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Entscheidung offen

Otfried Preußler-Gymnasium in Oberbayern soll umbenannt werden - „richtiggehende Hexenjagd“

Bücher von Otfried Preußler liegen auf einem Stapel. Am 20. Oktober wäre der Schriftsteller 100 Jahre alt geworden.
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Bücher von Otfried Preußler liegen auf einem Stapel. Am 20. Oktober wäre der Schriftsteller 100 Jahre alt geworden.

In der Debatte um die Umbenennung des Otfried-Preußler-Gymnasiums in Pullach ist die Entscheidung noch offen. Die Umbenennung werde abschließend im Kultusministerium geprüft, hieß es Dienstag (27. Februar) beim Ministerium.

Pullach im Isartal – Ein Antrag zur Namensänderung liege dem Staatsministerium aber bisher nicht vor, sagte Ministerin Anna Stolz (Freie Wähler). Zuvor müsse eine Entscheidung vom Schulaufwandsträger - ein Zweckverband - getroffen werden, diese sei noch nicht gefallen. „Und wenn das erfolgt ist und der Antrag bei mir eingeht, dann werde ich das prüfen, mit der nötigen Sensibilität“, sagte die Ministerin.

Schule soll nach Votum wieder ablegen

Medien zufolge ist das ebenfalls nötige Votum von Lehrerkonferenz, Elternbeirat und Schülermitverantwortung sowie der Gemeinde bereits ergangen. Demnach soll die Schule, die erst vor zehn Jahren nach Preußler benannt worden war, den Namen nun wieder ablegen. Als Grund wurde in den Medien unter anderem Preußlers frühe Zeit als Soldat sowie sein Frühwerk „Erntelager Geyer“ genannt, das um 1940 und 1942 entstand und in dem er das Leben in der Hitlerjugend beschönigt.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) zitierte die Schulleitung zudem mit folgender Begründung: „Problematisch für die Lernenden erscheinen auch die in einigen Werken dargestellten fragwürdigen Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt und/oder Hexerei.“

„Krabat“ als Beispiel

Nicht zuletzt der Roman über den Waisenjungen „Krabat“, der in einer Mühle die schwarze Kunst lernt, weist andere Lösungsstrategien auf. Alljährlich stirbt einer der Müllerburschen - bis Krabat es schafft, den Fluch zu lösen. Ein junger Mensch, der sich mit finsteren Mächten einlässt, von denen er fasziniert ist, „bis er erkennt, worauf er sich da eingelassen hat“, erläuterte Preußler 1998 dazu. „Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken.“

Einen „differenzierten und qualifizierten Umgang“ mit dem literarischen und pädagogischen Erbe des 1923 in Nordböhmen geborenen Schriftstellers forderte die Sudetendeutsche Volksgruppe. Derzeit finde eine „richtiggehende Hexenjagd gegen den Vater der „Kleinen Hexe“ und zahlreicher anderer Kinderbücher“, sagte Sprecher Bernd Posselt. Preußler habe nie geleugnet, als Teenager 1940 das Buch „Erntelager Geyer“ verfasst zu haben, das seine Erlebnisse mit dem sogenannten Jungvolk entsprechend dem nationalsozialistischen Zeitgeist wiedergebe.

„An diesem Erstling Preußlers gibt es nichts zu beschönigen. Man darf aber nicht vergessen, dass der Autor nach drei Jahren Ostfront, fünf Jahren in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern und der Vertreibung aus der Heimat mit dem braunen Gedankengut restlos gebrochen und ein auf Toleranz und Völkerverständigung hin orientiertes Lebenswerk aufgebaut hat.“

Mit 17 war Preußler laut dem Biografen Carsten Gansel zur Wehrmacht gekommen, mit 20 in Gefangenschaft geraten. 1945 wurde die Familie aus dem Sudetenland vertrieben und kam nach Rosenheim.

dpa

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