Eklat auf Bürgerversammlung bringt „Tüpfelchen auf dem i“
Streit um „weggeflexte“ CSU-Infotafel eskaliert: Wonnebergs Bürgermeister will nicht mehr kandidieren
Bisher fand der Streit eher hinter den Kulissen statt, jetzt wurde er auf der Bürgerversammlung von St. Leonhard am Wonneberg aber nochmal öffentlich ausgetragen: Es geht um eine Partei-Infotafel die aus Sicht der CSU „plötzlich weggeflext“ wurde - Vorwürfe, die Bürgermeister Martin Fenninger resignieren lassen. Er will bei der nächsten Wahl nicht mehr kandidieren.
Wonneberg - Die Unionsparteien rechnen Religion insgesamt eine positive gesellschaftliche Funktion zu und wollen das Wirken von Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften schützen. Möglicherweise ist dies mit ein Grund, warum der CSU-Ortsverband Wonneberg fast 75 Jahre lang seine hölzerne Anschlagtafel am östlichen Eingang zum alten Friedhof an der Wallfahrtskirche St. Leonhard neben der Anschlagtafel der Vereine angebracht hatte. Der CSU-Ortsverband ist auch seit rund einem Dreiviertel-Jahrhundert der einzige politische Ortsverband in Wonneberg.
Debatte um CSU-Infotafel eskaliert
Vielleicht war die Tafel dort aber auch nur, weil dieser Anschlagplatz zentral lag, an dem sie jeder Gottesdienstbesucher wahrnahm. Jedenfalls störte diese in all den Jahrzehnten offensichtlich niemanden. Erst aufgrund der Erneuerung der Kirchenmauer musste die dann weichen. Als Ersatz brachte der CSU-Ortsvorsitzende, Altbürgermeister Josef Mayr, in Absprache mit dem amtierenden Bürgermeister Martin Fenninger eine neue, moderner wirkende Alu-Anschlagtafel mit einer nicht genehmigungspflichtigen Werbefläche von 95 auf 95 Zentimeter neben der neuen gemeindlichen Anschlagtafel mit den wichtigen Allgemeininformationen der Gemeinde und der Vereine an.
Mayr hatte dafür die Ärmel hochgekrempelt und die CSU-Tafel, auf der zuletzt nur bunte Ostergrüße des CSU-Ortsverbandes zu sehen waren, montiert. Mayr betonierte die tragenden Pfosten der Tafel fest in den Grünstreifen vor der Kirchenmauer hinter den Anlehnbügeln für die Fahrräder ein, sodass die Tafel in der Nähe des Fußes der neu angelegten Kirchenrampe und damit am Rande des Dorfplatzes stand und sofort ins Auge sprang.
Dritter Bürgermeister Josef Eder hatte mit seiner Bemerkung in der jüngsten Gemeinderatssitzung, er halte die Tafel an dieser Stelle für zu präsent, eine Diskussion losgetreten, der sich dann auch andere Räte anschlossen.
Bürgermeister Martin Fenninger nahm diese Einschätzung zur Kenntnis und sagte in dieser Sitzung zu, gemeinsam nach einem geeigneteren Standort Ausschau halten zu wollen und die Tafel entfernen zu lassen. Allerdings versäumte es der Bürgermeister den CSU-Ortvorsitzenden umgehend zu informieren. Denn der befand sich auf Reisen und kehrte erst am späten Samstagabend wieder heim nach Wonneberg.
Tafel mit Flex einfach umgesägt
Zwei Gemeinderatsmitglieder, die wegen der Aufräumaktion im Bürgerhaus ohnehin schon vor Ort waren, entfernten die Tafel dann aber bereits am Samstagnachmittag. Sie versuchten sie auszumeißeln. Allerdings gelang das nicht. So nahmen sie die Flex zu Hilfe und sägten die Pfosten bodennah einfach um.
Mayr erfuhr davon erst nach seiner Rückkehr am späten Samstagabend und war derart empört über diese Vorgehensweise, dass es zum Streit mit dem amtierenden Bürgermeister gekommen ist.
