Kolumne vom Meteorologen Dominik Jung
Superzellen-Alarm für Deutschland: Wetter-Crash mit Tornado-Gefahr
Ein Tief mit explosiver Kaltfront überquert Deutschland – mit Starkregen, Sturmböen und sogar Tornado-Potenzial. Eine Wetter-Kolumne von Dominik Jung.
Update vom 27. Mai, 14.40 Uhr: Ab Mittwoch (28. Mai) gilt Wetter-Alarm in Deutschland. Dann kommen teils markante Gewitter auf Deutschland zu, sie kommen mit stürmischen Böen sowie Hagel und/oder Starkregen. Laut Wetterdiensten besteht die Gefahr, dass sich Superzellen bilden.
Was ist eine Superzelle?
Als Superzelle bezeichnet man besonders große und gefährliche Gewittergebilde, sie äußern sich oft mit Hagel, starken Sturmböen und manchmal auch mit Tornados. Der Begriff stammt aus dem Jahr 1962, als der britische Meteorologe Keith Browning den Begriff erstmals für ein andauerndes Unwetter verwendete.
Die ersten kräftigen Gewitter bringt Tief Ole bereits am Dienstagabend (27. Mai). Länger anhaltender Regen sind im Mittelgebirgsraum sowie an den Alpen angekündigt.
Wetter-Crash mit Tornado-Gefahr: Jetzt rauscht explosive Kaltfront durch Deutschland
Erstmeldung vom 27. Mai, 9.52 Uhr: München – Laut den aktuellen Prognosedaten von wetter.net steht Deutschland am Mittwoch (28. Mai) eine brisante Wetterlage bevor. Ein giftiges Tief zieht von Westen herein und bringt eine markante Kaltfront mit sich.
Turbulente Wetterprognose für Deutschland: Was genau eine Kaltfront ist und warum sie so gefährlich ist
Aber was ist eine Kaltfront eigentlich? Bei einer Kaltfront handelt es sich um die Vorderkante eines Gebietes mit kalter Luft, das sich unter wärmere Luft schiebt. Diese Kaltluft ist dichter und schwerer – sie verdrängt die warme Luftmasse regelrecht nach oben. Dabei kommt es häufig zu einem raschen Aufstieg der feuchtwarmen Luft, was die Bildung von kräftigen Wolken, Regen und Gewittern fördert.
Besonders heftig kann es werden, wenn die Kaltfront schnell voranschreitet und auf stark aufgeheizte Luft trifft. Das ist genau am Mittwoch der Fall: Am Nachmittag und Abend entstehen verbreitet Schauer und Gewitter, begleitet von Starkregen, stürmischen Böen und auch kleinkörnigem Hagel.
Tornado-Gefahr durch Windscherung und Labilität der Atmosphäre
Ein weiteres gefährliches Element dieser Wetterlage ist die erhöhte Windscherung – ein Begriff, der in Extremwettersituationen häufiger fällt. Unter Windscherung versteht man die Veränderung der Windgeschwindigkeit und Windrichtung mit der Höhe. Wenn beispielsweise am Boden ein schwacher Wind aus Südwest weht, in der Höhe jedoch ein starker Wind aus West, dann ergibt sich eine Scherung. Diese sorgt für eine Drehbewegung in der Atmosphäre, die unter bestimmten Bedingungen zur Entstehung von Superzellen führen kann – das sind besonders organisierte Gewitter, aus denen sich auch Tornados entwickeln können.
Kombiniert wird dies mit einer hohen atmosphärischen Labilität, also einer starken Neigung der Luft, vertikal aufzusteigen. Diese Mischung aus Windscherung und Labilität ist genau das, was Meteorologen als „tornadogene“ Lage bezeichnen. Zwar lassen sich Tornados oft nur sehr kurzfristig vorhersagen, doch besonders am Mittwochnachmittag sollte man in Teilen Deutschlands mit allem rechnen.
Wetter beruhigt sich ab Christi Himmelfahrt in Sicht – vorübergehend
Die gute Nachricht: Ab Donnerstag (29. Mai), also an Christi Himmelfahrt, lässt der Wetterstress allmählich nach. Zwar bleibt es gebietsweise wechselhaft, doch das Risiko für Unwetter nimmt deutlich ab. Hochdruckeinfluss setzt sich langsam durch, was zu freundlicherem Wetter führt – zumindest vorübergehend. Wer den Feiertag für Ausflüge oder Familienbesuche nutzen möchte, kann sich vielerorts auf angenehmere Bedingungen einstellen.
Dennoch empfiehlt es sich, die aktuelle Wetterlage eng zu verfolgen, insbesondere am Mittwoch. Wetterdienste wie wetter.net oder auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) liefern regelmäßig Updates, Warnungen und Einschätzungen zur Gefahrenlage. Denn auch wenn nicht jeder Ort von der Unwetterlage betroffen sein wird – Gewitter, Starkregen und die Tornadogefahr sind reale Risiken, die man nicht unterschätzen sollte.
Rubriklistenbild: © Harald Tittel/dpa

