Mieten sind zum Problem geworden
„Belastung in München am höchsten“: Oberpollinger vor Insolvenz – Luxus-Kaufhaus bleibt geöffnet
Am Montag hat die KaDeWe-Gruppe mitgeteilt, dass sie ein Insolvenzverfahren angemeldet hat. Zu dem Unternehmen gehört neben dem Berliner Kaufhaus KaDeWe und dem Hamburger Alsterhaus auch das Kaufhaus Oberpollinger in München.
München – Die gute Nachricht: Schließen sollen die drei Luxus-Kaufhäuser deshalb nicht. Das Handelsunternehmen will sich über das Insolvenzverfahren eigenen Angaben zufolge vor allem von hohen Mieten befreien. Denn eigentlich läuft das Geschäft mit Luxus. Im Geschäftsjahr 2022/2023 machte die KaDeWe Group eigenen Angaben zufolge knapp 728 Millionen Euro Umsatz, ein Plus von fast 24 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Geschäftsjahr 2018/2019.
Insbesondere die Mieten sind zur Last für die Kaufhäuser geworden, besonders für den Oberpollinger an der Neuhauserstraße. „Die Umsatzmietbelastung ist am höchsten in München mit circa 20 Prozent nach unseren Einschätzungen“, sagt Johannes Berentzen von der Handelsberatung BBE.
Oberpollinger in München vor Insolvenz: Kaufhaus im Jahr 1905 eröffnet
Den größten Anteil an der KaDeWe-Gruppe hält mit 50,01 Prozent die 1947 gegründete Central Group. Diese ist ein Mischkonzern im Besitz der Familie Chirathivat, die zu den reichsten Familien Thailands zählt. Forbes schätzte ihr Vermögen 2023 auf 12,4 Milliarden Dollar (11,4 Mrd Euro). Die Gruppe mit Sitz in Bangkok ist hauptsächlich in den Branchen Einzelhandel, Hotels und Restaurants aktiv und betreibt unter anderem Supermärkte und Kaufhausketten. Die restlichen Anteile gehören der in Schieflage geratenen Signa des Österreichers René Benko.
Für die Münchner und ihre Innenstadt ist der künftige Betrieb des Oberpollingers eine wichtige Sache. Denn: Das Kaufhaus gehört zu den prägenden Häusern der „guten Stube“. Seit fast 120 Jahren lädt es zum Flanieren und Luxus-Shopping. Als es 1905 eröffnet wurde, schrieb man in den Zeitungen vom „Atem der großen weiten Welt“, der nun durch die Neuhauser Straße wehe. Erbaut wurde es vom Architekten Max Littmann im Stil des Historismus für die Kaufmannsfamilie Emden und Söhne.
Mit einem glasüberdachten Lichthof und vier Aufzügen war es sehr modern. Verkauft wurden auf vier Etagen Kleidung, Uhren, Schmuck, Spielwaren und vieles mehr. Auch ein Teezimmer, ein Reisebüro und öffentliche Telefonkabinen standen den Kunden zur Verfügung. Der Name Oberpollinger geht auf den Brauer Christoph Pollinger zurück, der das Grundstück im 16. Jahrhundert übernahm und die obere seiner zwei Brauereien dort errichtete.
„Oberpollinger ging durch mehrere Phasen der Neustrukturierung und war dabei sehr erfolgreich“
Das Kaufhaus wurde 1927 von Rudolf Karstadt übernommen, der den traditionellen Namen bewusst beibehielt, um den Kunden Kontinuität zu signalisieren. Unter seiner Führung fuhr das Haus in den Zwanziger Jahren ein für die damalige Zeit revolutionäres Geschäftsmodell: niedrige Festpreise und Barzahlung statt Feilschen und Anschreiben. Im Oberpollinger gibt es seit jeher Haushaltswaren, einen großen Parfümerie- und Kosmetikbereich, Reisegepäck, Schreibwaren, Bekleidung sowie hochpreisige Accessoires. In der fünften Etage ist neben dem Restaurant mit Dachterrasse auch eine Süßwarenabteilung mit Confiserie zu finden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kaufhaus bei einem Luftangriff schwer beschädigt. Bereits 1947 konnte es teilweise wieder eröffnen und wurde seitdem immer wieder erweitert .„Der Oberpollinger ging durch mehrere Phasen der Neustrukturierung und war dabei sehr erfolgreich“, weiß Wolfgang Fischer von Citypartner. In dem Verein sind Unternehmer aus unterschiedlichen Branchen organisiert, die sich unter anderem für eine attraktive Innenstadt starkmachen. Fischer erzählt von Kunden aus aller Welt, für die der Oberpollinger ein Magnet ist. Produkte von Luxusmarken wie Prada oder Gucci erfreuen seit jeher die Reichen und Schönen, sind aber auch für Einheimische attraktiv. Fischer geht deshalb davon aus, dass sich „bestimmt Interessenten finden werden.“
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