Der fand zwar hinter den Kulissen statt, wurde aber in der jetzigen Bürgerversammlung nochmals öffentlich ausgetragen. Die CSU-Ortsmitglieder machten dem Bürgermeister Vorwürfe, der wehrte sich und entschuldigte sich dafür, dass er nicht Bescheid gesagt hat. „Ich habe das Entfernen zwar angeordnet, bin aber davon ausgegangen, dass man die Pfosten ausgraben könne.“ Er bedauere, dass die Sache dann derart eskaliert sei. „Es ist ja auch ausgemacht gewesen, dass die Tafel an der genannten Stelle aufgestellt werden darf. Ich möchte, dass Frieden herrscht in der Gemeinde“, betonte Fenninger und bot ein Gespräch mit den CSU-Vertretern an. Allerdings räumte er zugleich ein, dass er sich durch diesen Streit und den damit verbundenen Vorwürfen verunglimpft fühle. Das sei sehr herabwürdigend gewesen.
Wonnerbergs Bürgermeister Martin Fenninger will nicht mehr kandidieren
Letztlich sei es jedoch das Tüpfelchen auf dem i gewesen, das ihn dazu bewogen habe, bei der nächsten Bürgermeisterwahl nicht mehr anzutreten. Es sei nicht einfach, es immer allen recht zu machen. Bei der Unmenge an Aufgaben, die er in seinem Amt neben seiner hauptsächlichen Arbeit als Bauleiter zu erfüllen habe, könne schon mal was schiefgehen.
Mayr, der betonte, dass in seiner 24- jährigen Amtszeit auch nicht immer alles glatt verlief, verteidigte sein Verhalten ebenfalls. „Die Anschlagtafel ist auf einmal nicht mehr da gewesen.“ Darüber habe er sich so sehr geärgert, dass er vor Wut gekocht habe. „Die Tafel wurde in Absprache mit Fenninger aufgestellt und dann einfach weggeflext.“ Im CSU-Ortsverband habe man nichts von dem Entfernen mitbekommen. Jetzt entschuldige er sich für seine Überreaktion und die Vorwürfe, und wolle, dass sich alle nochmals zusammensetzen, damit die Tafel wieder an einem dafür passenden Platz aufgestellt werden kann.
Sein Parteikollege, Michael Frumm-Mayer, wollte klargestellt haben, dass sich die CSU-ler nichts zu Schulden kommen ließen. Es wäre die Aufgabe der Gemeinde gewesen, die CSU aufzufordern, die Tafel zu entfernen. „Diese Hauruckaktion war weder rechtlich noch aus demokratischer Sicht in Ordnung.“
Gemeindereferent Martin Riedl sagte, es sei so viel passiert in letzter Zeit. In arbeitsintensiven Situationen könne auch mal etwas daneben gehen. Die rund zehn Millionen Euro, die die Gemeinde in den letzten Jahren in verschiedene Projekte steckte, zeigten unmissverständlich, dass man viel bewegt und viel erreicht, wenn man als Dorfgemeinschaft an einem Strang zieht. Gezanke helfe niemandem weiter. Dieses Statement brachte Martin Riedl viel Applaus ein. Sebastian Mayer aus Aich meinte dann aber, die Gemeindetafel sei für alle Vereine und Gruppierungen da. Jeder könne da seine Informationen anbringen. Er sehe den CSU-Ortsverband auch als einen Verein an.
Nach Sebastian Mayer gab es keine Wortmeldungen mehr. Im Bürgerhaussaal rührte sich nichts mehr. So blieben Fenningers Ausführungen und der Streitpunkt mit der Anschlagtafel die einzigen Punkte des Abends. Die Wonneberger scheinen aktuell also durchaus zufrieden zu sein. Nach rund zweieinhalb Stunden war die Bürgerversammlung vorbei. Schnell wurden Stühle gerückt, die Tische leerten sich. Vereinzelt suchten Bürger noch das Gespräch mit Fenninger oder mit Kämmerer Bernhard Kraus.
caruso