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Auch Unertl Weißbier aus Haag kommt in Frankfurt gut an

So beliebt wie nie zuvor: Wie Helles aus Bayern ganz Deutschland erobert

Helles Bier Bayern Deutschland
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Helles Bier – das erlebt gerade einen Siegeszug in ganz Deutschland.

Stößt das Helle das Pils bald vom Thron? Nie war die bayerische Bier-Spezialität so beliebt wie derzeit. Doch woran liegt es, dass das Helle zurzeit auch weiter nördlich in Deutschland so gut ankommt?

München – Es gibt Momente, die vergisst man nie. Wo war ich, als Deutschland Weltmeister wurde? Als der Papst zurücktrat? Mario Furlanello, Geschäftsführer und Koch im Bornheimer Ratskeller, Frankfurt, hat auch so einen Moment. Und zwar, als auf seinem Handy eine Tegernseer Vorwahl aufleuchtete. 

Vier Jahre ist es her, „morgens um dreiviertel acht“, sagt Furlanello, 47. Am anderen Ende der Leitung war jemand von der Tegernseer Brauerei mit einer guten Nachricht: Künftig rollt Helles fässerweise von Oberbayern nach Hessen. Furlanellos jahrelanger Kampf um ein rares Gut war vorbei. Seitdem stehen im Ratskeller, mitten in Frankfurt, genau zwei Biere auf der Getränkekarte: Unertl Weißbier aus Haag im Landkreis Mühldorf – und Tegernseer Helles. Die Gäste lieben vor allem das Helle, manche kommen nur deswegen. 

Helles Bier – das erlebt gerade einen Siegeszug, nicht nur im Ratskeller von Mario Furlanello. In ganz Deutschland! Das stellt man auch beim Deutschen Brauerbund fest. „Der Marktanteil von Hell-Bieren ist in ganz Deutschland deutlich gestiegen“, heißt es dort. Um rund 14 Prozent im Jahr 2021 auf 8,9 Prozent. Und im ersten Quartal 2022 lag der Marktanteil heller Biere schon bei 9,3 Prozent – fast jedes zehnte Bier, das im Handel verkauft wird, ist Helles. Keine andere Sorte hat 2021 in Deutschland so stark zugelegt. Woran liegt’s? 

Voll und ganz im Trend der Zeit

Beim Brauerbund beobachtet man seit einiger Zeit, dass milde Biere immer höher im Kurs stehen. „Damit passt das Helle voll und ganz in den Trend der Zeit, denn dieser Bierstil ist ebenfalls mild und malzig“, heißt es. Arnold Niedermeier von der Tegernseer Brauerei vermutet, dass das Helle, das man oft ganz einfach aus der Flasche trinkt, ein gewisses Lebensgefühl ausdrückt. Vielleicht ist es das: Feierabend, ein unkompliziertes Bier mit Freunden im Freien (eh nicht schlecht wegen Corona), geht schnell – und ohne Zapfhahn.

Eigentlich ist das Helle ja ein süddeutsches Phänomen, Zahlen des Branchenmagazins „Getränke-News“ zeigen, dass mehr als zwei Drittel des hellen Bieres in Bayern und Baden-Württemberg getrunken werden. Es gibt die Geschichte von der Geburtsstunde des Hellen: 1894 braute die Münchner Spaten Brauerei als erste Brauerei ein helles Lagerbier. Doch weil man das erst mal nicht den einheimischen Trinkern zumuten wollte, wurde es nach Hamburg gekarrt. Tatsächlich kam es gut an – und die Biersorte wurde dahoam eingeführt. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die gerade neu geschrieben wird. Bislang ist das Pils mit einem Marktanteil von 50 Prozent absoluter Spitzenreiter. Ist das Helle bald das Lieblingsbier der Deutschen? 

Brauereien wappnen sich

Die Brauereien wappnen sich. Der Erdinger Weißbräu, traditionell Weißbier-Brauer, produziert seit Frühjahr ebenfalls Helles. Die oberfränkischen Weißbiermacher Maisel haben sogar ein Sudhaus bauen lassen, um mehr „Bayreuther Hell“ zu brauen. Weil sich Helles besonders gut verkauft, wenn es aus Bayern kommt, hat Krombacher aus Nordrhein-Westfalen seit 2021 eine Kooperation mit dem Starnberger Brauhaus. Das „Starnberger Hell“ mit bayerischen Rauten und Löwen auf dem Etikett wird bundesweit vertrieben, in Köln gibt es sogar eine „Alm“, wo es ausgeschenkt wird. Und sogar die herbsten Pilsbrauer steigen ins Geschäft ein: Flensburger braut seit einiger Zeit ein Helles. 

Der Helles-Boom hat aber auch seine Grenzen. Und zwar in der Logistik. Arnold Niedermeier von der Tegernseer Brauerei bekommt in der Woche mehrfach Anfragen aus ganz Deutschland – meistens scheitert es daran, dass es keinen Vertriebsweg gibt. Genau der fehlte auch Mario Furlanello in Frankfurt. Nach einer Blindverkostung unter Gästen mit eindeutigem Ergebnis hatte er beschlossen, Helles aus Tegernsee auszuschenken –aber wie sollte das Bier die 450 Kilometer nach Frankfurt kommen? Er kümmerte sich selbst um eine Lösung, die Brauerei liefert einmal pro Woche bis Würzburg, dort holt ein Getränkehändler die Fässer ab und bringt sie zum Ratskeller. 

Es hat sich gelohnt. Neulich belauschte Furlanello vor einem anderen Lokal in Frankfurt ein Paar, das die Getränkekarte studierte. „Da gibt’s ja gar kein Tegernseer Helles“, sagte der Mann. „Komm, lass uns gehen.

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