Von Söder bis Hagen
Landtagswahl Bayern 2023: Das sind die Spitzenkandidaten im Überblick
Sech Parteien sitzen aktuell im bayerischen Landtag. Nach der Wahl am 8. Oktober könnte sich das ändern. Für die Monate bis dahin stehen acht Spitzenkandidaten und -kandidatinnen ganz besonders im Fokus.
München - Die Mehrzahl der Parteien in Bayern geht heuer mit altbekannten, aber höchst unterschiedlichen Spitzenkandidaten in die Landtagswahl. Ein Überblick über die Bewerber der Parteien, die den jüngsten Umfragen zufolge fest mit einem Einzug ins Maximilianeum rechnen oder zumindest halbwegs realistisch darauf hoffen können.
Landtagswahl Bayern 2023 - die Spitzenkandidaten: Markus Söder (56, CSU)
Im März 2018 hatte der Nürnberger sein großes Lebensziel erreicht: als er im Landtag erstmals zum bayerischen Ministerpräsidenten und Nachfolger seines ewigen Rivalen Horst Seehofer gewählt wurde. Bei seiner ersten „eigenen“ Landtagswahl ein halbes Jahr später kam die CSU freilich nicht über 37,2 Prozent hinaus, Söder musste eine Koalition mit den Freien Wählern eingehen. Seither durchlebte der einstige politische Ziehsohn von Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber, der schon CSU-Generalsekretär, Europa-, Umwelt- und Finanzminister war, wechselvolle Jahre: Er musste das Land unter anderem durch die Corona-Krise führen, genoss dafür anfangs auch bundesweit hohen Zuspruch, wäre fast Unions-Kanzlerkandidat geworden.
Heute muss er kämpfen, in Bayern die 40-Prozent-Marke zu schaffen. Dafür reist der studierte Jurist, der Fan von Science-Fiction und ausgefallener Faschingsverkleidung ist, nimmermüde durchs Land, will den kümmernden Landesvater geben. Seinen Job als Regierungschef hat er sicher - aber wie stark werden Söder und die CSU künftig sein?
Landtagswahl Bayern 2023 - die Spitzenkandidaten: Katharina Schulze (38, Grüne) und Ludwig Hartmann (44, Grüne)
Auch bei den Grünen gibt es keine Veränderung: Die Partei geht mit ihrem schon bekannten Spitzenduo ins Rennen. Schulze ist wohl der auffälligere Part der Doppelspitze: In Reden und Debatten ist sie derart kämpferisch und engagiert, dass politische Kontrahenten oft die Augen verdrehen. Das aber ist Schulze, die 2013 erstmals in den Landtag eingezogen war und seit 2017 Fraktionschefin ist, völlig gleich. Sie gilt als fleißige Arbeiterin, die sich leidenschaftlich für ihre Überzeugungen einsetzt.
Kritiker werfen ihr bisweilen aber eine zu karrierebewusste Lebensplanung vor. Schulzes Kollege Ludwig Hartmann sitzt seit 2008 im Landtag, gilt dort als versierter Energie- und Klimaexperte. Hartmann gilt ebenfalls als ein Mann markiger Worte, der wenn nötig auch vor Streit nicht zurückschreckt. Die lauten Attacken auf Söder & Co. überlässt er aber oftmals lieber Schulze.
Landtagswahl Bayern 2023 - die Spitzenkandidaten: Hubert Aiwanger (52, Freie Wähler)
Ohne Hubert Aiwanger geht bei den Freien Wählern (FW) nichts. Der Agraringenieur ist in Personalunion FW-Landesvorsitzender, Bundesvorsitzender - und seit 2018 bayerischer Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident. Nebenbei mischt er sich auch gerne in allen agrarpolitischen Fragen ein, beim Kampf gegen den Wolf sowieso. Im Kabinett gibt der Niederbayer mit seinem unbeschreiblichen Dialekt das eingespielte Duo mit Söder - und umgekehrt.
