„Vorbote von Weimar“
Nach Merz-Fiasko bei Kanzlerwahl gratuliert Markus Söder: „Auch wenn‘s etwas länger gedauert hat“
Im zweiten Wahlgang hat Merz es geschafft. Prompt kommen die Glückwünsche aus Bayern – und Markus Söder verspricht einen Neustart.
Update vom 6. Mai, 17.46 Uhr: CSU-Chef Markus Söder hat dem neuen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu dessen Wahl im Bundestag im zweiten Wahlgang gratuliert. „Herzlichen Glückwunsch an Friedrich Merz. Auch wenn's etwas länger gedauert hat – am Ende heißt es: Gewonnen – und ein Neustart für Deutschland“, sagte Söder in einem auf der Plattform X verbreiteten Video.
Herzlichen Glückwunsch an den neuen Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Friedrich Merz! Freue mich auf die weitere Zusammenarbeit! pic.twitter.com/TcQI8hrO87
— Markus Söder (@Markus_Soeder) May 6, 2025
Er gratuliere Merz von Herzen von Seiten der CSU und wünsche ihm „eine glückliche Hand für unser Volk“ und Gottes Segen. Söder betonte: „Wir müssen in Deutschland vieles verändern – die Zeit beginnt jetzt.“
Update vom 6. Mai, 14.30 Uhr: Bayerns SPD-Vorsitzende Ronja Endres kritisierte die gescheiterte Kanzlerwahl von CDU-Chef Friedrich Merz als schädlich für die Demokratie. „Eine Kanzlerwahl scheitern zu lassen, um irgendwelche Denkzettel zu verpassen, ist keine Heldentat, sondern ein Bärendienst an unserer Demokratie“, äußerte sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in München. Die Stärke der Demokratie bestehe auch darin, einen Machtwechsel mit Respekt vor dem Wählerwillen fair zu vollziehen. „Dass das in so fragilen Zeiten wie diesen nicht geglückt ist, macht mich wütend.“
SPD-Abgeordnete ist sich sicher: Es waren keine Mitglieder ihrer Partei, die gegen Merz stimmten
Endres hob hervor, sie sei überzeugt, dass SPD-Abgeordnete Merz nicht die Unterstützung verweigert hätten. „Meine Leute sagen mir, dass wir vollzählig waren und die Reihen standen.“ Die SPD-Abgeordneten hätten zudem durch das Mitgliedervotum einen klaren Auftrag von der Basis erhalten, als SPD in diese Regierung einzutreten.
Update vom 6. Mai, 12.53 Uhr: Auch auf X meldete sich Söder nun zu Wort. Dort untermauerte er nochmal sein Statement vom Mittag. „Es geht ums Ganze. Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für unser Land. Deshalb appelliere ich an alle Demokraten im Parlament, nochmals in sich zu gehen und eine stabile neue Bundesregierung auf den Weg zu bringen. Noch ist alles lösbar und heilbar. Ein Scheitern der #Kanzlerwahl wäre ein schwerer Schaden für die Demokratie“, schrieb er.
Es geht ums Ganze. Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für unser Land. Deshalb appelliere ich an alle Demokraten im Parlament, nochmals in sich zu gehen und eine stabile neue Bundesregierung auf den Weg zu bringen. Noch ist alles lösbar und heilbar. Ein Scheitern der…
— Markus Söder (@Markus_Soeder) May 6, 2025
Es gehe jetzt um die Demokratie, und um eine Mehrheit für Friedrich Merz, so Söder in dem Post. Viele kritische Stimmen melden sich unter dem Beitrag zu Wort, andere fordern, dass jene, die nicht für Merz stimmten, dies auch offen zeigen und begründen sollten. Das politische Beben in Berlin schlägt hohe Wellen.
Erstmeldung vom 6. Mai: München – Es ist ein historisches Fiasko, das sich heute Vormittag in Berlin abgespielt hat. Eigentlich sollte Friedrich Merz zum Bundeskanzler gewählt werden, immerhin stand der Koalitionsvertrag, SPD und Union hatten sich geeinigt. Dann das politische Beben: Merz holte im ersten Wahlgang zu wenig Stimmen. Historisch!
Politisches Beben in Berlin: Merz holt zu wenig Stimmen – Söder mit dringendem Appell
Nach dem Scheitern von CDU-Chef Friedrich Merz im ersten Wahlgang zur Kanzlerwahl warnt CSU-Vorsitzender Markus Söder vor unvorhersehbaren Konsequenzen für Deutschland und die Demokratie. „Der heutige Vormittag zeigt, dass wir in einer ernsten Lage sind. Eine ernste Lage für unser Land, aber auch für die Demokratie“, äußerte der bayerische Ministerpräsident nach einer Kabinettssitzung in München. „Wir brauchen Stabilität wie nie und konnten es heute nicht erzielen.“
Söder betonte, dass es der falsche Moment für Spielereien, Denkzettel oder das Begleichen alter Rechnungen sei. Diese Mahnung richtete er an die Abgeordneten von Union und SPD, die Merz im ersten Wahlgang ihre Unterstützung verweigerten. Jeder solle sich bewusst machen, was für Deutschland auf dem Spiel stehe. Bei der Kanzlerwahl gehe es nicht nur um eine Einzelperson, sondern um die gesamte Regierung und die dringend benötigte Stabilität für das Land.
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Merz-Fiasko bei Kanzlerwahl: Söder warnt vor möglichen Weimarer Verhältnissen
Die „höhnischen Kommentare der AfD“ verdeutlichten, dass das Scheitern der neuen Regierung „ein Vorbote von Weimar sein kann, denn die Folgen sind unabsehbar“, so Söder. Daher sei es „wichtig, dass wir vernünftig bleiben“ und sorgfältig abwägen, um die notwendige Mehrheit zu sichern.
Deshalb sei es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über Schuldzuweisungen zu diskutieren, führte Söder weiter aus. „Es geht jetzt nicht um das Einzelinteresse, wer was wird oder wer sich stärker oder schwächer fühlt oder wer vielleicht irgendwann mal den Eindruck hatte, dass man ihm nicht genügend Aufmerksamkeit gegeben hat.“
Die persönlichen Beweggründe „mögen vielfältig sein, und vielleicht ist auch manches für den Einzelnen nachvollziehbar“, doch es gehe um das Wohl des Landes. Es bestehe eine gemeinsame Verantwortung. „Noch ist alles lösbar, noch ist alles heilbar.“ (fhz)
Rubriklistenbild: © picture alliance/dpa | Sven Hoppe
