikern und Politikerinnen zu unterbrechen. „Politiker und Politikerinnen sind ja meistens selbst vor der Kamera und wir werden dazu gehen“, sagt Schnarr. „Wir werden sie damit konfrontieren, dass sie gerade eine Politik machen, die uns alle in die Zerstörung führt.“

Vorbild für diese Form des Protests ist die Gruppe „Climate Defiance“, die sich regelmäßig an Klima-Gegner der Biden-Regierung richten. Hier zum Beispiel an den US-Senator Joe Manchin in New Hampshire, der sich für die Kohleindustrie im Bundesstaat West Virginia einsetzt:

Aktivist der Letzten Generation: „Die Ungerechtigkeiten sind so offensichtlich wie noch nie“

Des Weiteren möchte die Letzte Generation im Laufe von 2024 „Orte der fossilen Zerstörung“ besetzen. In der Vergangenheit haben Klima-Aktivisten das beispielsweise in Lützerath gemacht, ein Dorf, das die Polizei für den Kohleabbau räumte. Darüber, wo der Protest in diesem Jahr stattfinden wird, möchte uns Schnarr keine Informationen geben. „Es wird kreativ.“

Er macht keine genauen Angaben zu dem Inhalt des Appells an Frank-Walter Steinmeier, den die Letzte Generation laut ihrer Strategie verfassen möchte. Schnarr verrät aber, dass die Klima-Aktivisten und -Aktivistinnen darin noch einmal die Situation beschreiben werden, in der wir uns gerade befinden: die Klimakrise. „Wir hoffen, dass Frank-Walter Steinmeier sich für die Menschlichkeit und Gerechtigkeit entscheidet und unsere Forderungen unterstützt.“

Eine Sache ist Schnarr persönlich wichtig, wie er BuzzFeed News Deutschland sagt. Er richtet sich an jede und jeden, der überlegt sich, der Letzten Generation anzuschließen: „Die Ungerechtigkeiten sind so offensichtlich wie noch nie. Jeder Mensch muss sich fragen: Was will ich in 20 Jahren meinem Kind erzählen, was ich in den Jahren, in der die Klimakrise eskaliert ist, getan habe? Die Zeit ist jetzt.“

Rubriklistenbild: © Nele Fischer

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