Prozess um zweimalige Vergewaltigung
Einsatz bei Traunsteinerin (27): Angeklagter drohte sogar der Polizei mit seinen „Freunden“
Traunstein - Ein 27-Jähriger steht ab dem heutigen Mittwoch (23. April) vor dem Landgericht: Er soll in Traunstein gleich zweimal eine Frau vergewaltigt haben - aber auch wegen Körperverletzung oder Hausfriedensbruch muss er sich verantworten.
Update, 20.05 Uhr – Angeklagter drohte Polizei
Der letzte Zeuge für den heutigen Verhandlungstag, ein Polizeibeamter, wurde im Dezember 2022 zur Wohnung der 37-jährigen Traunsteinerin gerufen. Sie konnte gerade noch einen Notruf absetzen, denn der Angeklagte sei wieder übergriffig geworden. „Wir sind mit Verdacht auf häusliche Gewalt zur Wohnung der Traunsteinerin gefahren. Wir haben dann bei den Nachbarn geläutet und sind die Treppen hoch. Schon im Treppenhaus fanden wir Lebensmittelreste“, so der Polizist.
Man habe geklopft und geklingelt, bis der Angeklagte aufgemacht hatte. Er beteuerte, dass alles in Ordnung sei. Gestikulationen der Geschädigten hätten das Gegenteil gezeigt, weshalb die Polizei in die Wohnung kam. Der Angeklagte hat laut Polizei versucht, die 37-Jährige gegen ihren Willen zu küssen, weshalb sie sich an die Kollegin des Zeugen klammerte. Die Beamten fanden die Traunsteinerin in Tränen aufgelöst vor, weshalb es schwierig war, die Sachlage zu klären. Auf der Wange haben man Rötungen festgestellt, die auf Schläge hindeuteten.
Der 27-Jährige war beim Eintreffen der Polizei alkoholisiert und wirkte verwirrt. Ein Kontaktverbot wollte der Palästinenser vor Ort nicht unterschreiben. Er habe außerdem gedroht, bei Anzeige, seine vier afghanische Freunde anzurufen - „Er hat gesagt, dann würden wir sehen, was passiert“, so der Polizist. Nachdem der Angeklagte von der Geschädigten getrennt wurde, habe dieser gegenüber dem Polizisten Suizidgedanken geäußert. Deshalb wurde der 27-Jährige von zwei weiteren anwesenden Kollegen, hinuntergebracht und eingewiesen.
Der Prozess um die mutmaßliche zweimalige Vergewaltigung einer Traunsteinerin wird am 2. Mai ab 9 Uhr vor dem Landgericht fortgesetzt.
Update, 17.36 Uhr – Opfer sagt vor Gericht aus
Gleich als erste Zeugin war die Geschädigte selbst an der Reihe, eine 37-jährige Traunsteinerin. Doch nach einem Antrag ihres Rechtsanwalts Manfred Kösterke, wurden Öffentlichkeit und Presse von ihrer Vernehmung ausgeschlossen. Schließlich ging es dabei auch um intime Details aus der gemeinsamen Beziehung, die die Frau mit dem Angeklagten von Dezember 2021 bis Oktober 2022 führte.
Danach rief das Gericht als Zeugin, die Beamtin für Sexualdelikte, der Polizeiinspektion Traunstein in den Saal, welche die Geschädigte zu den Tathergängen vernommen hat. Der Angeklagte 27-Jährige soll sie mehrmals vergewaltigt haben, aber bestreitet vor Gericht die Vorwürfe. Insgesamt wurde die Traunsteinerin dreimal von der Beamtin vernommen. Sie war mit ihrem Anwalt vor Ort in der Polizeiinspektion und hat geschildert, dass sie ab 2021 in Beziehung mit dem Angeklagten war, allerdings ursprünglich keine längere Beziehung geplant hatte. Es sei allerdings schwierig gewesen, den Palästinenser auf Abstand zu halten. Er habe gewusst, wie ihr Dienst aussieht und sie telefonisch immer wieder kontaktiert, auch spätabends.
