Keine Spenden mehr
„Überpleite“ – Hilferuf der Grabenstätter „Igel-Mamas“
Die ehrenamtlich betriebene Igelhilfe Grabenstätt stand schon öfters vor dem finanziellen Kollaps, doch mit Spendengeldern und Geschick konnte das Aus stets verhindert werden. Aktuell sieht es aber sehr schlecht aus.
Grabenstätt – Die ehrenamtlich betriebene Igelhilfe Grabenstätt stand schon öfters vor dem finanziellen Kollaps, doch mit Spendengeldern, Glück und Geschick konnte das Aus stets noch abgewendet werden. Aktuell sieht es leider wieder sehr schlecht aus. „Wir sind überpleite, es kommt den ganzen Monat keine Spende mehr rein, das hat es so noch nie gegeben“, bedauert „Igel-Mama“ Elisabeth Hüller, die sich mit ihrer Kollegin Monika Freimuth seit Jahren mit viel Herzblut und Akribie um unterernährte, kranke und verletzte Igel kümmert.
Futterkosten haben sich verdoppelt
Angesichts des Ukraine-Krieges, der Energiekrise und den damit verbundenen Preissteigerungen für Gas, Öl und Lebensmittel seien die Leute wohl verunsichert und würden ihr Geld zusammenhalten, mutmaßt Hüller. Die ausbleibenden Spenden seien besonders schlimm, weil sich die Futter-Kosten fast verdoppelt hätten. Auch Medikamente und Tierarztbesuche würden immer teurer, von den Heizkosten ganz zu schweigen. Während ein halbwegs gesunder Igel ein bis zwei Euro am Tag koste, schlage die Erstbehandlung eines verletzten Tieres oft mit 20 bis 30 Euro zu Buche, so Freimuth. Das Igel-Konto sei schon leer.
Nichtsdestotrotz treffen fast täglich neue Igel aus nah und fern ein, und das obwohl die Igelstation schon aus allen Nähten platzt. Überall türmen sich die Kartons und Schachteln, im Igel-Zimmer, wo die Tiere täglich gewogen, fachkundig untersucht und behandelt werden, in der Garage, im Gang und sogar auf der Toilette. „Teilweise stehen sie sogar übereinander“, so Hüller. Auch das Freigehege, in dem die fitteren Igel auf den Winterschlaf vorbereitet werden, ist gut belegt. Aktuell sind in der Igelhilfe Grabenstätt über 60 Igel untergebracht. Hinzu kommen fast noch einmal so viele in den Außenstationen in Bernau (17), Engelsberg (29) und Traunstein (zwölf).
Freilebende Igel, die aktuell nur 300 oder 400 Gramm wögen, hätten keine Chance den Winter zu überstehen, erzählt Hüller, während ihre Kollegin den kleinsten Igel „Jan“ behandelte, der am 5. Oktober mit nur 120 Gramm abgegeben worden war und nun schon doppelt so viel wiegt. 800 oder 900 Gramm sollten die stacheligen Vierbeiner schon auf die Waage bringen, ansonsten würden sie im Februar und März hungrig aufwachen und nichts zu fressen finden, so Hüller.
Da die Igel draußen nun viel Energie dafür aufwenden müssten, sich warm zu halten, würden sie jetzt auch nicht mehr richtig zunehmen. Nach den ersten kalten Nächten bekämen sie zu allem Überfluss auch oft noch Durchfall. Mit geschwächtem Immunsystem seien sie zudem anfällig für Krankheiten und Parasitenbefall.
Auch der vergangene extrem trockene und heiße Sommer war ein Problem, da die Igel nicht genügend Wasser und Nahrung wie Insekten, Käfer und Schnecken gefunden haben. „Alles Fressbare ist vor der Hitze geflohen und in der Erde verschwunden“, so Hüller. Etwas Positives haben Hüller und Freimuth aber auch zu berichten, denn die von Rasenmährobotern verursachten schweren, oft irreversiblen Kopfverletzungen sind heuer deutlich weniger aufgetreten. Einige Wunden seien aber auf Rasentrimmer und Tierbisse zurückzuführen.
An Privatleben nicht zu denken
An ein Privatleben, Freizeit oder Urlaub ist für die selbstlosen Igelhilfe-Damen nicht zu denken. Von sieben Uhr morgens bis 22 Uhr sind sie täglich für ihre Schützlinge da, was so langsam an die Substanz geht. Freiwillige Helfer werden händeringend gesucht. Eigentlich nimmt die Igelstation nur Igel auf, deren Finder versprechen, die Tiere im Frühjahr auch wieder am Fundort auszusetzen – es sei denn, dieser befindet sich an einer stark befahrenen Straße.
Dann gibt es eine Umsiedelung. „Igelfreunde fragen auch immer häufiger an, ob sie im Frühjahr einen Igel bekommen könnten, weil sie im eigenen Garten keinen mehr haben“, verrät Hüller.