Diese Strafen erwarten schwächelnde Netzbetreiber
Alarmierende Zahlen: Züge so unpünktlich wie seit 1996 nicht mehr – auch in der Region
Die Zugausfälle und Verspätungen machen dem Bahnverkehr in Bayern zu schaffen – im vergangenen Jahr waren die Regionalzüge und S-Bahnen sogar so unpünktlich wie seit 26 Jahren nicht mehr. Unter den unpünktlichsten Verbindungen liegt auch eine aus der Region.
München – Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) plant, finanziert und kontrolliert den Personennahverkehr auf der Schiene in Bayern im Auftrag des Freistaats. In einer Ende Oktober veröffentlichten Statistik wurde nun die gesamte Misere in Bayerns Bahnverkehr deutlich.
Pünktlichkeitsrate sinkt – Ausfallquote steigt
„Die Pünktlichkeit ist für die Fahrgäste eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale im Regional- und S-Bahn-Verkehr“, unterstreicht die BEG in diesem Zusammenhang. Dennoch waren die Züge in Bayern im abgelaufenen Kalenderjahr so unpünktlich wie seit 1996 nicht mehr. Die Quote sank um 4,2 Punkte auf 88,1 Prozent – dabei wurden Verspätungen von weniger als sechs Minuten noch nicht einmal berücksichtigt.
Während die Pünktlichkeitsrate erstmals seit 26 Jahren unter die 90-Prozent-Marke sank, nahmen die Ausfälle bayernweit zu und stiegen von 4,5 auf 4,9 Prozent. Eine Erklärung für die schlechten Zahlen lieferte die BEG ebenfalls: „Die Infrastrukturprobleme werden immer offensichtlicher – auch weil der Verkehr auf der Schiene immer neue Rekorde erreicht“, erklärte der Sprecher der Geschäftsführung der BEG, Thomas Prechtl, und fügte an: „Es ist nicht neu, dass die Schiene unter einem jahrzehntelangen Sanierungsstau leidet. Neu ist aber, dass sich die Situation derart zuspitzt.“
Verbindungen in der Region teilweise schlechter als der Durchschnitt
Doch wie sieht es nun konkret in der Region aus? Die Verbindung Chiemgau-Inntal von der Bayerischen Regiobahn (BRB) zählte im Jahr 2022 zu den unpünktlichsten in ganz Bayern. Nur etwas mehr als drei Viertel aller Züge – konkret 77,5 Prozent – waren der BEG-Statistik zufolge pünktlich. Im Umkehrschluss: Knapp ein Viertel aller Züge kam mehr als sechs Minuten zu spät am Ziel an. Im bayernweiten Vergleich bedeutet das Platz 31 von 34.
Deutlich besser sieht es hier beim Netz Berchtesgaden-Ruhpolding aus. Mit einer Pünktlichkeitsrate von 85,8 Prozent lag man hier allerdings trotzdem unter dem bayernweiten Durchschnitt von 88,1 Prozent. Beim Linienstern Mühldorf hat man im vergangenen Jahr immerhin genau diesen Mittelwert erreichen können.
Ein anderes Bild zeigt sich bei den Zugausfällen. Während bei der Verbindung Chiemgau-Inntal nur 2,2 Prozent der Züge komplett gestrichen werden mussten, waren es beim Linienstern Mühldorf 5,3 und im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding sogar 5,6 Prozent. Der Durchschnitt im Freistaat lag bei 4,9 Prozent.
Verkehrsminister Bernreiter: „Alarmglocken müssen schrillen“
In diesem Zusammenhang zeigte sich Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) kritisch: „Bei diesen Werten und den Auslösern dafür müssen beim Bund und der Deutschen Bahn die Alarmglocken schrillen“, sagte er. Sie dürften „bei der Sanierung jetzt nicht nur die Hochleistungskorridore im Fokus haben, sondern auch Strecken im ländlichen Raum“.
Bei ausgefallenen Zügen drohen saftige Strafen
Für die jeweiligen Betreiber der Bahnstrecken kann eine zu hohe Quote an ausgefallenen oder unpünktlichen Zügen schwerwiegende finanzielle Folgen haben. „Strafe muss sein“, heißt es seitens der Bayerischen Eisenbahngesellschaft hierzu.
+++ Hier gibt es sämtliche Netze in Bayern in der Übersicht +++
Falls die jeweiligen Verkehrsunternehmen nämlich die in Ausschreibungen vorgegebenen Pünktlichkeitswerte nicht erreichen, werden Vertragsstrafen fällig. Außerdem bezahlt die BEG den Betreibern grundsätzlich kein Bestellerentgelt bei komplett ausgefallenen Zügen – was im Schnitt rund die Hälfte der Einnahmen der Eisenbahnverkehrsunternehmen ausmacht.
aic