Im Landtag hält er auch lange Reden ohne jedes Manuskript. In Bierzelten und auf anderen großen und kleinen Bühnen ledert er dagegen gerne engagiert bis polemisch gegen die Ampel-Regierung in Berlin. Mit seiner „Demokratie zurückholen“-Äußerung auf einer Kundgebung in Erding hat er sich massive Kritik eingehandelt - er selbst sieht diese freilich als überzogen an und sich selber im Recht. Derzeit sieht alles danach aus, als könnte Aiwanger auch nach der Wahl weiter mit der CSU regieren. Sein großes Ziel, die Freien Wähler in den Bundestag zu führen, hat er aber noch nicht erreicht.
Landtagswahl Bayern 2023 - die Spitzenkandidaten: Katrin Ebner-Steiner (44, AfD) und Martin Böhm (58, AfD)
2018 hatte die AfD auf einen bayernweiten Spitzenkandidaten verzichtet. Diesmal entschied sie sich anders - auch deshalb, um in den sonst so kritisierten Medien ebenso mit ihrem Spitzenpersonal vorzukommen wie alle anderen. Der Kurs der Partei weist dabei immer weiter nach ganz rechts außen: Sowohl Ebner-Steiner als auch Böhm werden dem offiziell aufgelösten, völkisch-nationalen „Flügel“ zugerechnet. Vor allem Ebner-Steiner gilt als Vertraute von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke aus Thüringen.
Sie ist dabei eines der bekanntesten Gesichter der Bayern-AfD. Nach der Landtagswahl 2018 wurde sie zunächst Fraktionschefin und konnte sich dort bis Herbst 2021 halten - dann aber wurde sie, weil inzwischen das gemäßigtere Lager die Mehrheit hatte, abgewählt. Nun sind die „Flügler“ wieder auf dem Vormarsch.
Landtagswahl Bayern 2023 - die Spitzenkandidaten: Florian von Brunn (54, SPD)
Er hofft angesichts der SPD-geführten Bundesregierung auf einen Kanzlerbonus - und doch muss Florian von Brunn nun erstmals auch persönlich bei einer Landtagswahl liefern. Im April 2021 hatte er den SPD-Landesvorsitz übernommen, auf den er so lange hingearbeitet hatte, zusammen mit Ronja Endres. Das Duo setzte sich damals gegen den amtierenden Generalsekretär Uli Grötsch durch. Im Mai 2021 griff von Brunn auch nach dem Fraktionsvorsitz im Landtag - und gewann eine Kampfabstimmung gegen den damaligen Amtsinhaber Horst Arnold, wenn auch nur knapp mit 12 zu 10 Stimmen.
In diesem Mai wurden von Brunn und Endres als Parteivorsitzende bestätigt. Fakt ist aber: Wegen seines forschen Auftretens und seines großen Ehrgeizes war von Brunn auch partei- und fraktionsintern nie unumstritten. Politische Gegner kritisieren ohnehin seine oftmals von lauten Attacken und Angriffen geprägten Reden im Landtag.
Landtagswahl Bayern 2023 - die Spitzenkandidaten: Martin Hagen (41, FDP)
Der FDP-Landtagsfraktionschef ist extrem redegewandt, argumentiert überzeugend - und kann quasi auf eine FDP-Karriere aus dem Bilderbuch verweisen: Politik-Studium, Arbeit in einer Unternehmensberatung, Pressesprecher der bayerischen FDP-Landesgruppe im Bundestag, acht Jahre lang Hauptgeschäftsführer der bayerischen FDP, dann wieder selbstständiger Strategie- und Kommunikationsberater. Und dann 2018 der große Erfolg: Als Spitzenkandidat führte Hagen die FDP nach fünf Jahren Pause zurück in den Landtag.
In einer Urwahl hatte er sich damals gegen eine ganze Reihe von Mitbewerbern durchgesetzt, am Ende in einer Stichwahl auch gegen den ehemaligen Landeschef. Heute ist Hagen die unbestrittene Führungsfigur der Bayern-FDP, er sitzt zudem im Bundesvorstand. Nun aber steht er vor einer entscheidenden Bewährungsprobe: Schafft er am 8. Oktober mit seiner Partei den Wiedereinzug in den Landtag?
dpa





