„Begünstigt Inflexibilität“
„Ich beobachte das mit Sorge“: Psychologin alarmiert wegen KI-Apps bei TikTok
Die „That Girls“ auf Social Media habe mit KI-Apps zur Selbstoptimierung eine neue Wunderwaffe für den idealen Tagesablauf. Eine Psychologin warnt.
Wer seinen Alltag im Griff hat, steht früh auf, macht Sport, isst gesund und vergisst keinen einzigen Geburtstag. Frauen, die so leben, werden auf TikTok als „That Girls“ gefeiert. Andere Social-Media-Nutzerinnen eifern ihnen nach, stellen sich ebenfalls den Wecker auf fünf Uhr in der Früh und filmen ihren perfekten Tagesablauf als „That Girl“.
Seit neustem helfen ihnen KI-Apps dabei. „POV: Du bist dein durchschnittliches Leben satt“, steht auf einer Werbeanzeige einer solchen App, die unserer Autorin auf TikTok ausgespielt wurde. Laut Anzeige soll sie es dank der App schaffen, befördert zu werden, Französisch zu lernen, endlich das Haus aufzuräumen, endlich DIESEN Schokoladenkuchen zu backen und mehr Dates mit ihrem Partner zu haben.
„Solche Apps zur Selbstoptimierung haben das Potenzial, den bereits vorhandenen Selbstoptimierungstrend in unserer Gesellschaft weiter zu verstärken“, warnt Julia Tanck. Sie ist psychologische Psychotherapeutin und forscht an der Universität Osnabrück zu Körperbildstörungen.
Die Entwicklung solcher Apps zeige, dass unsere Gesellschaft einen weiteren Schritt hin zu einem „zunehmende perfektionierten Alltag“ mache, sagt sie BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Sie betrachte das mit „erheblicher Sorge“.
Selbstoptimierung-Apps fördern „übertriebenen Perfektionismus“
Wie auch der „That Girl“-Trend versprechen KI-gestützte Selbstoptimierungs-Apps, das Beste aus jedem Tag herauszuholen und einen perfekten Lebensstil zu erreichen. „Dieser ständige Drang zur Perfektion hängt mit einem ungesunden Maß an Druck und Stress zusammen. Menschen wird der Eindruck vermittelt, ständig produktiv sein zu müssen und jeden Aspekt ihres Lebens optimieren zu müssen“, sagt Tanck.
Dieser „Fokus auf ständige Verbesserung und Effizienz“ könne die Bedeutung von Ruhe, Entspannung und emotionalem Wohlbefinden in den Hintergrund drängen, der aber entscheidend für die psychische Gesundheit sei.
Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschland.
Doch nicht nur das: Die „ständige Selbstoptimierung“ auch auf Social Media (das nicht das echte Leben ist) bringe die Gefahr mit sich, dass wir „unsere Individualität und Authentizität vernachlässigen, da wir uns zu sehr an vorgegebene Ideale versuchen anzupassen“, warnt Tanck. Lebensbereiche wie Kreativität, Empathie oder spirituelles Wachstum kämen zu kurz, wenn sich Menschen nur mit Selbstoptimierung beschäftigten.
Auch könne „ein übertriebener Perfektionismus Inflexibilität im sozialen Miteinander begünstigen“, sagt die Psychologin BuzzFeed News Deutschland. „Es ist daher wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Selbstverbesserung und Selbstakzeptanz zu finden und zu erkennen, dass Perfektion oft ein unerreichbares und unerwünschtes Ziel ist.“
Rubriklistenbild: © Screenshot TikTok
