Wohl Preissteigerung auf 14 Euro pro Mass
Regionale Bio-Wiesn: Brezn und Bier nur mit Siegel - Luxus-Volksfest bald unbezahlbar?
„Die Wiesn und alle anderen Großveranstaltungen müssen dazu beitragen, dass sämtliche Lebensgrundlagen für diese und nachfolgende Generationen weltweit erhalten bleiben und weiteres Tierleid vermieden wird“, schreibt die Initiative „Faire Wiesn“ und fordert deshalb: Das Oktoberfest muss komplett Bio werden.
München - Am 16. September soll das Münchner Oktoberfest eröffnet werden. Schon jetzt - ein halbes Jahr davor - wirft es allerdings schon seine Schatten voraus.
Oktoberfest soll komplett bio werden
Anfang Februar wurde bereits das Motiv für das diesjährige Oktoberfest in München vorgestellt. Es zeigt ein rotes Herz, einen gelben Masskrug, ein blaues Riesenrad und eine grüne Brezn. „Durch die Abstraktion der vier Elemente, die für die Wiesn stehen, schafft das Motiv des Freisingers Manfred Escher für jeden die ideale Projektionsfläche. Jeder kann darin seine eigene Wiesn-Story finden“, urteilte die Jury bei der Bekanntgabe.
Doch das sorgte bei weitem nicht für so viele Schlagzeilen, wie die neuen Forderungen der Initiative „Faire Wiesn“. Nachdem die Stadt bereits im vergangenen Jahr beschlossen hatte, dass München bis 2035 klimaneutral sein soll, fordert die Initiative von der Stadt eine Ernährungswende auf dem größten Oktoberfest der Welt. Demnach sollen 100 Prozent der angebotenen Lebensmittel Bio, regional und Fair-Trade werden.
„Das ganze Angebot, Fleisch, Kartoffelsalat, Popcorn, Brezn, Schokolade, Kassspatzn – einfach alles, soll Bio-Siegel haben“, sagte Helmut Schmidt (70), Sprecher der Initiative und früherer Werksleiter der Abfallwirtschaft München zu bild.de.
Im Detail fordert die Initiative „Faire Wiesn“:
- Fleisch aus industrieller Intensivtierhaltung ist abzuschaffen.
- Es braucht zielführende Anreize für vegetarische und vegane Speisen.
- Ökologisch erzeugte Lebensmittel müssen verbindlich und sukzessive zum Standard werden.
- Bei der Auswahl der Lieferbetriebe sind strengere Kriterien anzusetzen; denn regional bedeutet nicht automatisch ökologisch und nachhaltig.
- Es braucht höhere Nachhaltigkeitsstandards, die für alle gelten.
- Faire Arbeitsbedingungen müssen vom Acker bis zum Teller eingehalten werden.
- Die Preise für die Wiesnbesucher*innen sind fair zu kalkulieren.
- Es braucht ein Konzept in Form einer Machbarkeitsstudie für die Umsetzung.
- Die Stadt soll den Aufbau und die Pflege bioregionaler Wertschöpfungsketten fördern.
- Es ist ein Runder Tisch mit den Bündnispartner*innen, Entscheider*innen der Stadt und den Veranstaltern einzurichten, um geforderte Ziele Schritt für Schritt und praktikabel umzusetzen.
Nur so gebe es „Spaß und Gaudi zum Wohle aller und nicht zulasten Dritter“.
Forderung nach Bio-Bier auf dem Oktoberfest
In diesem Zusammenhang könnte es auch dem herkömmlichen Bier an den Kragen gehen. Schmidt hierzu: „Wir werden die Forderung nach Bio-Bier auf die Agenda setzen. Unsere Ernährung macht uns krank. Und zerstört unsere Umwelt. Es ist höchste Zeit für eine Ernährungswende!“ Den Aussagen Schmidts zufolge sei Katrin Habenschaden (43, Grüne), 3. Bürgermeisterin, eine große Fürsprecherin.
Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (47, CSU) hingegen zeigte sich empört: „Zwangsvorschriften und eine Ernährungs-Planwirtschaft wird es mit mir nicht geben. Auch keine Luxus-Wiesn für die oberen Zehntausend der Grünen-Wähler“. Die Wiesn solle so, wie sie ist - mit zusätzlichen Angeboten - bestehen bleiben. Eine reine Bio-Wiesn sei für viele Menschen unbezahlbar. „Bedauerlich, wenn die Grünen im Rathaus an den Bürgern vorbei eine Zwangs-Absatzquote durchdrücken wollen.“
Steigende Bierpreise auf dem Oktoberfest 2023
ABER: Nicht nur diese Forderung wird bei vielen Wiesn-Fans für Verärgerung sorgen. Besucher werden auf dem Oktoberfest in München in diesem Jahr möglicherweise mehr für eine Mass Bier zahlen müssen. „2022 bewegten wir uns zwischen 12,60 und 13,80 Euro. Es ist zu befürchten, dass 2023 die 14-Euro-Grenze fällt“, sagte Baumgärtner schon Anfang Januar. Dies bereite ihm große Bauchschmerzen, sagte Münchens Wirtschaftsreferent weiter.
Er werde alles dafür tun, dass die Preise nicht allzu sehr stiegen. Das Oktoberfest wird in diesem Jahr vom 16. September bis zum 3. Oktober gehen. Damit wird die Wiesn 18 Tage dauern - zwei Tage länger als gewöhnlich.
mz
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