Ab Juni 2022 sei es zu einer Wendung gekommen. Der Angeklagte habe sich aggressiv verhalten und es sei zu einem Wutausbruch gekommen. Nach einer längeren Coronaerkrankung soll der 27-Jährige sehr fürsorglich gewesen sein, was sie von ihrer Familie nicht gekannt habe und sich daher geschmeichelt fühlte. Die 37-Jährige hatte sich eher positiv über den Angeklagten ausgesprochen. Bei der dritten Vernehmung hat die Geschädigte angegeben, sich immer wieder auf das Gute besonnen zu haben und daher das Negative in der Beziehung ausgeblendet zu haben.
Der Geschlechtsverkehr sei normal und ohne Auffälligkeiten gewesen. Es sei einmal zum Luft abdrücken gekommen, aber der Angeklagte habe Rücksicht auf ihre Beschwerden genommen. Die Traunsteinerin gab an, dass der Angeklagte häufig Sex wollte, um sich abzureagieren. Zudem sei es zu weiteren Übergriffen gekommen, welche die 37-Jährige nicht zur Anklage brachte. Die Traunsteinerin schilderte im Zuge der Vernehmung auch die Ereignisse vom 5. November 2022 und dem 25. Dezember 2022.
Am 5. November 2022 habe sie sich auf der L-Couch in ihrem Wohnzimmer befunden und E-Mails gelesen. Zu diesem Zeitpunkt habe bereits keine Beziehung mehr bestanden und der Angeklagte habe versucht, das Handy zu entwenden. Da dies bereits öfters der Fall war, habe sie auf dem Handy einige Apps bereits Passwort gesichert, was ihren Ex-Partner zusätzlich verärgert habe. Daraufhin habe ihr der 27-Jährige Mund und Nase zu gehalten und gegen ihren Willen Sex mit ihr vollzogen. Die Traunsteinerin habe versucht, sich mit den Händen zu wehren.
Die Beamtin hatte außerdem ein Gespräch mit dem Angeklagten, der sie wegen des beschlagnahmten Telefons kontaktiert hatte. Dabei handelte es sich um ein kürzlich gekauftes iPhone. „Er hat immer wieder angerufen und wollte wissen, wann er sein Handy bekommt, weil es ginge um sein Geld. Ich habe ihm geantwortet – es ginge hier auch um seine Schuld. Er meinte, die Schuld liegt bei der Frau. Ich habe ihn dann darauf hingewiesen, dass er für eine Aussage einen Termin benötigt und das nicht am Telefon geklärt werden kann“, schildert die Zeugin. Im Gespräch habe sie den Angeklagten beim Telefonat als manipulativ empfunden und dies auch in der Akte vermerkt.
Als letzter Zeuge fehlt nun noch ein Beamter. Er wurde nach dem Notruf der 37-Jährigen im Dezember 2022 zu ihrer Wohnung in Traunstein gerufen - denn wieder wurde der Angeklagte übergriffig.
Update, 12.19 Uhr – Angeklagter (27) sagt aus
Jetzt ist der Angeklagte am Zug - und er wird sich auch zu den Vorwürfen äußern. Der 27-Jährige hat die Geschädigte auf Facebook kennengelernt und habe sich bis 2022 in einer Beziehung mit der Geschädigten befunden. Am Abend des 11. September kam es zwischen der Geschädigten und dem 27-Jährigen zum Streit. Ähnlich am 5. November 2022: Streit ums Handy habe es gegeben, aber der Sex sei immer einvernehmlich gewesen.
“Ich habe immer wieder für sie gekocht und ihr Geld gegeben”, so der Palästinenser. Aber seine Ex-Freundin hätte ihm schon gedroht, sie wisse, wie sie ihn “fertigmachen” könne. Zu einem weiteren Treffen kam es am 25. Dezember 2022, wo er mit der Geschädigten am Gang gestritten haben soll, da sich Kinder in der Wohnung befunden hatten. Im Zuge des Streits will der Angeklagten seine Ex-Partnerin nur mit einem Finger an ihrem Mund gebeten haben, nicht die Polizei zu rufen. Sie tat es trotzdem. In der Anklage hieß es, er habe ihr Mund und Nase zugehalten, bis ihr schwarz vor den Augen geworden sei.
Was der Angeklagte aber zugibt: Dass er im März 2023 gegen das Kontaktverbot verstieß, das gegen ihn verhängt wurde. Als Nächstes soll schon die Geschädigte, seine Ex-Freundin aus Traunstein, aussagen.
