Cyberkriminalität nimmt immer mehr zu
Vor zehn Jahren war der letzte in Rosenheim: Bankräuber sind eine aussterbende Spezies
Der Bankräuber stirbt aus. Das hat das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) bekannt gegeben. So ist die Zahl der Überfälle auf Banken, Sparkassen und Postfilialen in den vergangenen Jahrzehnten drastisch gesunken. Eine Beobachtung, die auch das Polizeipräsidium in Rosenheim gemacht hat.
Rosenheim – Es sind dramatische Szenen, die sich an einem Donnerstagmorgen im März 2011 vor der Sparkassen-Filiale in Happing abspielen. Ein maskierter Täter betritt die Geschäftsstelle. Er bedroht das Personal mit einer Pistole, fordert Bargeld und stopft die Beute anschließend in eine gelbe Plastiktüte mit roter Aufschrift. Später wird die Polizei der Presse mitteilen, dass es sich um einen hohen fünfstelligen Betrag gehandelt hat. Das OVB titelt noch am gleichen Tag „Räuber kam mit der Plastiktüte“.
Während sich der Täter bereits auf der Flucht befindet, leitet die Polizei eine Großfahndung ein. 40 Streifen und ein Hubschrauber suchen nach dem Mann.
Ermittlungen führen zu einem 23-Jährigen
Kurze Zeit später finden die Beamten die Identität des mutmaßlichen Täters heraus. „Die Ermittlungen der Kriminalinspektion Rosenheim führten zu einem 23-jährigen Serben“, teilte ein Polizeisprecher auf Nachfrage mit. Weil sich der Mann nach dem Überfall in sein Heimatland abgesetzt hat, bittet die Rosenheimer Staatsanwaltschaft Medienberichten zufolge die Republik Kosovo um die Übernahme der Strafverfolgung.
Vier Jahre lang war der Rosenheimer Bankräuber in seinem Heimatland untergetaucht, im Sommer 2018 wird er schließlich festgenommen und zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt.
133 Überfälle im Jahr 1993
Es ist der letzte Banküberfall in der Region, an den sich der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd erinnern kann. Eine Statistik, die sich dem allgemeinen Trend anschließt.
Während es 1993 in Bayern noch 133 Überfälle auf Banken, Sparkassen und Postfilialen gegeben hat, waren es im vergangenen Jahr gerade einmal sechs. Die Gründe hierfür scheinen auf der Hand zu liegen. So haben die Banken über die Jahre nicht nur ihre Sicherheitsvorkehrungen stark verbessert, auch das Bargeld verliert immer mehr an Bedeutung.
Geldautomaten-Sprengung und Cyberkriminalität
Zur Ruhe gesetzt haben sich die Kriminellen dennoch nicht. Statt Bankraub setzen sie jetzt auf Cyberkriminalität, Geldautomaten-Sprengungen und das sogenannte „Jackpotting“ – also wenn sich die Täter in die Software der Geldautomaten hacken.
Krähenfüße auf Fahrbahn geworfen
Zumindest die beiden Letzteren sind in der Region – zum Glück – noch Seltenheit. Weder in der Stadt noch im Landkreis seien Fälle von „Jackpotting“ und Geldautomatensprengungen bekannt. Lediglich im März 2019 habe es im Zusammenhang mit einer international agierenden Tätergruppe von Geldautomatensprengern im Landkreis Traunstein einen Fall gegeben.
Verfolgung abbrechen
Ein Sprecher des Präsidiums erinnert sich an eine „spektakuläre Verfolgungsjagd“, bei der sich ein verdächtiger Audi S6 einer Polizeikontrolle mit hoher Geschwindigkeit entzog.
„Zudem warfen die Insassen sogenannte Krähenfüße aus dem Fahrzeug auf die Fahrbahn“, teilt der Sprecher mit. Aufgrund beschädigter Reifen musste die Polizei die Verfolgung abbrechen und den Audi-Fahrer gelang die Flucht nach Österreich. Täter und Mittäter seien im Herbst 2019 in Wien festgenommen und verurteilt worden.
Immer mehr Cyberkriminalität
Deutlich verbreiteter als Geldautomatensprengungen und „Jackpotting“ ist die Computerkriminalität. Unter anderem deshalb, weil sich immer mehr Menschen in der digitalen Welt aufhalten. Und genau dort lauern die Gefahren – bei scheinbar harmlosen Downloads, E-Mail-Anhängen oder in den sozialen Medien. Laut dem Bayerischen Landeskriminalamt hat es allein in Bayern im vergangenen Jahr 16.898 Cyber-Delikte gegeben.