Russen festgenommen - Generalstaatsanwaltschaft München ermittelt
Zwei tote ukrainische Soldaten in Murnau: Politisches Motiv nicht ausgeschlossen
Kiew/Murnau am Staffelsee – Nach dem Doppelmord in Murnau am Staffelsee am Samstag (27. April) kommen immer mehr Details ans Licht. Jetzt ist klar: Die getöteten Männer waren ukrainische Soldaten und die Generalstaatsanwaltschaft München übernimmt die Ermittlungen.
Update, 15.29 Uhr - Generalstaatsanwaltschaft München übernimmt Ermittlungen
Die Meldung des PPOBS im Wortlauf:
Am frühen Samstagabend (27. April) wurden zwei Männer in Murnau Opfer eines Gewaltverbrechens. Seitdem untersuchen Beamte der Kriminalpolizei Garmisch-Partenkirchen den Fall und arbeiten zusammen zunächst mit der Staatsanwaltschaft München II an dessen Klärung. Unmittelbar nach der Tat konnte ein dringend Tatverdächtiger festgenommen werden, dieser sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Die Generalstaatsanwaltschaft München, Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) übernahm am 29. April im Laufe des Vormittags die Ermittlungen, weil eine politische Motivation der Tat nicht ausgeschlossen werden kann.
Am Samstagabend (27. April) wurden auf dem Gelände eines Einkaufszentrums in Murnau zwei schwer verletzte Männer aufgefunden. Ein 36-Jähriger erlag dabei noch vor Ort seinen schweren Verletzungen. Der zweite Mann, ein 23-Jähriger, verstarb trotz sofort eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen kurze Zeit nach der Tat in einem nahegelegenen Krankenhaus.
Ein unmittelbar nach der Tat dringend Tatverdächtigter festgenommener 57-jähriger russischer Staatsbürger sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Im Zuge der ersten Ermittlungen wurde bekannt, dass der dringend Tatverdächtige bereits seit Anfang der 90er-Jahre im Bundesgebiet wohnhaft ist.
Bei den beiden Opfern handelt es sich um ukrainische Staatsbürger. Nach derzeitigem Kenntnisstand gehörten beide Personen der ukrainischen Armee an und hielten sich seit der zweiten Jahreshälfte 2023 für medizinische Behandlungen im Bundesgebiet, in der Region Murnau, auf.
Zwischen den beiden Opfern und dem Beschuldigten bestand nach ersten Erkenntnissen eine Vorbeziehung. Bei beiden Opfern wurden im Laufe des Sonntags (28. April) im Institut für Rechtsmedizin in München Obduktionen zur Klärung der Todesursache durchgeführt. Dabei ergaben sich Anhaltspunkte, dass in beiden Fällen die schweren Stichverletzungen Todes-ursächlich waren.
Das Motiv der Tat ist derzeit noch unklar, wobei eine politische Tatmotivation nicht ausgeschlossen werden kann und in alle Richtungen ermittelt wird. Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen wird um Verständnis gebeten, dass derzeit keine weitergehenden Auskünfte erteilt werden können.
Pressemitteilung Polizeipräsidium Oberbayern Süd und Generalstaatsanwaltschaft München
Erstmeldung:
Nach Angaben ukrainischer Medien seien die beiden Männer nach einer Kriegsverletzung auf Reha in Oberbayern gewesen. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba habe demnach seine Diplomaten angewiesen, den Fall weiter im Blick und Kontakt zu den Sicherheitsorganen in Deutschland zu halten. Ziel sei es, dass der dringend Tatverdächtige mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werde, hieß es in Berichten vom Sonntagabend.
Leiche in Murnau am Staffelsee entdeckt




Wie das Internetportal „Ukrajinska Prawda“ schrieb, dankte Kuleba den deutschen Behörden für die schnelle Ergreifung des 57 Jahre alten Verdächtigen, der russischer Staatsbürger ist. Er soll die beiden Ukrainer, die am Samstag mit Stichwunden auf dem Gelände eines Einkaufszentrums gefunden worden waren, getötet haben.
Laut Polizei gebe es bisher keine Hinweise darauf, dass die Tat mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zusammenhängt. In Deutschland leben Hunderttausende Ukrainer und Russen.
Männer starben an Stichverletzungen
Nach weiteren ukrainischen Medienberichten werde im Moment geklärt, in welcher Einheit die Männer gedient hätten. Ebenso würden die Angehörigen der Opfer verständigt. Die Männer im Alter von 23 und 36 Jahren hatten im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gelebt. Sie starben den Ermittlern zufolge an Stichverletzungen – der ältere der beiden direkt am Tatort, der jüngere kurze Zeit später in einem Krankenhaus.
Am Sonntag erließ die Ermittlungsrichterin Hafbefehl wegen Mordes. Nach den bisherigen Ermittlungen sieht es so aus, als ob sich die drei Männer kannten, wie ein Polizeisprecher sagte. Details müssten noch geklärt werden.
Alkohol war offenbar im Spiel
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte dem Bayerischen Rundfunk am Sonntag gesagt: „Es gibt Zeugenaussagen, dass man die drei Beteiligten auch zuvor schon miteinander gesehen hat. Es gibt Hinweise darauf, dass sehr viel Alkohol im Spiel war bei allen Beteiligten. Das muss alles geklärt werden. Wir haben im Moment noch keinen zwingenden Hinweis, dass das sozusagen eine Widerspieglung der Auseinandersetzung zwischen Russland und Ukraine wäre.“
fgr/dpa