Update, 10 Uhr - Prozess gestartet
Der Prozess um zwei Vergewaltigungen in Traunstein hat begonnen. Auf der Anklagebank sitzt ein schmächtiger Mann im Alter von 27 Jahren, begleitet von seinem Verteidiger Stefan Neudecker. Der Angeklagte stammt aus Palästina, lebt in Grassau und ist Koch. Staatsanwältin Sophie Schützwohl holt zur Verlesung der fünfseitigen Anklageschrift aus.
Der Angeklagte führte laut Staatsanwaltschaft von Dezember 2021 bis Oktober 2022 eine Beziehung mit einer Traunsteinerin: „Sie war von mehrfachen Trennungen und Versöhnungen sowie starker Eifersucht seitens des Angeklagten geprägt“, beginnt Staatsanwältin Schützwohl. Konkret soll es in der Wohnung der Frau in Traunstein zu zwei Vergewaltigungen gekommen sein: am 11. September 2022 und am 5. November 2022.
Im ersten Fall setzte die Ex-Freundin des 27-Jährigen ihn schon vor die Wohnungstür und schob ihm seine Tasche hinterher. Doch dann habe es der Angeklagte doch noch geschafft, die Tür aufzudrücken. Ein Schlag ins Gesicht sei gefolgt, so die Staatsanwältin, dann habe sich die Frau rund 20 Minuten gewehrt, sei vom Angeklagten dann aber doch vergewaltigt worden.
Der zweite Fall am Abend des 5. November 2022: Es sei losgegangen, indem der Angeklagte seiner Ex plötzlich das Handy entrissen habe: „Er begann Nachrichten zu lesen und Apps zu löschen“, so Staatsanwältin Schützwohl. Auf einem Foto sei die Frau in kurzer Hose zu sehen gewesen: „Er wurde zunehmend wütend und aggressiv und schlug der Geschädigten unvermittelt ins Gesicht.“ Danach sei sie wieder vergewaltigt worden.
Am 25. Dezember 2022 habe es dann erneut Streit gegeben. Im Gang vor der Wohnung habe der Angeklagte die Frau bereits an den Haaren gerissen. Ihr sei es noch gelungen, die Polizei zu rufen und ihre Adresse anzugeben, bevor ihr der 27-Jährige das Handy entriss. In der Wohnung habe er die Frau dann herumgezerrt und ihr Nase und Mund zugehalten: „Sie kämpfte mit Panik und Todesangst. Der Geschädigten wurde dabei auch schwarz vor Augen“, so Staatsanwältin Schützwohl.
Im Februar 2023 wurde dann ein Kontaktverbot ausgesprochen, gegen das der Angeklagte per Telefonanruf einmal verstoßen habe. Die Anklage lautet auf Vergewaltigung, Körperverletzung, Nötigung, Hausfriedensbruch und Verstoß gegen das Gewaltschutzgesetz. Jetzt ist der 27-Jährige selbst an der Reihe und kann sich zu den Vorwürfen äußeren.
Vorbericht
Sie waren nicht mal ein Jahr ein Paar, doch laut Staatsanwaltschaft sei die Beziehung von mehrfachen Trennungen, Versöhnungen und starker Eifersucht des Angeklagten geprägt gewesen: Ab dem heutigen Mittwoch (23. April) steht ein 27-Jähriger vor dem Landgericht, weil er seine Ex-Freundin in ihrer Wohnung in Traunstein zweimal vergewaltigt haben soll. Der Angeklagte stammt aus Palästina und wohnt in Grassau.
Am 11. September 2022 und am 5. November 2022 wurde die Frau vom Angeklagten vergewaltigt, so die Staatsanwaltschaft. Auch Schläge ins Gesicht habe die Frau dabei immer bekommen. In einem dritten Fall, am 25. Dezember 2022, habe die Frau schon einen Schlag abbekommen. Obwohl sie es schaffte, noch die Polizei zu rufen, habe sie der Mann dann wieder durch die Wohnung in Traunstein gezerrt und ihr so lange Mund und Nase zugehalten, bis ihr schwarz vor Augen wurde.
Die Verhandlung beginnt um 9 Uhr. Der Palästinenser ist angeklagt wegen Vergewaltigung, Körperverletzung, Nötigung und Hausfriedensbruch. Für den 2. Mai ist ein weiterer Verhandlungstag vorgesehen. chiemgau24.de wird aktuell aus dem Gerichtssaal berichten. (xe/jj)