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„Billige Arbeitskräfte“

Selbst Schuld am Fachkräftemangel? Wenn Ausbildung so ist, hat die Generation Z „keinen Bock“

Kaffee zubereiten, sauber machen: Azubis müssen zunehmend Aufgaben erledigen, die nicht zu ihrem Job gehören. Was sind die Gründe dafür?

Als ich im vergangenen Jahr eine Azubi in einem Betrieb für Solarenergie besucht habe, war ich erstaunt. Statt einer Solaranlage baute sie einen Ikea-Schrank zusammen. Als ich nach dem Grund fragte, sagte sie: „Typische Azubi-Arbeiten“. Tatsächlich geht es in Deutschland immer mehr Auszubildenden so, zeigt eine Umfrage.

Zahl der Azubis, die ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben müssen, erreicht „Höchststand“

Etwas mehr als jeder sechste Auszubildende (15,3 Prozent) muss „immer“ oder „häufig“ Aufgaben erledigen, die eindeutig nicht zu seiner Ausbildung gehören. Das zeigt der jährliche Ausbildungsreport, der am 22. August von der Jugendorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB-Jugend) und dem DGB in Frankfurt vorgestellt wurde.

Befragt wurden dafür mehr als 10.000 Auszubildende in den 25 häufigsten Ausbildungsberufen. Im Vergleich zu 2022 ist die Zahl der Auszubildenden, die ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben müssen, um 2,6 Prozentpunkte gestiegen. Ein „neuer Höchststand“ heißt es in dem Report.

Chefs verlangen von ihren Auszubildenden, dass sie Kaffee kochen und putzen

Bei den ausbildungsfremden Tätigkeiten handelt es sich um gering qualifizierte Aufgaben oder Routinetätigkeiten. „Seit meinem ersten Lehrjahr bekomme ich andauernd Aufgaben, die nichts mit meiner Ausbildung zu tun haben“, schreibt eine angehende Bauzeichnerin in dem Online-Beratungsforum „Dr. Azubi“ der DGB-Jugend. „Baustellenfahrzeuge saubermachen, Wohnmobile putzen, den Müll dauerhaft rausbringen, Pflanzen gießen, Kaffee kochen“, zählt sie auf.

Sollte sie eine Aufgabe vergessen, erhalte sie von ihrem Chef eine „Bestrafung“. Zum Beispiel habe sie mehrmals vergessen, den Müll wegzubringen. Ihr Chef habe sie daraufhin gezwungen, den Müll mit nach Hause zu nehmen oder zu schauen, wie sie ihn weg bekomme.

Zuerst zeichnen und dann die Baustelle putzen: der Tagesablauf einer Azubi. (Symbolbild)

DGB-Bundesjugendsekretär erklärt, warum Betriebe ausbildungsfremde Tätigkeiten fordern

Wie kann es sein, dass im Jahr 2024 solche Zustände im Umgang mit Auszubildenden herrschen? Darin zeige sich die Scheinheiligkeit der Betriebe, meint Kristof Becker, Bundesjugendsekretär des DGBs. „Wenn sie Menschen finden, die eine Ausbildung machen möchten, missbrauchen sie diese illegal als billige Arbeitskräfte“, sagt Becker bei einer Pressekonferenz am 22. August auf Nachfrage von BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.

Gleichzeitig werde „das Geschrei der Arbeitgeber“, die keine Auszubildenden finden, immer lauter. „Das passt nicht zusammen“, sagt Becker angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels. Er fordert, dass sich Arbeitgeber „endlich an Recht und Gesetz halten und ihre zukünftigen Fachkräfte gut ausbilden“.

Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschand.

Maler-Azubis sind am meisten von dem Problem betroffen

Nicht alle Branchen sind gleichermaßen betroffen: Bei den angehenden Maler und Lackiererinnen müssen fast 38 Prozent häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen. Danach folgen Friseurinnen und Friseure in der Ausbildung (29,7 Prozent). Dagegen bleiben die meisten zukünftigen Bankangestellten verschont (nur rund sechs Prozent). Wenn sie in größeren Betrieben arbeiten, sind Auszubildenden zudem eher betroffen als in kleinen.

Das Problem ist laut der DGB-Jugend, dass die Azubis bei den Tätigkeiten nichts lernen. Wichtige Ausbildungsinhalte fallen weg, weil dafür keine Zeit mehr bleibt. Die Auszubildenden müssen sie später mit Überstunden nachholen oder bekommen sie überhaupt nicht mit, heißt es im Report.

Die DGB-Jugend fordert deshalb ständige Kontrollen in den Ausbildungsbetrieben, etwa durch Kammern. Reichen die bisher verfügbaren Stellen nicht aus, sollen dafür unabhängige Kontrollstellen geschaffen werden. Bei gravierenden Fällen hält es der Gewerkschaftsbund für notwendig, Sanktionen zu ergreifen. Zum Beispiel könne Ausbildern ihre Ausbildungsberechtigung entzogen werden.

Rubriklistenbild: © picture alliance / dpa

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