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Laufener Mädchen sorgen sich um ihre Sicherheit

„Pizza & Politik“ mit unerwartetem Themenschwerpunkt – Jugend äußert ihre Wünsche

Aufmerksame Zuhörer und Mitdiskutierer (von links): Organisatorin und Moderatorin Magdalena Eder, die Stadträte Peter Schuster, Barbara Winkler, Gabriele Hirche und Werner Eckl.
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Aufmerksame Zuhörer und Mitdiskutierer (von links): Organisatorin und Moderatorin Magdalena Eder, die Stadträte Peter Schuster, Barbara Winkler, Gabriele Hirche und Werner Eckl.

Bei den „Pizza & Politik“ - Meetings in Laufen können Jugendliche ihre Wünsche, aber auch Sorgen gegenüber von Stadtratsmitgliedern, dem Bürgermeister und einigen anderen äußern kann.

Laufen - Interessiert ihr euch für Politik? Die gemittelte Antwort in der Cafeteria könnte man mit „na ja“ umschreiben. Macht ihr euch Sorgen um die Zukunft? Hier ließ sich das überwiegende grüne Kärtchen mit Daumen nach oben wohl eher als „ja“ werten. Sieben Mädels und drei Burschen hatten sich zu „Pizza & Politik“ im Alten Rathaus eingefunden, doch dieses zweite Treffen erfuhr eine unerwartete Themenwende. Zu Ideen und Wünschen gesellte sich eine ganz konkrete Sorge: Die 13 bis 15 Jahre alten Schülerinnen fühlen sich von jungen Ausländern verfolgt und belästigt.

Ein Ziel von „Pizza & Politik“ ist, „der Jugend eine Stimme zu geben“. Und sie idealerweise „für Politik begeistern“, wie Magdalena Eder als Verantwortliche der Stadt feststellte. Dass man den jungen Menschen zuhören will, bewiesen acht Stadträte, der Bürgermeister und der Geschäftsleiter. Die meisten davon hatten bereits im Mai dieses Jahres zu- und Wünsche angehört: ein kleiner Europark, ein H&M-Laden, ein „Mäckie“. Alles wenig realistisch in einer kleinen Stadt wie Laufen.

Umfeld selbst mitgestalten

Weit realistischer: sein Umfeld selbst mitzugestalten. Zum Beispiel in der Schule. 2020 startete die Stadt das Familienpolitische Rahmenkonzept, darunter die Beteiligung der Jugend. Was 2023 folgte, war eine Online-Umfrage, ein Demokratietag und eine Ideenwerkstatt an der Mittelschule mit letztlich 25 Beteiligten. Daraus entstand eine von der Stadt mitfinanzierte Möblierung der Pausenflächen, fachlich unterstützt von einem Schreinerbetrieb. Präsentiert wird das Ergebnis im Frühjahr 2014. „Vergleichbares wird auch in die Planungen für den Schulumbau einfließen“, versprach Bürgermeister Hans Feil.

Ausfluss des ersten Treffens war auch die Trainingsmöglichkeit in einem Laufener Fitness-Studio. „Die Nachfrage der Jugendlichen ist ausbaubar“, merkte Magdalena Eder dazu an. Die betreut den Jugendtreff derzeit alleine, Verstärkung aber ist in Sicht. Doch zwei Öffnungszeiten mittwochs und freitags erscheint manchem zu wenig. „Vielleicht ein paar regengeschützte Bänke über die Stadt verteilt“, lautete ein Vorschlag für weitere Treffpunkte. Dem hielt Feil eine konkrete Problemzone in Bahnnähe entgegen: „Bänke, Abfalleimer, es hat ausg’schaut wia d’Sau.“ Ein weiterer Spot ist der Spielplatz auf der Sappe-Höh. „Wenige Saubär’n machen Ärger“, unterstrich Geschäftsleiter Christian Reiter, für Grünen-Stadtrat Michael Spitzauer Anlass zu appellieren: „Wir sind immer alle selbst verantwortlich. Auch ihr seid Teil des Ganzen.“

„Manche haben Messer dabei“

Ob die Jugendlichen daneben vielleicht Mitglied in Vereinen sind, hakte ÖDP-Rätin Agnes Thanbichler nach. Doch nur ein Mädchen betreibt Vereinssport. Und die sorgt sich zunehmend auf ihrem Heimweg. „Junge Ausländer gehen uns nach. Manche haben Messer dabei“. Die Sportlerin räumte ein, man könne nicht alle „in einen Topf werfen, aber ….“ Ein „Aber“ kam auch von einer 14-Jährigen: „Wir haben nichts gegen Ausländer, aber es sind so viele. Sie verfolgen uns abends und auch im Zug.“ Nicht zuletzt brächten diese jungen Männer häufig das Frauenbild ihrer Heimat mit ins Land. „Frauen haben bei uns die gleichen Rechte“, bekräftigte die 13-Jährige, die wie ihre Freundinnen mit kurzer Hose oder Hemdausschnitt nicht mit „selber Schuld“ abgekanzelt werden will.

Der Fragestellung „warum schauen wir nicht zuerst auf uns Deutsche?“, konterte der Rathauschef mit der Feststellung: „Die Stadt hat keine Möglichkeiten.“ Freistaat und Landratsamt würden die ankommenden Menschen den Kommunen zuweisen. Feil nutzte die Gelegenheit für eine Sicherheitswacht zu werben, die aktuell in Laufen einen zweiten Anlauf startet (wir berichteten). „Vielleicht kann man auch damit das Sicherheitsgefühl steigern.“ Unabhängig davon, sollten die Mädchen etwaige Vorfälle der Polizei melden.

Eine andere Schülerin erlebt eine sehr unterschiedliche Behandlung von Ausländern, so hätten Italiener oder Spanier einen ganzen anderen Status als Menschen vom Balkan. „Nur schimpfen“, hält Michael Spitzauer für den „falschen Weg“: „Wir sind eines der reichsten Länder der Welt“, warb er für einen Weg der Hilfsbereitschaft. Allerdings stellte der Stadtrat auch fest: „Bei der Jugendwahl haben rund 30 Prozent AfD gewählt.“ „Gut, das anzusprechen“, schaltete sich ÖDP-Rätin Barbara Winkler ein, bat aber „nicht übereinander, sondern miteinander zu sprechen.“

Gewalt auch von Deutschen

Linken-Stadtrat Werner Eckl warnte davor, Missstände oder Vandalismus nur Ausländern zuzuschreiben. Ähnlich sieht das Peter Schuster (Grüne): „Bekanntlich gibt es unter Deutschen viel Gewalt gegen Frauen.“ Magdalena Eder regte an, Flucht, Migration, Asyl und Hintergründe zu einem „Themenschwerpunkt 2024“ zu machen.

Das Format „Pizza & Politik“ fortzuführen, fand schließlich breite Unterstützung bei der Jugend und bei der Politik. Neue Ideen sind willkommen. Zu guter Letzt gab es herzhafte Pizzen für alle. Auch für Maria Schmid, die das Treffen aufmerksam beobachtet, gut zugehört und graphisch festgehalten hatte.

hhö

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