Nach S-Bahn-Katastrophe bei Schäftlarn
Anklage steht: Diese schweren Vorwürfe werden gegen Lokführer Richard Z. erhoben
München/Schäftlarn – Im Februar 2022 waren es bei Schäftlarn im Landkreis München zu einer S-Bahn-Katastrophe gekommen, als zwei Züge frontal zusammenstießen. Rund eineinhalb Jahre später steht nun die Anklage gegen einen Lokführer.
Die zuständige Staatsanwaltschaft München I hat mit Wirkung zum 29. August Anklage gegen Richard Z. erhoben. Jetzt wurde die entsprechende Anklageschrift auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die Vorwürfe gegen den Triebfahrzeugführer wiegen schwer: Dem Angeschuldigten wird vorsätzliche Gefährdung des Bahnverkehrs in Tateinheit mit fahrlässiger Tötung in Tateinheit mit 51 tateinheitlichen Fällen der fahrlässigen Körperverletzung zur Last gelegt.
„Es wurden umfangreiche und zeitintensive Ermittlungen durchgeführt. Insbesondere wurde noch in der Nacht nach dem Vorfall ein auf Bahnunfälle spezialisierter deutschlandweit gefragter Sachverständiger mit der Erstellung eines unfallanalytischen Sachverständigengutachtens beauftragt. Aufgrund der Komplexität des Vorfalls nahm die Fertigstellung des Gutachtens über ein Jahr in Anspruch“, hieß es hierzu von Seiten der Staatsanwaltschaft.
Zugunglück bei Schäftlarn (Landkreis München) fordert Todesopfer und Verletzte




Z. soll mehrere Verstöße begangen haben
Die Anklage sieht es inzwischen als erwiesen an, dass sich Z. am Tag des Unglücks mit seiner S-Bahn der Linie 7 (Wolfratshausen - München) zunächst bei der Anfahrt auf den Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn zunächst über eine eingeleitete Zwangsbremsung pflichtwidrig hinweg setzte.
„Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof fuhr der Angeschuldigte ebenfalls pflichtwidrig an einem Halt zeigenden Ausfahrsignal vorbei. Der Zug wurde darauf hin durch eine erneute Zwangsbremsung bis zum Stillstand abgebremst. Obwohl der Angeschuldigte nach dieser Zwangsbremsung einen schriftlichen Befehl des Fahrdienstleisters für die Weiterfahrt hätte einholen müssen, fuhr er aus dem S-Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn aus und beschleunigte den Zug auf eine Geschwindigkeit von etwa 67 km/h“, hieß es in einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft. Dann kam es zur Katastrophe, als. Z. auf eingleisiger Strecke mit seinem Zug in eine stehende S-Bahn krachte.
Zerstörte Züge nach S-Bahn-Unglück bei Schäftlarn




Ein Toter und 51 Verletzte bei Unfall im Februar 2022
Bei dem schrecklichen Unglück waren am 14. Februar 2022 bei Schäftlarn zwei S-Bahnen frontal ineinander gekracht. Ein Mann (24) kam dabei ums Leben, 51 weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. rosenheim24.de hatte ausführlich darüber berichtet. Aufräumarbeiten und die Bergung der Unglückszüge zogen sich im Anschluss über Tage und gestalteten sich teilweise außerordentlich schwierig. Es entstand ein Sachschaden von über sieben Millionen Euro.
Nach dem Unfall hatte die zuständige Staatsanwaltschaft München I bereits bald Ermittlungen, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung, gegen Lokführer Richard Z. eingeleitet (Plus-Artikel). Auch dessen Wohnung wurde von den Ermittlern durchsucht, sein Handy sichergestellt. Politiker hatten nach der Katastrophe den betroffenen Streckenabschnitt unter anderem als „Problemlinie“ bezeichnet.
mw